Dr. Maria Moormann, Leiterin des MariengymnasiumsDas Portrait:
Dr. Maria Moormann (1886-1949), Direktorin der Marienschule
von Dr. Ekkehard Gühne

Straßen in Warendorf heißen nach Dichtern und Denkern (z. B. Wibbelt oder Grabbe), Ehrenbürgern (z. B. Hardy), auch einmal nach einem Pferd (Halla); die pädagogische Zunft ist in der Stadt der Schulen aber wenig vertreten, neben Heinrich Blum, weiland Oberstudienrat am Staatlichen Gymnasium, eigentlich nur Dr. Maria Moormann im Schulviertel.

Unter den bereits verstorbenen Direktoren der ehemaligen Marienschule ist sie menschlich und fachlich ohne Zweifel am bedeutendsten. Am 1. März 1886 in Wiesbaden als Tochter des Geheimen Regierungs- und Baurates Carl Moormann und seiner Gattin Mathilde (geb. Schultz) geboren, besteht sie 1905 in Hannover die Prüfung für das Lehramt an mittleren und höheren Mädchenschulen. Ersten Tätigkeiten in Hildesheim und Oppeln (Schlesien) folgt 1909/10 ein Studienaufenthalt in Paris. Sie besteht am Ratsgymnasium Münster das Abitur, promoviert 1917 in Münster mit „Studien über Heinrich Laubes dramatische Technik“ und erwirbt die Lehrbefähigung für die Fächer Deutsch, Französisch und Geschichte.

Die widrigen Umstände nach dem Ersten Weltkrieg verschlagen sie an das Evangelische Lyzeum in Münster, das Hildegardis-Lyzeum in Bochum, das Städtische Lyzeum in Wattenscheid und das Realgymnasium in Herten. 1927 wird sie als Nachfolgerin von Theresa Bracht kommissarische Leiterin der Marienschule. Deren Ausbau zum Lyzeum, das nach der Untersekunda (10. Schuljahr) die Mittlere Reife vergeben kann, hat zu diesem Zeitpunkt die Stadt Warendorf als Schulträger bereits beschlossen.

Im März 1928 ist dieses Ziel erreicht. Moormann wird Studiendirektorin. Ostern 1929 zieht die Schule von der Lilienstraße in das von der Stadt gekaufte Gebäude des Staatlichen Gymnasiums (Kurze Kesselstraße) um. Die Laurentianer beziehen das ehemalige Lehrerseminar an der Freckenhorster Straße.

Von Anfang an betreibt Moormann den Ausbau des Lyzeums zur „Vollanstalt“, die eine Studienberechtigung vergeben kann. Allerdings, insbesondere die Strudel der Weltwirtschaftskrise setzen andere Prioritäten. Realistisch wird das Ziel erst nach der „Machtergreifung“ (1933). Jetzt aber muß sich Moormann an den ideologischen Vorgaben der Nationalsozialisten orientieren, die keine Freunde humanistischer Bildung sind, erst recht nicht, wenn es um Mädchen geht. Für diese favorisieren die „Nazis“ die „Oberschule für Mädchen/ hauswirtschaftliche Form“. Die Oberstufe einer solchen setzt 1938 ein. 1941 bestehen die ersten 15 jungen Damen dieses Abitur, das zum Studium einiger Fächer berechtigt. Ein uneingeschränktes (neusprachliches) Abitur gibt es erstmals 1943.

Als scharfe Gegnerin der „Nazis“ hat Moormann manchen Strauß zu fechten. Ihr Widerstand ist mehr religiös als politisch begründet. Sie verteidigt das christliche Fundament der Kultur unerschrocken, und manchmal auch mit weiblicher Schläue. Ihre Schülerinnen haben das gespürt und nicht selten als Stärkung in einer dunklen Zeit angenommen. In diesem Sinne wagt sie z. B. einen Briefwechsel mit der jüdischen Schülerin Anni Cohen (1911-96), die 1929 die Mittlere Reife erwirbt, aber 1936 mit ihrem Verlobten nach Südafrika flieht. Das konnte im Warendorfer Postamt den „Nazis“ nicht verborgen bleiben.

Politischer Gegenspieler wird hauptsächlich Kurt Hachmann, 1938 von der NSDAP als Bürgermeister eingesetzt. Abschlußklasse des Mariengymnasiums 1938Sein genaues Verhältnis zum Regime bedarf noch einer Klärung. In jedem Falle erreicht er (1940) die Umbenennung der Schule in Justus-Möser-Schule, zunächst allerdings noch nicht die Einsetzung eines neuen Direktors. Erst Ende 1944 wird Moormann praktisch ihres Amtes enthoben; Dr. Heinrich Donnermann (1893-1955) übernimmt zusätzlich zur Leitung der Brun-Warendorp-Schule (Laurentianum) auch die der Oberschule für Mädchen. Ostern 1945 endet mit dem Einmarsch der Amerikaner der Unterricht.

Die „Entnazifizierung“ braucht das Kollegium nicht zu fürchten. Bereits am 8. Dezember 1945 nehmen beide Warendorfer Gymnasien notdürftig den Betrieb wieder auf. Maria Moormann ist es noch vergönnt, ihre Schule wieder in die Normalität zu führen. Am 1. Juli 1948 tritt sie krankheitsbedingt in den Ruhestand. Am 18. Nov. 1949 stirbt sie in Warendorf an Panmyelophtise und wird vier Tage später in Münster nach einem Requiem in der Lambertikirche auf dem Zentralfriedhof begraben. Eine schulische Trauerfeier folgt am 2. Dezember. Der Schulchor beschließt sie mit der Antiphon zum Magnificat: „Gaudent in coelis animae sanctorum, qui Christi vestigia secuti sunt...“ („Im Himmel freuen sich die Seelen der Heiligen, die der Spur Christi gefolgt sind...“)

(C) Dr. Ekkehard Gühne 2009

 

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