Hervorragendes
bürgerschaftliches Engagement gepaart mit weitblickenden Ideen und
Durchsetzungskraft, so läßt sich das Wirken von Eugenie Haunhorst für
ihre Heimatstadt am besten beschreiben.
Ihre Kindheit und Jugend im Warendorf des frühen 20.
Jahrhunderts war recht behütet und beschaulich, die große Politik
spielte in dem kleinen Landstädtchen keine große Rolle. Allerdings war
das öffentliche Leben natürlich geprägt von den Schrecken und Nöten des
1. und 2. Weltkriegs, von den Wirren der Zeiten nach den Kriegen und der
politischen Unsicherheit der Weimarer Republik der Diktatur des
Nationalsozialismus. Nicht zuletzt diese Erfahrungen ließen sie zu der
engagierten Mitbürgerin werden, die so segensreich für die Stadt
Warendorf wirkte, Bürger, ohne die ein demokratisches Gemeinwesen nicht
funktionieren kann.
Eugenie Haunhorst wurde als drittes von fünf Kindern von
Eugenie und Eduard Göcke am 14. 12. 1912 in Warendorf geboren. Ihr
Vater war als Lehrer an der Münsterwallschule tätig. Verheiratet war
sie mit Josef Haunhorst, dieser starb aber schon bald nach der Rückkehr
aus dem 2. Weltkrieg im April 1946. Die junge Frau kümmerte sich also
allein im kriegszerstörten Münster um die Erziehung ihrer beiden
Töchter. 1948 kehrte sie nach Warendorf zurück, wo sie sich schon bald
vielfältig bürgerschaftlich engagierte.
Seit 1956 war sie als eine von zunächst lediglich drei Frauen im Rat der Stadt Warendorf und prägte in 23 Jahren aktiver politischer Arbeit das Bild ihrer Heimatstadt, von 1964 -1969 war sie sogar zweite stellvertretende Bürgermeisterin, in einer Zeit, in der es noch nicht selbstverständlich war, daß Frauen öffentliche Ämter bekleideten. Eugenie arbeitete in fast allen politischen Ausschüssen und prägte sie durch ihre Visionen und ihr ideenreiches Engagement. Ihre Durchsetzungskraft und Weitsicht setzt auch für die heutige Zeit noch Maßstäbe: So setzte sie sich 1959 gegen fast alle Ratsmietglieder für den Erhalt des Münstertors ein, ein Ensemble, daß heute das Stadtbild von Westen her charakteristisch prägt.
Schon früh war sie sich der Gefahr bewußt, die von dem in den
60er Jahren des letzten Jahrhunderts herrschenden Trend in der
Stadtsanierung und Umgestaltung der historischen Stadtstruktur ausging:
Modernisierung um jeden Preis stand auf dem Programm, die autogerechte
Stadt war allgemeiner politischer Konsens. Dagegen betonte Frau
Haunhorst schon früh die kulturelle Bedeutung historischer Bausubstanz
in ihrer Heimatstadt, zumal Warendorf das ausgesprochene Glück hatte,
von allen Zerstörungen der Kriegszeit verschont zu sein. Mit dem
Heimatverein Warendorf und den später gegründeten Altstadtfreunden
Warendorf konnte sie tatkräftige Mitstreiter für ihre Anliegen gewinnen,
die Altstadt Warendorf möglichst original zu erhalten und bei der
Sanierung der alten Häuser behutsam vorzugehen. So ist das heute
vielfach bewunderte und touristisch attraktive Stadtbild auch ihrem
energischen Einsatz und ihren Visionen zu verdanken. Eine bittere
Niederlage blieb ihr allerdings nicht erspart: Im Jahre 1974 wurde gegen
ihren und den Widerstand des Heimatvereins sowie weiter Teile der
Warendorfer Bürgerschaft
die schöne Villa Sophia im
Emsseepark abgerissen. Daß durch diesen Abriss die Warendorfer
Bürgerschaft für das Thema des Erhalts ihrer Altstadt sensibilisiert
wurde, war ein hoher Preis.
Trotzdem und gerade deshalb sorgte Eugenie Haunhorst dafür, dass eine
reichhaltige Sammlung lokal-kulturell bedeutender Schätze in Warendorf
verblieb, wo sie in dem 1976 eröffneten Heimathaus Warendorf (im
historischen Rathaus) in vielen Ausstellungen die Bevölkerung
begeisterte und später auch die Grundlage für das
Dezentrale
Stadtmuseum bildete.
Auch nach ihrer aktiven Zeit im Rat der Stadt erstreckte sich das Engagement von Frau Haunhorst auf zahlreiche Bereiche des öffentlichen Lebens. So auch 1981: Nach einem Konzert der katholischen Studentenverbindungen CV, KV, UV im Warendorfer Rathaus animierte sie den Organisator Dr. Reinhold Schoppmann, Zahnarzt in Warendorf, solche Konzerte für die allgemeine Öffentlichkeit zu veranstalten. Nach einigem „Nachsetzen“ hatte sie Erfolg: Es wurde der Beginn der Warendorfer „Galeriekonzerte“, deren 30jähriges Bestehen im Jahre 2012 gefeiert wurde.
Die Bundesrepublik Deutschland verlieh ihr für ihre
außerordentlichen Leistungen für das Gemeinwohl im Jahre 1976 das
Bundesverdienstkreuz, die Stadt ehrte ihren außerordentlichen Einsatz im
öffentlichen Leben im Dezember 1988 mit der Verleihung des Ehrenringes
der Stadt Warendorf, der Heimatverein mit der Verleihung der
Wilhelm-Zurhorn-Plakette.
Irgendwann hat sie dann auch begonnen, ihre Erlebnisse in der
Kindheit und Jugend schriftlich festzuhalten und hat diese Berichte auch
dem Heimatverein Warendorf für seine Website zur Verfügung gestellt.
Ihre sorgfältig recherchierten und authentischen Berichte und
Erzählungen sind stets mit einem Augenzwinkern geschrieben, die
geschilderten Personen liebevoll dargestellt. Dabei werden dem Leser die
Unterschiede der Verhältnisse des frühen 20. Jahrhunderts zur heutigen
Zeit eindrucksvoll vor Augen geführt. Alle Texte sind illustriert mit
Fotos aus der damaligen Zeit. Bemerkenswert ist , daß diese
"Erlebte Geschichte" zu den am meisten gelesenen
Seiten auf der Website des Heimatvereins gehören, und das nicht nur in
Warendorf.
Clara
Schmidt
-
die Frauenliste -
- die
Vita -
Heinrich Friederichs