19. Oktober 1906: Einweihung
des Löwendenkmals auf dem Marktplatz
von Norbert Funken
Am 19. Oktober 1906
wurde auf dem Warendorfer Markt das Kreiskriegerdenkmal
eingeweiht. Auf einem mächtigen Granitsockel stand
ein imposanter Bronzelöwe, der dem Mahnmal seinen
Namen gab. Es sollte an die Gefallenen der heute
fast vergessenen Kriege gegen Dänemark (1804) und
gegen Österreich (1866) und an den
Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 erinnern. Der
Marktplatz sei bei der Einweihung bis auf den
letzten Platz gefüllt gewesen und die Anwesenden
hätten ergriffen den zahlreichen patriotischen
Reden gelauscht, berichtete die Presse nach dem
für alle Warendorfer wichtigen Ereignis.
„Für Gott und Vaterland", so lautete die
umlaufende Inschrift auf dem Sockel, so kann man
auch die fromm-vaterländische Zwei Reliefs
deutscher Kaiser (Wilhelm I, 1871-1888, Friedrich
III, 1888) schmückten die Breitseiten des Sockels.
Knapp 30 Jahre
später musste das Monument dem wachsenden Verkehr
weichen. 1935 wurden Löwe und Sockel abmontiert,
sehr zum Leidwesen der Warendorfer Jugend, die
ungeachtet der erhabenen Aufgabe des Löwen oft
ihren Schabernack mit ihm getrieben hatten. Im
Schützenpark sollte das Denkmal den „Mittelpunkt
des gesund aufblühenden neuen Stadtteils" werden.
Acht Jahre fand er hier eine Bleibe, dann schlug
auch für den Bronzelöwen, so wie für viele
Kirchenglocken, im Kriegsjahr 1943 die letzte
Stunde: er wurde für Kanonen eingeschmolzen.
In der Stadt befand
sich seit 1925 noch ein weiteres Mahnmal, das
Adlerdenkmal zwischen den Emsbrücken. Es sollte an
die Gefallenen des Ersten Weltkrieges erinnern und
musste 1950 einer Parkplatzerweiterung der Firma
Brinkhaus weichen. Das Adlerdenkmal steht heute in
einem Warendorfer Privatgarten. Weitaus
zurückhaltender, mahnender und deshalb ehrlicher
und überzeugender sind die heute bestehenden
Gedenkstätten. Im alten Turm der Marienkirche
befindet sich seit 1951 eine Gedächtniskapelle und
an der Südwand der Laurentiuskirche erinnern fünf
Bronzetafeln an die Gefallenen der beiden
Weltkriege.
Norbert Funken (c) 2006