Die
besondere Schönheit des Warendorfer Friedhofs besteht in der Mischung
aus historischen und modernen Grabdenkmälern. Viele alte Denkmale werden
von den Familien liebevoll restauriert und gepflegt und weiterhin
genutzt. Es gibt aber heute eine Vielzahl von Familien, bei denen keine
Nachfahren mehr in Warendorf wohnen. Das hat zur Folge, dass diese
Gruften nach Ablauf des Nutzungsrechtes aufgegeben werden. Dies ist auch
bei der Familiengrabstelle der Familie Dr. Kaloff der Fall.
Der Heimatverein ist der Meinung, dass das Grabdenkmal der
Familie Dr. Kaloff ein kunstgeschichtliches und zeitgeschichtliches
Dokument darstellt. Diese Grabstätte gehört zu den eindrucksvollsten,
die der Warendorfer Friedhof aufzuweisen hat. Sie kann dem
Neoklassizismus, einer strengen Form des Jugendstils, zugerechnet
werden. Schon das macht die Grabstelle interessant und stellt ihr noch
andere an die Seite. Vor allem aber grenzen sich solcher Art gestaltete
Grabdenkmale wesentlich von den heute modernen Grabsteinen ab. Schon
deshalb sollte das Grabdenkmal als Vorbild oder Kontrast erhalten
bleiben. Der Reiz des Friedhofs liegt eben in der Differenziertheit und
Vielseitigkeit der gestalteten Erinnerungssteine.
Auch
das Schicksal der hier Bestatteten verdient es, der Nachwelt vermittelt
zu werden.
Der Sanitätsrat Dr. Johannes Kaloff (1862-1930) war in den ersten
Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ein beliebter Hausarzt in Warendorf.
Seine Praxis befand sich in seinem Haus Am Stadtgraben 4, in dem später
auch Dr. Peters und bis 2010 Dr. Menkhoff eine Hausarztpraxis betrieben.
Mit seiner Frau Maria geb. Niehoff (1872-1946) und seinen drei Kindern
wohnte er, wie es früher üblich war, auch in diesem Haus. Immer
hilfsbereit stand er der Warendorfer Bevölkerung Tag und Nacht zur
Verfügung.
Auf dem Grabdenkmal ist die tragische Familiengeschichte abzulesen.
Die beiden Söhne wurden im ersten Weltkrieg eingezogen.
Hermann Kaloff geb. 1894 wurde Leutnant des Inf. Reg. Nr. 65 und
fiel in Cambrai am 30. November 1917, noch nicht 23 Jahre alt. Er war
Inhaber des Eisernen Kreuzes I und II.
Sein
Bruder Hans Kaloff, geb. 1897 wurde auch Leutnant des Inf. Reg. Nr. 65
und fiel, gerade 19 Jahre alt, am 12. November 1916 an der Somme. Er war
Inhaber des Eisernen Kreuzes II.
Durch den grausamen 1. Weltkrieg hat die Familie beide Söhne
verloren.
Der Sanitätsrat Dr. Johannes Kaloff wurde 1930 in dieser Gruft
begraben, seine Frau Maria starb 1946.
Die unverheiratete Tochter Sissi lebte bis zu ihrem Tode 1976 im
Elternhaus und wurde auch in dieser Famliengruft bestattet. Mit ihr
starb die Familie Kaloff in Warendorf aus.
Der Erhalt dieses Grabdenkmals soll die Erinnerung wach halten an das
schwere Schicksal, das der Familie Kaloff durch den 1. Weltkrieg
auferlegt wurde. Sie steht damit stellvertretend für viele andere
Familien.
Es wäre sehr wünschenswert, wenn das sehr große und beeindruckende
Grabdenkmal an seinem Standort verbleiben könnte, denn dadurch bliebe
ein Teil der geschichtlichen Struktur unseres Friedhofs erhalten.
Bilder: Mechtild Wolff (C) 2011