Johann Peter Stoffels - der begnadete Weber des nahtlosen Hemdes
von Mechtild Wolff

Johann Peter Stoffels wurde am 1.12.1817 als Sohn
eines Heimwebers in Saeffelen geboren. Er wuchs mit der Hausweberei auf und lernte das Weberhandwerk bei einem guten Lehrmeister, der von dem Talent seines Schülers sehr beeindruckt war. Nach der Lehre ging er auf Wanderschaft und vervollkommnete seine Fähigkeiten in der Gebildweberei. Wieder zurück in seinem Heimatdorf gelang es ihm 1843 aus maschinell gesponnenem, englischem Leinengarn nadelfrei und nahtlos ein Leinenhemd zu weben. Dazu war er wohl bei einer Wallfahrt zu „Heiligen Rock“ nach Trier abgeregt worden. Auf der Gewerbeausstellung in Aachen wurde er für seine kunstvollen Webprodukte mit einer Prämie von 180 Rthl und einer Erstattung der Reiskosten ausgezeichnet.

 Schon 1844 bekam Peter Stoffels eine Einladung nach Berlin zur „Deutschen Bundes- und Zollvereinsausstellung“. Sein nahtloses Hemd wurde dort als Kunstwerk belobigt. Johann Peter Stoffels aber wollte mehr lernen, nicht nur mehr Weberfähigkeiten, sondern auch mehr Allgemeinwissen. Er richtete an die Direktion der Gewerbeausstellung ein Gesuch, ihm bei seiner Weiterbildung behilflich zu sein. Diesem Gesuch legte er einen gewebten Preußenadler und ein „vollständiges gewebtes Beinkleid ohne Nadelstich“ für den König Friedrich Wilhelm IV. bei. Neben einem Gnadengeschenk von 25 Rthl „als Anerkennung seiner Kunstfertigkeit“ teilte der Regierungspräsident ihm mit, dass „des Königs Majestät Ihnen eine Stelle in der Weberschule zu Elberfeld auf seine Kosten verschafft hat und noch 200 Rthl auf zwei Jahre ausgesetzt hat zum eigenen Unterhalt für diese Zeit….“

Das war eine einzigartige Chance für Johann Peter Stoffels. Mit großem Erfolg und vielen Belobigungen schloss er seine Ausbildung an der Höheren Weberschule ab. 1848 kam er nach Freckenhorst. Welch ein Segen für das kleine Weberstädtchen, das durch die übermächtige Konkurrenz der mechanischen Webereien in England in tiefe Not geraten war! Durch Stoffels Verbindungen bekamen einige ortsansässigen Weber feste Aufträge und wurden angemessen entlohnt. Das war in der Legge leider nicht mehr der Fall gewesen. Johann Peter Stoffels sorgte außerdem für die Weiterbildung der Weber. Er ermunterte Lehrlinge und Gesellen zum Besuch der Fortbildungsangebote in der Sonntagsschule am Gymnasium Laurentianum in Warendorf.

Trotzdem blieb es schwer, durch Handweberei die Familien zu ernähren. Peter Stoffels suchte neue Wege und begann mit der Seidenweberei, die er aus dem Krefelder Raum kannte. Die Kreisverwaltung unterstützte ihn sehr, denn sie versuchte, die Seidenfabrikation im Kreis Warendorf heimisch zu machen. 1855 kaufte der Kreis 1000 Maulbeerpflanzen, die auch in Freckenhorst an verschiedenen freien Plätzen angepflanzt wurden. Das raue westfälische Klima erwies sich dann doch als nicht geeignet für eine Maulbeerzucht. Auch den Freckenhorster Webern machte das Arbeiten mit den feinen Seidenstoffen große Schwierigkeiten. Johann Peter Stoffels entwickelte eine neue Idee: Er gründete eine Schirmfabrikation! Die feine Gesellschaft schätzt elegante Schirme, die Parapluis, außerordentlich. Mit den handgewebten Seidenstoffen produzierte Stoffels über 12.000 Sonnen- und Regenschirme. So verschaffte er mehreren Familien ein regelmäßiges Einkommen und erntete 1880 auf der Gewerbeausstellung in Düsseldorf viel Lob und gute Aufträge. Durch seine Eheschließung mit der Freckenhorsterin Anna Elisabeth Sandhage 1865 stand ihm das Haus Sandhage an der „Rolle“ als Produktionsstätte zur Verfügung. Johann Peter Stoffels starb am 18. November 1890 als hochgeachteter Bürger. An diesen bemerkenswerten Weber und Unternehmer, der fortschrittliches Denken nach Freckenhorst brachte, erinnert heute die Johann-Peter-Stoffels-Straße, die mit Maulbeerbäumen bepflanzt ist. 

 

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