*6.8.1894 in Senden als Sohn eines Lehrers
18.12.1920 Priesterweihe in Münster
1921 Sprachstudium in Polen
1922 Kaplan in Gladbeck
1925 Rektor im Ursulinenkloster in Dorsten
1928 Studienreferendar in Dorsten
1930 Studienassessor in Dorsten
1939 Studienrat am Collegium Augustinianum Gaesdonck, Niederrhein
1942 Rektor im Ursulinenkloster in Dorsten
1943-1945 Konzentrationslager in Dachau
1946 Studienrat am Gymnasium Laurentianum in Warendorf
1960 Studienrat i.R. in Warendorf
+ 21.3.1972 in Warendorf
begraben in der Nähe der Priestergräber auf dem Warendorfer Friedhof
Laurenz Schmedding wurde 1894 als Sohn eines Lehrers in Senden geboren. Er machte sein Abitur in Münster, studierte katholische Theologie am Borromäum, dem münsteraner Priesterseminar. Beim Beginn des 1. Weltkrieges war er 20 Jahre alt und wurde 1915 zum Militärdienst eingezogen. Er überstand den Krieg unversehrt, wurde aber erst 1919 entlassen. Am 18. Dezember 1920 empfing er im Dom zu Münster von Bischof Johannes Poggenburg die Priesterweihe.
Sein Bischof sandte ihn zunächst für ein Jahr ins polnische Schrimm, damit er dort die polnische Sprache erlernen konnte. Seine erste Stelle als Kaplan trat er 1922 in Gladbeck an. Hier kamen ihm seine polnischen Sprachkenntnisse sehr zu Gute, denn er betreute in seiner Pfarrei zahlreiche polnische Bergarbeiter mit ihren Familien.
1925 kam er als geistlicher Lehrer an das Mädchengymnasium St. Ursula in Dorsten. Schon 1933 kam er hier mit dem nationalsozialistischen Regime in Konflikt, denn er weigerte sich, bei seinen Schülerinnen für den BDM zu werben oder die Hakenkreuzfahne am Turm der Klosterkirche St. Ursula aufzuhängen.
1939 wurde er als Lehrer an das renommierte Internat Gaesdonck versetzt. Als diese Schule 1942 in ein Lazarett umgewandelt wurde, kehrte er als Rektor zu den Ursulinen nach Dorsten zurück. Er wusste sehr wohl, dass er unter Beobachtung der Gestapo stand. Das hinderte ihn aber nicht daran, sich der verbotenen Seelsorge an ukrainischen Zwangsarbeitern zu widmen und intensive kirchliche Jugendarbeit zu betreiben.
Er versuchte seinen Schülerinnen die Augen für das verbrecherische NS Regime zu öffnen und machte 1943 mit ihnen einen Ausflug zur Heilanstalt Marienthal bei Münster. Hier versuchten die Clemensschwestern geistig und körperlich behinderte Patienten vor den Euthanasieprogrammen der Nazis zu retten. Nach diesem Besuch in Marienthal wurde Laurenz Schmedding von der Gestapo in Schutzhaft genommen, zunächst im Gefängnis in Münster inhaftiert und am 19. November 1943 in das KZ Dachau eingeliefert. Hier kam er in den Pfarrerblock, wo er auf den Benediktinerpater Gregor Schwake, den bekannten Kirchenmusiker, traf. 1944 komponierte Schwake hier seine bekannte Dachau-Messe, die er mit dem Priesterchor des Pfarrerblocks zur Uraufführung brachte. Daran wird auch Laurenz Schmedding mitgewirkt haben. Vielleicht hat ihm das geholfen, die schrecklichen Erlebnisse des KZ zu überstehen.
Am 10. April 1945, also direkt nach Kriegsende, wurde Laurenz Schmedding aus dem KZ Dachau entlassen - er hatte überlebt.
Seine Familie wohnte in Milte, wohl deshalb kam er 1946 als geistlicher Studienrat an das Gymnasium Laurentianum in Warendorf. Von den Schülern wurde er liebevoll Äppelken genannt.
Schon in den 1950er Jahren berichtete er den Schülern zuweilen über die schlimme NS Zeit und den Krieg. Seinen Schülern ist heute noch in Erinnerung, dass er immer noch panische Angst hatte, etwas Falsches zu sagen. Über seine Zeit in Dachau sprach er nur sehr selten.
Laurenz Schmedding war für sein außerordentlich gutes Gedächtnis bekannt. Für den Unterricht bereitete er sich kaum vor, sein System war der „Frageunterricht“ und die Schüler konnten ihn fragen, was sie wollten, er wusste immer eine Antwort. Natürlich versuchten die Schüler, ihn aufs Glatteis zu führen und erfragten von ihm die Namen der 14 Nothelfer - auch die konnte er, wie aus der Pistole geschossen, aufzählen.
