Nach einem Besuch im Gadem am Zuckertimpen lädt im Osten Warendorfs an der Straße nach Bielefeld das Torschreiberhaus zum Besuch ein. Die Stadt Warendorf hatte seit dem 17. Jahrhundert neben den Pförtnern an den vier Stadttoren noch Torschreiber, die u.a. für die Kontrolle der Akzisen (indirekte Steuern) und der Imposten (städtische Einfuhrsteuern) eingesetzt waren und die das für die Benutzung von Straßen und Brücken fällige Pflaster- und Brückengeld einzogen.
Mit der Auflösung des Fürstbistums Münster 1803 gelangte Warendorf an Preußen, zwischendurch an das Großherzogtum Berg und schließlich 1812 endgültig an Preußen. Für die Stadt bedeutete das den Verlust des Rechtes, für den eigenen Haushalt Akzisen und Einfuhrsteuern zu erheben, die jetzt an den Staat flossen. Nach der preußischen Steuerreform von 1820 war in Warendorf als indirekte Steuer u.a. die Mahl- und Schlachtsteuer zu erheben. Für deren Kontrolle waren staatliche Torkontrolleure zuständig. Es ist noch nicht ganz klar, ob in dem unter Bürgermeister Schnösenberg 1822 am Osttor errichteten Torschreiberhaus die städtischen Torschreiber, die weiter das Brücken- und Pflastergeld einnahmen, amtierten oder die staatlichen Torkontrolleure für die Mahl- und Schlachtsteuer. Neben dem Brücken- und Pflastergeld waren die städtischen Torschreiber auch für das Torsperrgeld zuständig, das Bürger zu zahlen hatten, wenn sie nach dem abendlichen Schließen der Stadttore nachts Einlass begehrten. Das Torsperrgeld wurde für die städtische Armenkasse erhoben.
Nach abgeschlossener Restaurierung des Hauses in den Jahren 2005/06 bekommt man heute einen lebendigen Eindruck von dem bescheidenen Leben der damaligen "Torschreiber". Möbel und Gebrauchsgegenstände aus der damaligen Zeit, aber auch alte Quittungsblöcke Bildtafeln und Modelle lassen das Leben im frühen19. Jahrhundert in Warendorf lebendig werden. Man sieht z. B. eine offene Feuerstelle in der Küche, an der die Mahlzeiten zubereitet werden konnten oder die Schlafkammer mit dem Fußwärmer, der mit offener Glut beheizt wurde. Besonders sehenswert ist auch ein mechanischer Webstuhl. Zwar ist es nicht sicher, ob ein solcher zu dieser Zeit im Torschreiberhaus vorhanden war. Allerdings wurde zu dieser Zeit in vielen Häusern gewoben, da die Textilindustrie die wichtigste Erwerbsquelle in Warendorf war. Von daher ist seine Verwendung auch im Torschreiberhaus wahrscheinlich.
Das dezentrale Stadtmuseum ist an Sonn- und Feiertagen von 15.00
bis 17.00 geöffnet.
Besonderheiten: Keine Öffnung am 24., 25. u. 26.12. und am
01.01., und in den Tapetensälen (Klosterstraße) nicht am Tage
Mariä Himmelfahrt. Am Tag des Offenen Denkmals (2. Sonntag im
September) durchgehend von 11:00 - 17:00 Uhr