Wandertips des Heimatvereins Warendorf:
Wandern in Warendorf mit Norbert Funken:
Wanderung um das Gut Bockholt oder: Rundherum in Bockholts Büschen
von Norbert FunkenKarte: Wandern im Münsterland, hrsg. v. Westf. Heimatbund,
Bild: Norbert Funken, Matthias Rinschen


Karte: Wandern im Münsterland, Hrsg. Westf. Heimatbund

 

Endlich gibt der Mai uns das, was wir von ihm erwarten: frühlingshafte Temperaturen, frisches Grün und ein blauer Himmel. Die Wanderung, die der Heimatverein Warendorf für dieses Wochenende vorschlägt, fällt deshalb etwas länger aus und führt in den Wald um das Gut Bockholt-von Spee, von Warendorfern einfach „Bockholts Büsche“ genannt.

Nach einer kurzen Anfahrt über die K3, die Straße von Warendorf nach Everswinkel, findet man an der Heinrich-Tellen-Schule einen günstigen Parkplatz. Benannt ist die Schule nach dem in Füchtorf geborenen ehemaligen Diözesan- Caritasdirektor und ist eine Sonderschule für geistig behinderte Kinder.

Gleich hinter dem Parkplatz führt links ein schmaler Weg in den Wald zum Bildstock „Brot der Engel“. So ungewöhnlich der Name ist, so fremd kommen vermutlich dem Wanderer auch die beiden Reliefs des über 300 Jahre alten Bildstockes vor. Das eine Bild zeigt eine Monstranz, die das heilige Brot zeigt, das von den beiden seitlichen Engeln verehrt wird. Auf der anderen Seite ist der Apostel Johannes zu sehen, dem ein Giftbecher den Tod bringen soll. Doch das Gift entweicht in Form eines Fabelwesens dem Kelch.

 


Detailbilder des Bildstocks "Brot der Engel" (Bilder: Matthias M. Rinschen)

 

Auf dem Sockel des Bildstockes haben sich ein S.B. und ein H.M. verewigt, die das Wegbild 1837 vom Stadtrand Warendorfs hierher versetzt haben. Hinter den Initialen verbergen sich Schulte Bockholt und Heinrich Hunkemöller.

Auf dem mit einer Raute gekennzeichneten Weg geht es weiter, bis er wieder auf die zum Gut Bockholt führende Straße stößt. Nach einigen Metern nimmt man den nach links  abbiegenden als Reitroute bezeichneten Weg fast einen Kilometer langen Waldpfad nach Süden. Der Wald ist hier von zahlreichen Gräben durchzogen, die das Gebiet entwässern, um es forstwirtschaftlich nutzbar zu halten. Der breiteste Graben, ein natürlicher Wasserlauf, ist der Gallenbach, auf den man im Laufe der Wanderung noch mehrmals treffen wird. Er nimmt irgendwo an der Waterstroate, vermutlich verrohrt, seinen Anfang, fließt durch die Walgern Heide am Gut Bockholt vorbei nach Westen  und mündet kurz hinter der K3 in den Mussenbach.

An einer Wegkreuzung verlässt man den Reitweg und geht nach rechts in westlicher Richtung  bis zur Straße, auf der man nach rechts abbiegt, weiter. Die Bäume an dieser Strecke mögen ihm für diese Jahreszeit etwas zu kahl aussehen. Es handelt sich um die Schwarznuss, auch als Diva unter den Alleebäumen bezeichnet, die ursprünglich in wärmeren Gegenden zu Hause ist und langsam aus den Rheinauen zwischen Basel und Mainz den Weg nach Norden gefunden hat. Ihr Holz ist als Bau-, Möbel- und Furnierholz sehr begehrt, die Nüsse aber nur mit einer Spezialzange zu knacken.

 

Von der Straße hat der Wanderer einen schönen Blick auf die Fachwerkfront des Gutes. Im Torhaus befindet sich eine Kapelle mit einer sehenswerten Kreuzigungsgruppe aus dem 18. Jh. Das Bildwerk wird dem westfälischen Bildhauer Wilhelm Gröninger  (+ 1724 in Billerbeck) zugeschrieben.  Das älteste Gebäude des Ensembles ist das 300 Jahre alte Back- und Speicherhaus, das 1999 zum Wohnhaus umgebaut wurde. Das 57 Meter lange Haupthaus des Gutes, 1813 errichtet, war bis 1885 im Besitz der Familie Schulte to Bockolt und dient seit 1982 als Wohnsitz der gräflichen Familie von Spee.

Der Wanderer kann jetzt zwischen einer längeren und kürzeren Variante des Weges wählen. Die kürzere führt zurück nach Süden über die Gutsstraße, als X22 markiert, zur Straße, die nach Osten zur Stadt verläuft. Hinter dem Hof Terharen mit dem schönen Bildstock, vermutlich dem ältesten im Raum Warendorf,geht es links ab in den Wald und treffen in der Mitte wieder auf den Hinweg, der, jetzt in anderer Richtung, zum Parkplatz führt.

Für die, die aus dem bisherigen Spaziergang eine ausgedehnte Wanderung machen wollen, geht es am Gut einige Meter weiter, bis links der mit einer Raute (<>) markierte Wanderweg beginnt. Er führt um den Hof herum und stößt auf freiem Feld auf den X22, dem bis zu einem etwas ungeschickt überdachten Wegkreuz folgt. Dem Kreuz ist anzusehen, dass es in letzter Zeit restauriert worden ist. Den Rotariern ist dies  zu verdanken, eine kleine Plakette auf der Rückseite des Sockels verweist darauf, dass die oft von der Witterung stark mitgenommenen Wegebilder und Hofkreuze wieder ansehnlich geworden sind und vom tiefen Glauben vergangener Zeiten künden und den modernen Menschen nachdenklich machen.

Vor dem Kreuz aber geht es nach links über einen kleinen Damm in den Wald hinein. Die mitwandernden Kinder werden ihre Freude an diesem Holterdipolter-Pfad haben, der nach lebhaftem Auf und Ab über (Wurzel-)Stock und Stein zum X22 zurückführt, dem man rechts bis zur Straße folgt und dort den Rückweg nach Osten bei Terharen vorbei und links durch den Wald zum Parkplatz einschlägt (siehe Kurzvariante und Hinweg).

 

Norbert Funken

 

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