Die
Gründung der Firma Bruns und Debray fällt in das Jahr 1925. Warendorf
war seit Jahrhunderten das Zentrum der westfälischen Textilindustrie.
Nach der Hyperinflation von 1923 und der Einführung der Rentenmark als
stabiler Währung konnten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse 1924
auch in Warendorf wieder stabilisieren. Der Schwerpunkt der heimischen
Textilindustrie lag in der Weberei. „Warum wollen wir nicht die hier
hergestellten Stoffe gleich an Ort und Stelle weiterverarbeiten und
fertige Produkte anbieten?“ Das fragten sich die vier unter-nehmerisch
denkenden Warendorfer Bürger Paul Debray, August Bruns, Paul Oberstadt
und Johannes Bruns. Am 10. September 1925 gründeten sie die Firma „Bruns
und Debray“, die Berufsbekleidung für Industrie, Handwerk und Handel
herstellen sollte. Der Start der Firma wurde überschattet vom
plötzlichen Tod des haftenden Gesellschafters August Bruns am 1. Oktober
1925. Er wurde nur 27 Jahre alt. Sein Vater Johannes Bruns trat an seine
Stelle. Die Geschäftsführung lag bei Paul Debray. Er konzentrierte sich
auf die Bedürfnisse des Ruhrgebiets, dem Zentrum des Kohleabbaus. Der
riesige Bedarf an Berufsbekleidung sicherte der Firma gesunde
Zuwachsraten. Die über 30 Mitarbeiter und viele Heimarbeitskräfte
fertigten ein breit gefächertes, anspruchsvolles
Arbeitskleidungs-Programm für die harte Arbeit unter Tage. Traditionell
wurde in den Zechen die berufsständische Rangordnung durch
unterschiedliche Arbeitskleidung dokumentiert. Der Steiger trug mit
Stolz einen anderen Anzug als der einfache Kumpel. Daneben fertigte die
Firma „Bruns und Debray“ Arbeitsbekleidung für die Landwirtschaft.
1926 erwarb die Firma Bruns und Debray einen Teil der 1925 in Konkurs
gegangenen Lederfabrik Kühn und richtete im alten Webereigebäude der
ehem. Firma Ludorff und Neuhaus an der Bleichstraße eine damals
hochmodere Fertigungsanlage ein mit gut belichteten und beheizten
Arbeitsplätzen. Hier wurde bis 1973 produziert.
Maria Venherm | Kurt Venherm |
1934 schied Johannes Bruns aus, Paul Debray führte mit seiner
Frau Else die Geschäfte nun allein. 1953 wurde der Kaufmann Kurt
Venherm als persönlich haftender Gesellschafter in die Firma
aufgenommen. Er hatte schon in den 1930ern seine Ausbildung bei
Bruns und Debray absolviert und war bis zum Krieg im Außendienst
tätig. Nach seiner
Rückkehr aus der Gefangenschaft stellte ihm seine Ehefrau Maria,
geb. Hagedorn ihren Erbteil an der elterlichen
Landmaschinenfabrik Hagedorn zur Verfügung, damit er sich in die
Kommanditgesellschaft einkaufen konnte. Als der
Gründungsgesellschafter Paul Debray 1956 verstarb, führte Kurt
Venherm die Firma allein weiter. Er weitete das Firmenprogram
aus. Nicht nur der Bergbau wurde mit Berufsbe-kleidung versorgt,
sondern auch Köche, Kellner, Metzger, Frisöre, Eisenbahner etc.
Turbulente Jahre des Wandels brachten die 1970er Jahre, die Ware
musste jetzt SB mäßig verpackt werden und wurde über die
Großmärkte vertrieben. Die Firma beschäftigte ca. 100
Mitarbeiter und hatte einen Zweigbetrieb in Milte. Im März 1973
verstarb ganz plötzlich Kurt Venherm, ein herber Schlag für die
Firma. Seine Frau Maria Venherm übernahm die Geschäftsführung,
zusammen mit ihrer Tochter Karina. 1973 vollzog die Firma den
lange geplanten Umzug an die Niedinckstraße, wo mehr Platz für
eine rationelle Fertigung und Lagerung zur Verfügung stand. 1981
erfolgte dann der Umzug an den Hellegraben. In den 1990er Jahren
spezialisierte sich Bruns und Debray auf Firmenbekleidung mit
eingesticktem Firmenlogo. 2000 verstarb Karina Frankrone geb.
Venherm. Die Firma wurde verkauft.
Heute wird die
Firma „Bruns & Debray“ von Herrn Guido Hilke sehr erfolgreich betrieben.
Sie gehören zu den führenden Herstellern von Berufsbekleidung mit
eingesticktem Firmenlogo.
Textilindustrie in Warendorf
Kette und Schuss - von der Handwebei zur Textilindustrie
„Anton
Eickholt & Erben“ - feine Damast- und Gebildweberei
elegante Damenmode
„Villa Sophia“, später
„Sophienstift“ genannt
"Textilstadt Warendorf"
Geschichte der Firma Brinkhaus (I)
Geschichte der Firma Brinkhaus (II)
Geschichte der Firma Brinkhaus (III)