Die
Nachfolge der Marienschul-Direktorin Dr. Maria Moormann trat Theresia
Kampelmann in dem geschichtsträchtigen und schwierigen Jahr 1948 an. Sie
hatte lange und erfolgreich mit ihrer Vorgängerin zusammen gearbeitet.
Wer war Theresia Kampelmann?
Sie wurde 1890 in Marten bei Dortmund geboren, wuchs allerdings
in Warendorf auf, denn nach dem frühen Tod ihrer Eltern lebte sie in der
Familie des Bäckermeisters Heinermann.
Nach ihrer Ausbildung als Volksschullehrerin lehrte sie in Hamm
und Meggen und kam 1918 an die Marienschule in Warendorf. Sie hatte noch
keine akademische Ausbildung, das war damals nicht nötig, denn die
Marienschule war noch keine vollakademische Schule. Als sich aber
abzeichnete, dass auch die Marienschule zu einem Lyzeum ausgebaut werden
sollte, entschloss sich Theresia Kampelmann 1924 Französisch, Englisch
und Geschichte an der Universität in Münster zu studieren. 1930, nach
dem 2. Staatsexamen, kehrte sie an die Marienschule zurück. Mit ihr
hatte die Schule nun genügend vollakademisch ausgebildete Lehrer, um
selbst die Prüfungen zur Mittleren Reife, also dem Einjährigen, abnehmen
zu können. Das war für die Schule ein wichtiger Schritt zu
moderner Mädchenbildung. Hier auf dem Lande hatte die Ausbildung der
Mädchen bislang das Hauptziel gehabt, die Schülerinnen für ihre
Lebensaufgabe als Hausfrau und Mutter vorzubereiten. Viele junge Mädchen
hatten damals aber gar nicht die Möglichkeit zu heiraten, weil zu viele
junge Männer im 1. Weltkrieg gefallen waren.
Die Mittlere Reife war eine gute Grundlage für eine
qualifizierte Berufsausbildung. Und wie wir bei Frau Dr. Moormann schon
gehört haben, konnte ab 1941 auch an der Marienschule das Abitur gemacht
werden.
Frl. Kampelmann war eine sehr zielstrebige, unnachgiebige
Lehrerin. Die Mädchenausbildung an der Marienschule sollte dem Standard
des Gymnasium Laurentianum in nichts nachstehen.
Als ich 1951 auf die Marienschule kam, habe ich Theresia
Kampelmann als eine Direktorin erlebt, die nicht nur Autorität
ausstrahlte, sie war Autorität, Persönlichkeitsautorität und
Amtsautorität. Ihr widersetzte sich niemand!!! Wenn die Direktorin in
Treppenhaus erschien, verstummten alle Gespräche und keine Schülerin
hätte ein lautes Lachen gewagt, denn einen Tadel wollte sich niemand
einhandeln. Jede Kleinigkeit hatte Frau Direktorin Kampelmann an ihrer
Schule im Blick. Die Erfahrung musste ich als kleine Sextanerin auch
eines Tages machen - ich wurde „11 Uhr 20 a`mon Büro“ bestellt. Ohne mir
einer Schuld bewusst zu sein, ging ich mit schlotternden Knien in das
Direktorinnenbüro und erfuhr von ihr, dass ich meinen Turnbeutel über
Nacht an der Garderobe hängen gelassen hatte. Dafür bekam ich eine
10minütige Moralpredigt, die damit endete: Und das, wo doch schon deine
Mutter Marienschülerin war!!
Auch in unserer Freizeit mussten wir Marienschülerinnen uns
nach den strengen Schulregeln richten. Es war selbstverständlich, dass
wir alle Lehrerinnen auf der Straße mit einem ordentlichen Knicks - mit
dem rechten Knie bitte - grüßten und wehe der Schülerin, die auf der
Straße mit einem Eis auf der Hand erwischt wurde - eine Marienschülerin
leckt auf der Straße kein Eis!
Nur einmal im Jahr wagten wir es, uns den strengen Schulregeln
zu widersetzen: Am Rosenmontag! Wir ignorierten das Schellen nach der
großen Pause, formten einen wohlgeordneten Kreis auf dem Schulhof,
schritten im Ringelrein und sangen die neuesten Karnevalslieder. Resi
Windelen hatte wundersamer Weise ihre Quetschkommode dabei und spielte
ein vielseitiges Karnevals-Potpourri. Frau Direktorin Kampelmann
erschien an der Schultür, klatschte energisch mahnend in die Hände und
rief: „Der Unterricht hat begonnen!“, was wir ungefähr 7½ Minuten lang
ignorierten. Dann hatte die Rosenmontagsfreiheit ein Ende und wir
stellten uns ordentlich zwei und zwei auf und gingen vorbei an den
strafenden Lehrerblicken in unsere Klassen und freuten uns insgeheim
schon auf den nächsten Rosenmontag.
