1796 erwarb Frau Geheimrat Goethe auf der Frankfurter Messe „ein ganz musterhaftes Stück „Warendorfer Tuch“, um daraus für ihren sechsjährigen Enkel August Hemden nähen zu lassen. Diese Leinwand war in der Handweberei „Anton Eickholt und Erben“ in Warendorf gewebt worden.
Die Firma „Anton Eickholt und Erben“ stellte eine neue Entwicklungs-stufe der Handweberei dar. Sie wurde bekannt für feine Leinwand und Damast. Schon früh verwebte Eickholt auch die neue Baumwolle aus Amerika und Ägypten.
Firma
Eickholt beschritt ganz neue Wege, als sie im Jahr 1838 das prachtvolle
Gebäude an der Langen Kesselstraße erbaute, um darin eine Faktorei
einzurichten. Eine Faktorei ist eigentlich der Vor-läufer einer Fabrik.
In diesem Gebäude gab es mehrere Websäle, in denen 35 neue Handwebstühle
mit Schnellschützen aufgestellt waren. Das war schon ein großer Schritt
in Richtung Industrialisierung. Und das war auch bitter notwendig, denn
die Welt änderte sich. In England war 1785 der mechanische Webstuhl
erfunden worden. Es dauerte aber noch lange, ehe die Mechanisierung nach
Warendorf kam. Der konventionelle Leinwandhandel jedoch geriet um 1800
auch hier ins Stocken, denn England nutzte seinen technischen Vorsprung
und jagte auch den Warendorfer Leinenhändlern viele gute Absatzgebiete
ab. Die Firma Eickholt und Söhne hatte offen-sichtlich erkannt, dass sie
nur durch besonders hohe Qualität im Geschäft bleiben konnten. Darum
wurde die neue Faktorei gebaut, wo die Weber im Lohn arbeiteten.
Außerdem webten besonders tüchtige Hausweber für die Firma Eickholt, die
in ihren Häusern auf eigenen Jacquard-Webstühlen arbeiteten. Das
besonders fein gesponnene Garn wurde ihnen von Eickholt geliefert.
Insgesamt klapperten sommertags 250 Webstühle und im Winter sogar 400
Webstühle für die Fa. Eickholt und Söhne. Diese hochqualifizierten Weber
mit ihren schon technisch sehr fortschrittlichen Jacquard-Webstühlen
konn-ten sehr feine Damast-Qualität weben und Dank der Lochkarten an den
Webstühlen war feinste Gebildweberei möglich.
1839
lieferte die Firma Eickholt feinste Damast-Tischwäsche für der Queen
Victoria in England. Als Muster hatte sich die Königin das eingewebte
Bild des Kölner Doms gewünscht. 1844 stellte die Firma Eickholt auf der
Gewerbeausstellung in Berlin aus und war mit ihren Damast-Produkten so
erfolgreich, dass sie den Roten Adler-Orden vierter Klasse erhielt. Das
war eine hohe Ehre, die nur zwei Handwebereien in Deutschland
zuteilwurde. 1851 stellte Eickholt in London auf der Weltausstellung aus
und 1855 in Paris. Überall wurden die feinen Damast-Produkte bewundert.
Auch beim deutschen Königshof war die hohe Warendorfer Webkunst bekannt
geworden, denn schon 1847 fertigte die Firma Eickholt für König
Friedrich Wilhelm IV. von Preußen Tischwäsche und Mundtücher in feinster
Damast- und Gebildweberei an. Hier wurde der Namenszug der Königin
eingewebt und eine Abbildung von Burg Stolzenfels am Rhein. Das war
wirklich hohe Handweberkunst.
Aber all diese handwerklichen Fähigkeiten der Handweber waren nach der Einführung der mechanischen Webstühle nur noch in kleinen Nischen konkurrenz-fähig. Die meisten Leinen- und Baum-seidenweber mussten aufgeben, denn die mechanischen Webereien produzierten wesentlich preiswerter. Auch die Firma „Eickholt und Erben“ konnte sich nur noch bis 1880 über Wasser halten, dann schloss auch sie ihre Pforten.
Textilindustrie in Warendorf
Kette und Schuss - von der Handwebei zur Textilindustrie
„Anton
Eickholt & Erben“ - feine Damast- und Gebildweberei
elegante Damenmode
„Villa Sophia“, später
„Sophienstift“ genannt
"Textilstadt Warendorf"
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