Karte: Wandern im Münsterland, Hrsg. Westf. Heimatbund
Endlich gibt der Mai uns das, was wir von ihm erwarten:
frühlingshafte Temperaturen, frisches Grün und ein blauer Himmel. Die
Wanderung, die der Heimatverein Warendorf für dieses Wochenende
vorschlägt, fällt deshalb etwas länger aus und führt in den Wald um das
Gut Bockholt-von Spee, von Warendorfern einfach „Bockholts Büsche“
genannt.
Nach einer kurzen Anfahrt über die K3, die Straße von Warendorf nach
Everswinkel, findet man an der Heinrich-Tellen-Schule einen günstigen
Parkplatz. Benannt ist die Schule nach dem in Füchtorf geborenen
ehemaligen Diözesan- Caritasdirektor und ist eine Sonderschule für
geistig behinderte Kinder.
Gleich hinter dem Parkplatz führt links ein schmaler Weg in den Wald
zum Bildstock „Brot der Engel“. So ungewöhnlich der Name ist, so fremd
kommen vermutlich dem Wanderer auch die beiden Reliefs des über 300
Jahre alten Bildstockes vor. Das eine Bild zeigt eine Monstranz, die das
heilige Brot zeigt, das von den beiden seitlichen Engeln verehrt wird.
Auf der anderen Seite ist der Apostel Johannes zu sehen, dem ein
Giftbecher den Tod bringen soll. Doch das Gift entweicht in Form eines
Fabelwesens dem Kelch.
Detailbilder des Bildstocks "Brot der Engel" (Bilder: Matthias M.
Rinschen)
Auf dem Sockel des Bildstockes haben sich ein S.B. und ein H.M.
verewigt, die das Wegbild 1837 vom Stadtrand Warendorfs hierher versetzt
haben. Hinter den Initialen verbergen sich Schulte Bockholt und Heinrich
Hunkemöller.
Auf dem mit einer Raute gekennzeichneten Weg geht es weiter, bis er
wieder auf die zum Gut Bockholt führende Straße stößt. Nach einigen
Metern nimmt man den nach links abbiegenden als
Reitroute bezeichneten Weg fast einen Kilometer langen Waldpfad nach
Süden. Der Wald ist hier von zahlreichen Gräben durchzogen, die das
Gebiet entwässern, um es forstwirtschaftlich nutzbar zu halten. Der
breiteste Graben, ein natürlicher Wasserlauf, ist der Gallenbach, auf
den man im Laufe der Wanderung noch mehrmals treffen wird. Er nimmt
irgendwo an der Waterstroate, vermutlich verrohrt, seinen Anfang, fließt
durch die Walgern Heide am Gut Bockholt vorbei nach Westen und
mündet kurz hinter der K3 in den Mussenbach.
An einer Wegkreuzung verlässt man den Reitweg und geht nach rechts in
westlicher Richtung bis zur Straße, auf der man nach
rechts abbiegt, weiter. Die Bäume an dieser Strecke mögen ihm für diese
Jahreszeit etwas zu kahl aussehen. Es handelt sich um die Schwarznuss,
auch als Diva unter den Alleebäumen bezeichnet, die ursprünglich in
wärmeren Gegenden zu Hause ist und langsam aus den Rheinauen zwischen
Basel und Mainz den Weg nach Norden gefunden hat. Ihr Holz ist als Bau-,
Möbel- und Furnierholz sehr begehrt, die Nüsse aber nur mit einer
Spezialzange zu knacken.
Von
der Straße hat der Wanderer einen schönen Blick auf die Fachwerkfront
des Gutes. Im Torhaus befindet sich eine Kapelle mit einer sehenswerten
Kreuzigungsgruppe aus dem 18. Jh. Das Bildwerk wird dem westfälischen
Bildhauer Wilhelm Gröninger (+ 1724 in Billerbeck)
zugeschrieben. Das älteste Gebäude des Ensembles ist
das 300 Jahre alte Back- und Speicherhaus, das 1999 zum Wohnhaus
umgebaut wurde. Das 57 Meter lange Haupthaus des Gutes, 1813 errichtet,
war bis 1885 im Besitz der Familie Schulte to Bockolt und dient seit
1982 als Wohnsitz der gräflichen Familie von Spee.
Der Wanderer kann jetzt zwischen einer längeren und kürzeren Variante
des Weges wählen. Die kürzere führt zurück nach Süden über die
Gutsstraße, als X22 markiert, zur Straße, die nach Osten zur Stadt
verläuft. Hinter dem Hof Terharen mit dem schönen Bildstock, vermutlich
dem ältesten im Raum Warendorf,geht es links ab in den Wald und treffen
in der Mitte wieder auf den Hinweg, der, jetzt in anderer Richtung, zum
Parkplatz führt.
Für die, die aus dem bisherigen Spaziergang eine ausgedehnte
Wanderung machen wollen, geht es am Gut einige Meter weiter, bis links
der mit einer Raute (<>) markierte Wanderweg beginnt. Er führt um den
Hof herum und stößt auf freiem Feld auf den X22, dem bis zu einem etwas
ungeschickt überdachten Wegkreuz folgt. Dem Kreuz ist anzusehen, dass es
in letzter Zeit restauriert worden ist. Den Rotariern ist dies
zu verdanken, eine kleine Plakette auf der Rückseite des Sockels
verweist darauf, dass die oft von der Witterung stark mitgenommenen
Wegebilder und Hofkreuze wieder ansehnlich geworden sind und vom tiefen
Glauben vergangener Zeiten künden und den modernen Menschen nachdenklich
machen.
Vor dem Kreuz aber geht es nach links über einen kleinen Damm in den
Wald hinein. Die mitwandernden Kinder werden ihre Freude an diesem
Holterdipolter-Pfad haben, der nach lebhaftem Auf und Ab über
(Wurzel-)Stock und Stein zum X22 zurückführt, dem man rechts bis zur
Straße folgt und dort den Rückweg nach Osten bei Terharen vorbei und
links durch den Wald zum Parkplatz einschlägt (siehe Kurzvariante und
Hinweg).
Norbert Funken