Das Portrait:
Stadtrendant Theodor Lepper  (1889-1979)
von Mechtild Wolff

 

Diese  Grabstelle ist ein ganz besonderes Denkmal, eines der ganz wenigen Gräber, die noch von einem Jugendstil-Gitter umgeben sind. Damit waren Anfang des 20. Jhdts viele Gräber ausgestattet. Leider wurden diese Gitter im 2. Weltkrieg zwangsweise demontiert, denn die NS Regierung brauchte das Eisen dringend für Kanonenkugeln.

Ungewöhnlich ist auch, dass das rundbogige Grabdenkmal eine Gestaltungseinheit mit dem Gitter bildet. Vielleicht war das auch ein Grund, warum dieses Eisengitter nicht demontiert wurde.

Diese Grabstätte steht unter Denkmalschutz und muss im jetzigen Zustand erhalten bleiben.

Die 2. Besonderheit ist, dass es sich hier um ein Ehrengrab handelt. Bürgermeisters Ewringmann zeichnete seinen Vorgänger Wilhelm Diederich bei dessen Tode 1910 mit diesem Ehrengrab aus. Über das Wirken von Bürgermeister Diederich haben wir ja im letzten Jahr gehört. Bedauerlicherweise wurde das Grab Ende der 1970er Jahre aufgelöst und eingeebnet. Es fügte sich aber gut, dass die Familie Lepper diese Gruft übernahm.

Der Stadtrentmeister Theodor Lepper ist sicher noch vielen bekannt. Theo Lepper leitete seit den 1920er Jahren die Stadtkasse. Er war ein sehr verantwortungsbewusster Beamter und als geborener Warendorfer fühlte er sich seiner Heimatstadt in besonderer Weise verpflichtet.

In den letzten Kriegstagen, kurz vor der alliierten Besetzung Ende März 1945, musste er „als Rang ältester Beamter der Stadt die Amtsgeschäfte der Stadtverwaltung übernehmen“, denn der NS Landrat Gerdes und Bürgermeister Hase hatten fluchtartig die Stadt verlassen mit den Worten: „Das Schicksal der Stadt liegt jetzt in ihrer Hand. Bei einem Angriff auf Warendorf werden Sie jetzt entscheiden müssen!“ Die Verantwortung für die Stadt lag jetzt in den Händen vom Stadt-Rendanten Theodor Lepper und dem Standortältesten Oberst Winkel. Alles war kopflos und führungslos. Theo Lepper reagierte umsichtig und klug. Als erstes ließ er die am Münstertor bei Höner angelegten Panzergräben wieder beseitigen, denn damit wäre den anrückenden Truppen signalisiert worden, dass Warendorf sich verteidigen will. Um sich mit den alliierten Truppen verständigen zu können, bat er Oberstudienrat Blum, sich als Dolmetscher bereit zu halten, was dieser auch bereitwillig tat. Als am 31. März 1945 um 17.30 Uhr die ersten weißen Fahnen gehisst wurden, schritt er nicht ein. So wurde ein Angriff auf Warendorf verhindert, als um 18.30 Uhr zwei alliierte Aufklärungsflieger über WAF flogen. Die weißen Fahnen allerdings wurden von dem zuständigen Offizier der Waffen SS nicht geduldet und mussten wieder eingezogen werden. Die SS wollte „jede Straße, jedes Haus, jede Treppenstufe“ verteidigen. Zwei Lastwagen mit SS Truppen trafen in Warendorf ein und besetzten jeden Stadteingang und jede Kreuzung. Der übereifrige Hauptsturmführer, der die Befehle gegeben hatte, wurde noch in derselben Nacht bei einer Erkundungsfahrt nach Hoetmar verwundet und gefangen genommen. Sein Adjutant wurde durch Schüsse aus einem Panzerspähwagen getötet. Ein junger Leutnant, der nicht so fanatisch war, übernahm die Führung der SS Truppen. Ein Glück für Warendorf!

Der folgende Ostersonntag war ruhig, die meisten Warendorfer waren in die Bauernschaften geflohen. Am Ostermontag kam ein Pionierkommando nach WAF, das den Auftrag hatte, die Emsbrücken zu sprengen. Theo Lepper versuchte, sie von dem Vorhaben abzubringen, was aber nicht gelang. In der Zwischenzeit hatten zwei mutige Warendorfer, der Elektriker und VEW Leiter Wilhelm Möller und der Volkssturm-Kompanieführer Heumannn vom Neuenhof, unter der Brücke die meisten der Zündschnüre der Dynamitpackungen durchgeschnitten. Eine heroische Tat, denn die Brücke wurde streng bewacht und der versprengter Pionier Otto Hermann aus Gelsenkirchen, der die vorgesehene Sprengung der Brücke als Blödsinn bezeichnet hatte, war kurzerhand erschossen worden und hinter das Kriegerdenkmal gelegt worden. Heute liegt er hier auf dem Friedhof begraben.

Als um 10.15 Uhr das Signal zur Sprengung gegeben wurde, fiel nur ein Teil der steinernen Emsbrücke der Detonation zu Opfer, bei der Brücke an der Gartenstraße und der Teufelsbrücke waren die Zünder erfolgreich entfernt worden.

Am Osterdienstag kamen die ersten feindlichen Truppen an die Stadtgrenze. Stadtrendant Lepper hatte die Aufgabe, sie zum inzwischen installierten Bürgermeister Schmücker zu bringen. Damit war seine Aufgabe erfüllt, die Siegermächte übernahmen die Verantwortung.

Es ist in nicht unbeträchtlichem Maße der Umsicht und dem Mut des Stadtrendanten Theo Lepper zu verdanken, dass Warendorf das Kriegsende so glimpflich überstanden hat. Dafür sind wir ihm sehr zu Dank verpflichtet.

Noch lange hat er segensreich für diese Stadt gewirkt. Er verfasste z.B. die „Chronik der Stadtverwaltung von 1890 bis 1950“, die er auf der Grundlage von Sitzungsprotokollen des Rates und Kassenrechnungen der Stadtverwaltung erstellte. Ein sehr wichtiges Zeitdokument.

1979, hochbetagt mit 90 Jahren, verstarb Theo Lepper.

 

 

Quelle: Warendorfer Schriften 6/7 1977 S. 155-159) 

 

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