Der Preußische Hofrat Dr. med. Franz Josef Katzenberger
(1767-1836) und seine Ehefrau Anna Elisabeth geb. Schmitz (1781-1849)
aus Amsterdam hatten nur eine Tochter: die hoffnungsvolle Maria Anna.
Sie bewohnten das prachtvolle Haus an der Ritterstraße 692, heute
Klosterstraße 7.
Es war im Jahr 1820, als die 17jährige Maria Anna Katzenberger
sich unsterblich in den jungen Premierleutnant Gottfried Heinrich
Ostermann (geb. 1793 in Hamm) verliebte. Er diente im 12. Husaren
Regiment, das von 1816-1832 in Warendorf lag. Gottfried Heinrich
Ostermann war als königlich preußischer Premierleutnant sehr tüchtig und
hatte aus den Befreiungskriegen 1813-1815 das Eiserne Kreuz mitgebracht.
All seine Verdienste halfen ihm nichts, die Eltern Katzenberger stimmten
einer Hochzeit nicht zu, denn Ostermann war evangelisch. Außerdem war
für den vermögenden Hofrat der arme Leutnant nicht standesgemäß. Und als
Holländerin war die Hofrätin sowieso schlecht auf preußisches Militär zu
sprechen. Sie versuchte mit allen Mitteln diese Liaison zu verhindern.
Außerdem war es abgemacht, dass Maria Anna den jungen Assessor
Forckenbeck heiraten sollte, den Sohn des Oberpräsidenten aus Münster.
Ein viel versprechender junger Mann, der später Bürgermeister von
Breslau und Oberbürgermeister von Berlin wurde und danach Präsident des
Abgeordnetenhauses in Berlin.
Maria Anna und Gottfried Heinrich aber fühlten sich füreinander
bestimmt. Um ihr Glück zu erzwingen, ließ Maria Anna sich von ihrem
Herzallerliebsten entführen. Mit einer Leiter stieg sie aus ihrem
Fenster im 2. Stock auf der Rückseite ihres Elternhauses. Am Emsufer lag
ein Kahn, der mit zwei Soldaten bemannt war. Am jenseitigen Ufer hielt
eine Kutsche, die das verliebte Paar nach Arnsberg brachte, wo Maria
Anna bei Ostermanns Schwester, einer Pastorenfrau, Unterschlupf fand.
Natürlich verbreitete sich die Nachricht von der Flucht der
Hofratstochter schnell in ganz Warendorf - welch ein Skandal. Auch Maria
Anna fühlte sich ganz und gar nicht wohl in ihrer Situation, so etwas
tat eine wohlerzogene Tochter einfach nicht. Sie bat ihre Eltern um
Verzeihung und hoffte, wieder nach Hause zu kommen zu dürfen. So einfach
konnte sie aber nicht „vor der Welt“ zurückkommen. Nur eine schnelle
Heirat konnte helfen. In der Laurentiuskirche wurde die geplante
Eheschließung „einmal für dreimal“ verkündet und am 10. Oktober 1820
richteten die Eltern Katzenberger ihrer einzigen Tochter eine glanzvolle
Hochzeit aus, sicher schon im schönen Gartensaal, aber ohne die
prächtigen Bildtapeten, denn die wurden erst vier Jahre später
angebracht.
Mit der Heirat musste Gottfried Heinrich Ostermann eine Kaution
stellen, um im Regiment bleiben zu können. Die wohlhabenden
Katzenbergers verweigerten ihm aber das Geld, die Verbitterung war zu
groß. So musste der hoffnungsvolle Offizier seine Uniform schweren
Herzens ausziehen und eine Stelle als Kreissekretär in Ahaus annehmen.
Ein schweres Los für einen jungen Mann, der seine schmucke Uniform und
das flotte Offiziersleben so geliebt hatte. Und ein Posten, der wenig
Geld einbrachte. Es schmerzte Gottfried Heinrich unendlich, dass er
seiner über alles geliebten Maria Anna kein sorgenfreies Leben bieten
konnte, zumal sie in ihrer Jugend nie Grund zum Sparen gehabt hatte.
Und ein anderes Problem war sehr schmerzlich. Das junge Paar
hatte schon bei der erzwungenen Hochzeit einwilligen müssen, die
Erziehung ihrer Kinder zur Sicherung einer katholischen Erziehung ab dem
5. Lebensjahr in die Hände der Großeltern Katzenberger zu legen. So kam
es, dass die vier ältesten Töchter im heutigen Haus Klosterstraße 7,
damals noch Ritterstraße, aufwuchsen. Die beiden jüngeren Kinder durften
bei den Eltern bleiben. Die Großeltern Katzenberger sorgten sehr gut für
die Kinder. Die Mädchen bekamen eine umfassende humanistische und
musikalische Ausbildung und gediehen prächtig. So wundert es nicht, dass
der erfolgreiche Kaufmann Hermann Josef Brinkhaus (1819-1885) ein Auge
auf die sympathische und selbstbewusste Johanna Ostermann (1823-1911)
warf, als diese gerade ihre Großtante Jeannette in Borghorst besuchte.
Er folgte ihr nach Warendorf und 1844 wurde Hochzeit gefeiert.
Das war der Anfang der Textil-Dynastie Brinkhaus in Warendorf.
Autorin: Mechtild Wolff
Quellen: Chronik der Familie Ostermann
und Erzählungen der Tochter Sophie Lohmann geb. Brinkhaus
Heinrich Blum, von allen "Mister Blum" genannt
Franz Joseph Zumloh, der Begründer des Josephshospitals
Maria Anna Katzenberger und Heinrich Ostermann
Hermann Josef Brinkhaus,
Gründer der Firma Brinkhaus
Eduard Wiemann und die Villa Sophia
Anna Franziska Lüninghaus, Gründerin der Marienstiftung
Wilhelm Zuhorn, Geheimer Justizrat und Geschichtsforscher
Bernard Overberg, der Lehrer der Lehrer
Arthur Rosenstengel, Seminarlehrer, Musikerzieher und Komponist
Pauline Hentze, Begründerin der Höheren Töchterschule
Franz Strumann, Pastor und Förderer der höheren Mädchenbildung
Dr. Maria Moormann, die mutige Direktorin der Marienschule
Josef Pelster, der Schulrat und Naturfreund
Wilhelm Diederich, Bürgermeister von 1869-1904
Hugo Ewringmann, Bürgermeister von 1904-1924
Theodor Lepper, Stadtrendant und Retter in den letzten
Kriegstagen
Clara Schmidt, Kämpferin für die Frauenliste im Stadtparlament
Elisabeth Schwerbrock, eine hochengagierte Stadtverordnete,
Eugenie Haunhorst, die Kämpferin für ihre Heimatstadt
Paul Spiegel, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in
Deutschland
Paul Schallück, der vergessene Nachkriegsschriftsteller
Heinrich Friedrichs, ein Warendorfer Künstler
Theo Sparenberg, Kinokönig und Tanz- und Anstandslehrer
Wilhelm Veltman, Retter der historischen Altstadt
Rainer. A. Krewerth, ein schreibender Heimatfreund
Prof. Dr. Alfons Egen
ein begnadeter Lehrer und Heimatfreund