Karte: "Wandern im Münsterland" Hrsg.: Westfälischer Heimatbund
Manches ist in Zeiten Coronas verboten, von vielem wird
abgeraten. Wandern aber, ohnehin immer empfehlenswert, ist erlaubt. Der
Heimatverein Warendorf unterbreitet Ihnen
Vorschläge, das Mehr an Zeit sinnvoll zu nutzen und zudem die Heimat
näher kennenzulernen. Der Text ist so abgefasst, dass Sie ihn den
Kindern anvertrauen können. Diese werden sich freuen, den Eltern einmal
zu zeigen, „wo’s langgeht“.
Die Wanderung, 8 km lang, lässt sich an vielen
Stellen abkürzen und beginnt am Lohwall. Folgen Sie
am rechten Ufer dem x- und <>-Wanderzeichen flussabwärts.
Vor 90 Jahren sah dieser Fluss ganz anders aus: in großen Bögen
schlängelte er sich in einer breiten Talebene, weil
sein Wasser nicht gestaut wurde, träge dahin. Dann grub man ihm ein
neues, tieferes Bett und begradigte seinen Lauf. Er wurde eingezwängt
und konnte bei Hochwasser, wenn es nicht zu schlimm kam, nicht mehr über
die Ufer treten. Jetzt ließ sich die Talaue (Aue = Flussebene) als
trockenes Weideland und Ackerland nutzen. Das war nötig geworden, um die
zahlenmäßig schnell wachsende Bevölkerung ernähren zu können.
Hinter dem „Emskamp“ (Kamp = alter Name für neu gewonnene
Ackerfläche), nach der grün-blauen Brücke geht es vor dem alten Emsarm
rechts ab. Unter dem Uferweg hindurch verläuft ein dickes Rohr, das den
alten Flusslauf bei hohem Wasserstand mit „Frischwasser“ versorgt. Am
Ende des alten Flussarms liegt ein kleiner Teich, der keinen Zulauf hat
und deshalb kaum Leben aufweist. Die abgestorbenen Bäume zeigen es an.
Der Teich ist der traurige Rest der
alten Ems, die man bis in die 70er Jahre als städtische Müllkippe
missbraucht hat. Vor fünfzig Jahren dachte man anders, das Wort
„Naturschutz“ war nicht in aller Munde. Heute plant man, diesen alten
Flusslauf wieder an eine re-naturierte Ems anzubinden, nachdem man dem
Fluss ab hier wieder seinen natürlichen Lauf zurückgegeben hat.
Nach einem Rechtsknick verlassen wir die Niederterrasse und es geht
„bergauf“ auf die vor Hochwasser sichere Mittelterrasse.
Terrassen nennt man die von einem Fluss in großen Zeitabständen
geschaffenen Flächen. Am Ende dieses idyllischen
Weges biegt man links ab und geht durch Lippermanns Knäppen weiter.
Knäppen nennt man in Westfalen die kleinen Sandhügel,
die der Wind nach der Eiszeit aus den Sandflächen der Flussaue aufgeweht
hat. Da der Wind hierzulande auch damals aus südwestlicher Richtung kam,
findet man die Dünen immer am Nordufer.
Vor dem Hof Dahlmann muss man sich entscheiden, ob man nach rechts
zur Milter Straße die Abkürzung nimmt oder den Wanderweg weiter geht.
Hinter Dahlmann („dahl“ bedeutete früher
„nieder“) folgt eine schöne Eichenallee. Danach
verlässt unser <>-Weg den X-Weg und biegt rechts ab zur Straße nach
Einen. Bevor wir zur Milter Straße kommen , die Kinder an die Hand
nehmen und diesen „Schnellstraße“ vorsichtig überqueren, werfen wir
einen Blick auf eine weitere Situation, wie heute mit der Natur
umgegangen wird.
Bei dieser Flachentsandung schiebt man den Ackerboden
zunächst zur Seite, baggerten den Sand ab, den die Eiszeit abgelagert
hat und den man zum Bauen verwenden kann. Danach schiebt man den
Mutterboden, nachdem man das Loch mit minderwertigem Material
verfüllt hat, wieder zurück. Es verschwinden damit die für das
Münsterland so typischen flachen Buckel, die die Eiszeit uns
hinterlassen hat.
Der Weg führt auf der anderen Seite der Straße weiter. Nach einem
knappen Kilometer folgen wir dem Schild „ Velsen 18, 3a“ nach rechts.
Sagen Sie Ihren Kindern, dass man „Velsen“ auch mit
„F“ schreiben kann…! (Hier kommt es von „Veltseten“
und bedeutet „Wohnsitz auf dem Feld“.)
Der Weg führt über den schnurgeraden Ortsteinbach, der früher
Ohrenbecke hieß und aus nicht bekannten Gründen einen neuen Namen
bekommen hat. „Becke“ ist ein altes Wort und bedeutete
früher „Bach“. Der Wortteil ist heute noch in vielen Familiennamen zu
finden.
Am Hof Heuer vorbei zwischen dem Feld links und den Bäumen rechts
geht es auf breitem Weg weiter in einen Wald hinein. Nach 100 m hinter
einer großen Buche links gehen wir an einer Gabelung
weiter geradeaus, um nach 50 m einen kleineren Weg nach rechts
einzuschlagen. Aus den Spuren im Sandboden lässt sich lesen, dass sich
auf diesen Hügelchen Mountain-Biker
ausgetobt haben.
Kooks Heide nennt man dieses Waldgebiet und der Name
verrät schon, dass der Mensch auch hier in die Natur eingegriffen hat:
Die Sturmschäden der letzten Jahre zeigen es deutlich! Die Heide, auf
der früher das Vieh weidete, wurde aufgegeben und mit flachwurzelndem
Nadelholz aufgeforstet. Fichten und Kiefern, auch Föhren genannt, waren
vorher in Westfalen nur selten vertreten.
Viele Wege führen, so eine Redensart, nach Rom, in diesem Wald (fast)
alle zur Milter Straße. Wir überqueren sie und haben zur Linken den Hof
Lippermann vor uns, der bis 1920 eine Gaststätte hatte, für die
Warendorfer das sonntägliche Wanderziel zu „ihrer“ Kaffeewirtschaft.
Wir lassen den Hof rechts liegen und gehen zur Ems runter, wo wir auf
den Hinweg treffen, der zum Lohwall führt.
Nach etwas über zwei Stunden geht die Wanderung, vielleicht unter
zunehmendem „Geknötter“ der Kinder, zu Ende. Sie erscheint aber für die
Eltern erträglicher und zudem für die Kinder kürzer, wenn man unterwegs
ein Picknick einlegt und den Kindern immer wieder bestätigt, dass ihre
Freunde das wohl nicht geschafft hätten und dass auf sie, zu Hause
angekommen, ein großes Eis wartet. Spätestens am
nächsten Morgen freuen sie sich auf die folgende Wanderung. Oder erst
viel später in einer Erdkundestunde, in der sie auffallend viel über
ihre Heimat berichten können.