Der Wandervorschlag des Heimatvereins führt zu den fließenden und
stehenden Gewässern im Westen der Stadt. Für die Feiertage ist eine
längere Strecke von etwa zehn Kilometern ausgesucht worden, sie lässt
sich aber durch eine Anfahrt etwa bis zum Campingplatz Alsmann (s.
Karte) oder durch einen alternativen Rückweg abkürzen.
Der Wanderweg beginnt an der Teufelsbrücke am Lohwall und führt
am rechten Flussufer etwa einen Kilometer bis zum alten Emsarm. Man
durchwandert dabei eine Talaue, die sich in den nächsten Jahren stark
verändern wird. Nach 90 Jahren geschieht das nun zum zweiten Mal.
Damals durchfloss die Ems in großen Bögen ein breites Tal, schlug im
Süden bis zur heutigen Brinkstraße aus und schwenkte anschließend nach
Norden fast bis zur Milter Straße. In den 30er Jahren des vorigen
Jahrhunderts machte man sie zum Kanal, der sich seitdem gradlinig durch
die Talaue zieht. Das wird in den nächsten Jahren nun wieder rückgängig
gemacht . Die Ems wird weiter nach Norden ein natürlich aussehendes
neues Bett erhalten und hinter der geplanten Brücke der kommenden
Stadtstraße Nord wieder ihren alten Verlauf nehmen. Ab der
André-Marie-Brücke verlegt man den Wanderweg wenige Meter vom Ufer
weg nach Süden und der Fluss wird hier auch nicht mehr fließen, sondern
ein ruhendes Gewässer sein und nur noch bei Hochwasser Kontakt zur neuen
Ems haben. Es wird sich also in der westlichen Talaue der Ems viel zum
Positiven verändern, der Bau der Umgehungsstraße zwingt aber zu einer
großen Straßenbrücke, die das Landschaftsbild empfindlich verändern
wird.
Vor dem alten Emsarm, der nur durch ein schmales Rohr mit dem
Fluss verbunden ist, geht es nach rechts auf das hohe Ufer zu, den
Rand der Niederterrasse. Links befindet sich ein totes Gewässer, völlig
überdüngt von den umliegenden Feldern und durch das Grundwasser noch in
Verbindung mit einer ehemaligen Müllkippe der Stadt, die sich bis in die
70er Jahre gleich nebenan befand. Nach einem kurzen Anstieg geht es nach
links auf den Hof Dahlmann zu, wo der Wanderweg für die beginnt, die
ihren Wagen auf der anderen Seite der Ems geparkt haben.
Nach der schönen Eichenallee verlässt man den mit einem X oder
einer Raute gekennzeichneten Wanderweg und schwenkt nach links
über den breiten Reitweg auf einen Feldweg, der „um einige Ecken“ zur
Ems führt. Wer mit der halben Strecke zufrieden ist, biegt links ab und
gelang auf dem Uferweg wieder zum Lohwall. Für den weiteren und
schöneren Weg geht es nun emsabwärts nach Westen. Manche werden sich
hier an den Reihersteg, auch „Eingeländerbrücke“ genannt, erinnern.
Nichts ist davon geblieben. Fast zwei Kilometer nun am Fluss entlang bis
zur übernächsten Brücke. Am anderen Ufer beginnt nun flussaufwärts
der Rückweg – es sei denn, man hat sich für Einen als Ziel der Wanderung
entschieden. Dann lässt man die Brücke links liegen und geht den Uferweg
weiter bis zur Hesselmündung, steigt hoch zur Straße und nimmt
hinter der Hesselbrücke und der folgenden Brücke über den Frankenbach
einen geeigneten Abstieg zum Emsuferweg nach Einen.
Hier
könnte man sich abholen lassen oder man fährt (garantiert zum ersten
Mal!) mit dem Zug von Müssingen nach Warendorf zurück.
Für die Wanderung zurück nach Warendorf geht es aber über die
Brücke und dann nach links flussaufwärts. Nach einer Pappelreihe
biegt ein breiter Fahrweg rechts ab, den man sofort nach links verlässt,
um auf einem schmalen Pfad zwischen Feld und Ufergebüsch aus Weißdorn,
Heckenrosen, Traubenkirsche, Ginster, Eichen und Ahorn parallel zur Ems
weiterzugehen. Noch hat der Wanderer einen weiten Blick, wenige Wochen
später wird er zwischen Mais und den Uferbüschen sich wie in einem
Tunnel fühlen. Auffallend viele helle Grenzsteine aus Granit stecken in
dem selten begangenen Weg. Er endet an einem Wald vor einer ausladenden
Pappel und läuft als schmaler Uferweg geradeaus weiter. Für den Wanderer
aber geht ein breiter Weg nach rechts an einem Emsarm weiter. Am Ende
des Weges heißt es wieder nach rechts schwenken und dabei immer den
Baggersee zur Linken lassen. Die Kottruper Seen, benannt nach dem
Gründer der Kalksandsteinwerke, sind nach
dem Krieg durch Tiefentsandung entstanden. Bereits Ende des 19.
Jh. wurden bei der oberflächlichen Trockenentsandung urgeschichtliche
Funde entdeckt worden, später in den 70er und 80er Jahren des vorigen
Jahrhunderts beim Ausbaggern bis in 60m Tiefe war es zum
großen Erstaunen ein Schädelfragment eines Neandertalers. Man darf aber
nicht annehmen, dass es neben dem klassischen Fund im Neandertal
bei Düsseldorf das einzige Fragment ist. Mehrere Hundert sind
mittlerweile gefunden worden!
Der Weg am See führt weiter auf quergelegte Baumstämme
zu, die wohl Reiter oder Mountainbiker abhalten sollen. Für Wanderer
sind sie kein Hindernis und sie können den von blühendem Ginster
gesäumten Uferweg genießen. Kurz vor dem Hof führt der Wirtschaftsweg
nach link s zu einer Teerstraße, die am Alten Münsterweg endet. Hier
bietet sich auch die Möglichkeit für eine Tasse Kaffee und für den
Spargel zum Abendessen. Die Straße verlässt man hinter dem See nach
links und geht zum Campingplatz oder weiter über den Emsuferweg zum
Lohwall.
Das waren zehn Kilometer und eine sportliche
zweieinhalbstündige Leistung. Nimmt man den Campingplatz Alsmann als
Startpunkt, sind es sieben Kilometer.
Norbert Funken