Das Grabmal der
Familie Kaloff
...außerdem im Warendorfer Lexikon:
Man
glaubt es kaum: Es gab Zeiten, da hatte die Stadt
Warendorf ihr eigenes Geld. Die Münzen trugen die
Jahreszahlen 1574, 1594, 1613 und 1690. Ganz legal war
die Sache nicht, denn nur der Landesherr, in diesem Fall
also der Fürstbischof von Münster, besaß das Privileg,
Münzen zu prägen. Doch der hatte andere Sorgen, denn
überall im Land wandte man sich der neuen Lehre zu. Und
dass man sich in Warendorf wenig um den Herrn kümmerte,
lag auch daran, dass vor allem die Kaufmannschaft
ausschließlich kalvinistisch gesinnt war. Man schloss de
Tore, wenn die Münsteraner der Emsstadt zu nahe kamen.
Im Jahre 1594, der zweiten auf der Münze vorkommenden
Jahreszahl, aber beging der Kupferschmied Huge den
Fehler, die sicheren Mauern der Stadt zu verlassen.
Die bisichöflichen Soldaten fassten ihn und setzten ihn
gefangen, ließen ihn dann gegen eine Kaution nach vier
Monaten frei. Warendorf aber kämpfte weiter um das
Recht, Münzen zu prägen, und ging damit bis vor das
Reichskammergericht.
1690, im vierten Prägejahr, aber hatten sich die Verhältnisse gewandelt, die Landesherrschaft an Stärke gewonnen und man gestand unserer Stadt ein letztes Mal zu, Münzen in einer festgeschriebenen Auflage zu prägen. Wohlweislich hielt man sich daran.
Bis man im Jahre 1923 nochmals zuschlug, mit großen Scheinen und großen Zahlen. Das aber waren andere Zeiten und andere Umstände: Notzeiten beim Staatsbankrott.
Um Münzen prägen zu können, musste man zunächst einen
Stempel „stechen“, der anschließend „gestählt“ wurde.
Das Eisenmaterial lieferte der Büchsenmeister. Der
Kupferschmied
schlug mit einem Hammer diesen Stempel in das weiche
Material und sorgte so für das nötige „Kleingeld“:
Pfennige und Schillinge, einzeln in Handarbeit unter der
Aufsicht des Kämmerers hergestellt. (Ein Schilling hatte
den Wert von zwölf Pfennigen, 28 Schillinge machten
einen Taler aus. An den Taler aber wagte man sich in
Warendorf nicht heran.) Die Pfennige darf man in ihrem
Wert nicht unterschätzen! Ein Maurer erhielt 1613 als
Tagelohn 3 ½ Schilling, also 42 Pfennig. Das reichte
gerade für ein gutes Pfund Butter.
Im dritten Prägejahr 1613 hatte man sich eine rationellere Methode der Münzprägung ausgedacht: zwei gegenläufige Walzen, per Hand in Bewegung gesetzt, prägten einen dazwischen geschobenen Blechstreifen, aus dem anschließend die Münzen ausgestanzt wurden. Ab 1690 arbeitete man mit einem sog. Taschenwerk, in das man auswechselbare Stempel einsetzen konnte. Ein solches Gerät ist zur Zeit in der Sparkasse zu besichtigen. Dieses Gerät aus Warendorf befindet sich nach Abschluß der Ausstellung in Warendorf wieder im Landesmuseum Münster
Geld – ob Münzen oder Scheine – spiegeln die
Zeitumstände wider: die Armut in Pfennigen, den Reichtum
in Talern, den Staatsbankrott in wertlosen Banknoten mit
Aufdrucken in schwindelnden Millionenhöhen. Aber auch
ganz einfach die Tatsache,
dass
ohne Geld nichts läuft. So kam Warendorf zu seinen
Münzen: Man brauchte Kleingeld, um den örtlichen Handel
zu beflügeln. Um die Taler kümmerte man sich in Münster.
Quellen:
Peter Ilisch: Die Münzprägung der Stadt Warendorf
(Begleitheft zur Ausstellung, Warendorf 2008)
Johannes Nowak: Geschichtliches zu den Prägejahren
Warendorfer Münzen (Hinweistafeln zu den ausgestellten
Münzen).
Die Bilder stellte uns freundlicherweise Dr. Peter
Ilisch vom Landschaftsverband Westfalen Lippe,
LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte,
Münster zur Verfügung. Copyright (C) 2008