Ihre Unterrichtsstunde dauerte genau 45 Minuten, in denen
konzentriert gearbeitet werden musste. Ich bekam die Frau Direktorin
Kampelmann in Quarta in Französisch und ich habe meine Leben lang von
dieser guten Grundlage profitiert. Sie ließ keine Nachlässigkeiten
durchgehen, e und e´ mussten fein auseinander gehalten werden und wir
hätten es nie gewagt, die Vokabeln nicht zu lernen, sie hätte es sofort
gemerkt.
Ihr ganzer Einsatz galt ihrer Schule. Bei all ihrer Strenge
hatte sie für die Sorgen und Nöte der Schülerinnen stets ein offenes
Ohr. Nach außen hin repräsentierte sie ihre Marienschule durch ihre
stattliche, immer dezent elegante Erscheinung sehr beeindruckend. Bei
offiziellen Anlässen war sie, genau wie Frau Schwerbrock, schon von
weitem an ihrem großen Hut zu erkennen.
Bei ihrer Pensionierung 1956 würdigte ihr Vetter, der
Warendorfer Bürgermeister Josef Heinermann, ihre Verdienste um die
Weiterentwicklung des Lyzeums und um die Bildung und Erziehung der
Marienschülerinnen. 600 Schülerinnen nahmen im Theater am Wall Abschied
von ihrer gestrengen, aber immer gerechten Direktorin, die 37 Jahre lang
an der Marienschule unterrichtet hatte. Es war nicht zuletzt ihr
Verdienst, dass die Marienschule Warendorf sich zu einer der
angesehensten Mädchenschulen des Landes entwickelt hatte.
Theresia Kampelmann verließ Warendorf und verbrachte ihren
Lebensabend in Hamm. Die Entwicklung „ihrer Schule“ verfolgte sie sehr
genau und ließ es sich nicht nehmen, dem Kollegium zu jedem Nikolaustag
eine Tüte Spekulatius zu schicken. Selbstverständlich nahm sie an den
jährlichen Pensionärstreffen teil. Wie ein lebendes Geschichtsbuch
erzählte sie dann anschaulich aus der bewegten Geschichte der
Marienschule, die ja in der Kaiserzeit ihren Anfang genommen hatte.
1985, kurz vor ihrem 95. Geburtstag, verstarb Theresia
Kampelmann und wurde in Hamm unter Anteilnahme vieler ehemaliger
Kollegen und Schülerinnen zu Grabe getragen.
Heinrich Blum, von allen "Mister Blum" genannt
Franz Joseph
Zumloh, der Begründer des Josephshospitals
Maria Anna
Katzenberger und Heinrich Ostermann
Hermann Josef
Brinkhaus,
Gründer der Firma Brinkhaus
Eduard
Wiemann und die Villa Sophia
Anna
Franziska Lüninghaus, Gründerin der Marienstiftung
Wilhelm
Zuhorn, Geheimer Justizrat und Geschichtsforscher
Bernard
Overberg, der Lehrer der Lehrer
Arthur
Rosenstengel, Seminarlehrer, Musikerzieher und Komponist
Pauline
Hentze, Begründerin der Höheren Töchterschule
Franz
Strumann, Pastor und Förderer der höheren Mädchenbildung
Dr. Maria
Moormann, die mutige Direktorin der Marienschule
Josef Pelster,
der Schulrat und Naturfreund
Wilhelm
Diederich, Bürgermeister von 1869-1904
Hugo
Ewringmann, Bürgermeister von 1904-1924
Theodor
Lepper, Stadtrendant und Retter in den letzten Kriegstagen
Clara Schmidt,
Kämpferin für die Frauenliste im Stadtparlament
Elisabeth
Schwerbrock, eine hochengagierte Stadtverordnete,
Eugenie
Haunhorst, die Kämpferin für ihre Heimatstadt
Paul Spiegel,
Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland
Paul
Schallück, der vergessene Nachkriegsschriftsteller
Heinrich
Friedrichs, ein Warendorfer Künstler
Theo
Sparenberg, Kinokönig und Tanz- und Anstandslehrer
Wilhelm
Veltman, Retter der historischen Altstadt
Rainer. A. Krewerth, ein schreibender Heimatfreund
Prof. Dr. Alfons
Egen
ein begnadeter Lehrer und Heimatfreund
Änneken Kuntze und ihre Schwester Lilli
Elisabeth Schwerbrock, Stadtverordnete in Warendorf
Anni Cohen und ihre Familie - von Warendorf nach Südafrika und Palästina
Eduard Elsberg erbaute das erste große Kaufhaus in Warendorf