Das zauberhafte Leinentuch mit dem Bildnis der Königin Luise von Preußen
von Mechtild Wolff  

Anlässlich der Textilausstellung „Kette und Schuss“ im Warendorfer Rathaus bekam der Heimatverein eine Leihgabe von ganz besonderer Schönheit, ein Leinentuch in Gebildweberei mit dem Bildnis der Königin Luise von Preußen (1776-1810). Sie ist die wohl populärste Frau der preußischen Geschichte und war schon zu Lebzeiten eine Legende. Lady Di wurde oft mit ihr verglichen, und schon der romantische Dichter August Wilhelm Schlegel nannte Luise die Königin der Herzen. Als Frau des Königs Friedrich Wilhelm III. verwirklichte sie eine eher unaristokratische Lebensweise und legte großen Wert auf ein glückliches Familienleben mit ihren 7 Kindern. Für das Volk blieb sie die jugendliche Schönheit, denn sie starb schon mit 34 Jahren an einer Lungenentzündung. Noch heute kommen Verehrer der Königin Luise zu ihrem Mausoleum im Charlottenburger Schlosspark.

 

Was verbindet Warendorf mit dem Preußischen Königshaus?

Ihrem Ehemann König Friedrich Wilhelm III. hat Warendorf das heutige Münstertor zu verdanken. Diese Toranlage stammte ursprünglich aus der Zisterzienserabtei Marienfeld und fiel 1803 durch die Säkularisierung an den Preußischen Staat. Der tüchtige Warendorfer Bürgermeister Schnösenberg stellte den Antrag, die Marienfelder Säulen am Ortseingang aufstellen zu dürfen und 1823 schenkte  der Preußische König Friedrich Wilhelm III. die Säulen des heutigen Münstertors der Stadt Warendorf.

Auch Luises Sohn, der Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV., war Warendorf sehr verbunden. Er machte 1847 auf der Durchreise in Warendorf Station. Beim Empfang im Festsaal der „Gesellschaft Harmonie“ wurde dem preußischen König der Stifter des Josephs-Hospitals Franz Joseph Zumloh vorgestellt, den er mit der Verleihung des Roten Adlerordens ehrte. Schon 1844 hatte die Firma „Anton Eickholt und Erben“ von Friedrich Wilhelm IV. für ihre Damast-Webwaren auf der Gewerbeausstellung in Berlin den Roten Adler-Orden vierter Klasse erhalten.

Von König Friedrich Wilhelm IV. bekam die „Firma Anton Eickholt und Erben“, die ihre Handweberei an der Langen Kesselstraße hatte,  den Auftrag, Tischwäsche und Mundtücher in feinster Damast- und Gebildweberei anzufertigen. Der Namenszug der Königin wurde eingewebt und eine Abbildung von Burg Stolzenfels am Rhein.

 Vielleicht stammt ja auch das handgewebte Leinentuch mit dem Bildnis der Preußischen Königin Luise aus der Produktion der Firma Eickholt. Königin Luise war schon zu Lebzeiten eine Kultfigur und als ihr zweitgeborener Sohn 1871 der erste Deutsche Kaiser wurde, belebte er zu ihrem 60. Todestag den Luisenkult wieder. Ihr Konterfei wurde für besonders feine Leineweberarbeiten, kunstvolle Porzellanabbildungen und Medaillons benutzt. Dieses Leinentuch kommt aus der Aussteuer der Groß-mutter mütterlicherseits der Leih-geberin Bärbel Buck. Großmutter Anna Fenzl heiratete 1895 den Theodor Hues. Die Leinentücher können allerdings auch schon aus der Aussteuer der Urgroßmutter stammen, die um 1865 heiratete. Der Familie war immer bewusst, dass diese feinen Leinentücher in Gebildweberei etwas ganz Besonderes sind, denn sie wurden nie gebraucht und auch nie gewaschen - ein Glücksfall

 

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