Eine beeindruckende Erinnerung ist seinen Schülern eine gemeinsame Rom-Fahrt und in Rom fiel den Mitfahrenden auf, wie viele Bischöfe und hohe Würdenträger freundschaftlich auf Laurenz Schmedding zukamen.
Nach seiner Pensionierung lebte er noch bis 1971 zusammen mit seiner Schwester, die ihm den Haushalt führte, in seinem Haus am Diekamp. Sein Grab und das seiner Schwester befindet sich in der Nähe des großen Kreuzes, neben dem Kammergrab der Familie Miele.
Von Laurenz Schmedding als Lehrer wird uns jetzt Wolfgang Otterpohl mehr erzählen. Er war viele Jahre lang sein Schüler. Ich bin sehr gespannt, was Schmedding seinen Schülern von seinen traumatischen Erlebnissen im KZ erzählt hat.
Als wir vor einigen Wochen unser Gold-Abitur im Hotel "Im Engel"
feierten, kam die Sprache gleich auf unseren Religionslehrer Laurenz
Schmeddding, wahrlich eine Legende des altehrwürdigen Gymnasium
Laurentianum.
Birgit Rempe (Dortmund), "Tochter des Chefs", des
Oberstudiendirektors Dr. Johannes Rempe, wie sie ehemals nur genannt
wurde, war nicht nur einziges Mädchen in unserer Klasse (altsprachlich)
gewesen, sondern am Laurentianum überhaupt, begehrte gleich zu Beginn
der Wiedersehensfeier zu wissen, was aus Laurenz Schmedding nach ihrer
Pennälerzeit geworden sei. Ihr Vater sei ein großer Verehrer des
Geistlichen gewesen, habe ihn aber nie nach den schweren Leiden und
Wunden gefragt, die ihm die Nazis im KZ Dachau zugefügt haben. Das habe
er nicht übers Herz gebracht.
Ich erinnere mich noch an eine Religionstundein der alten Penne. Wir,
Hans-Dietmar Wolff aus Freckenhorst, Klaus Heisterkamp aus Warendorf und
ich, Wolfgang Otterpohl aus Westkirchen, wollten Näheres über
Schmeddings Zeit im KZ Dachau wissen, die er
mit einer Großzahl von Priestern und Ordensleute Torturen
erleiden musste. Für gewöhnlich schwieg "Äppelken" darüber. Doch er
hatte besonders Vertrauen zu uns Dreien. Er begann mit der Erzählung von
Erinnerungen, doch plötzlich stocke er, konnte nicht mehr weitersprechen
und weinte bitterlich.
Mit der Aussprache tat sich der Geistliche Studienrat schwer. Auch
eine Folge des KZs, wo man ihm ein Stück von der Zunge abgeschnitten
hatte, wie er uns, "Didi", "Heister" und "Otter" in einer stillen Stunde
anvertraute.
Wir haben uns später oftmals geärgert, dass man Schmedding - es war
nicht despektierlich gemeint - "Äppelken" nannte. Aber da bewies der
Gottesmann westfälischen Humor.
Auch wenn man ihn danach fragte: "Herr Schmedding, stammen Sie
eigentlich aus der Kneipe in Milte?" "Ich bin nicht aus Milte, die Leute
kommen doch nur, weil mein Bruder Josef so viele Töchter hat und saufen
sich dann einen an. Das ist Sodom und Gomorrha. Ne, ne mit der Kneipe
habe ich nichts zu tun." Dabei hat er später einige Nichten getraut,
auch Carla, die die Ehefrau meines besten Freundes wurde.
Laurenz Schmedding, mit Äbten, Bischöfen und Kardinälen gut bekannt,
"den kenn ich ja persönlich", war einer seiner Lieblingssprüche - holte
prominente Gottesmänner als Gastredner an die Penne, von Julius
Angerhausen, dem ersten Weihbischof des Ruhrbistums Essen - gebürtiger
Warendorfer und Alter Laurentianer, über den sogenannten "Speckpater"
Weerenfrired van Straaten (Belgien), der sich für die Armen einsetzte
oder den berühmten Jesuiten-Pater Clemente Pereira, "das Maschinengewehr
Gottes" genannt. Schmedding kannte auch den US-Amerikanischen Bischof
und Kardinal Joseph Spellman und empfahl uns immer wieder dessen Buch
"You can chance the world", "DU kannst die Welt verändern!" zu lesen.
Über 50 Mal war Schmedding in Rom, kannte die Ewige Stadt wie seine
Westentasche, auch bedeutende Geistliche aus dem Vatikan.
Einmal war Klaus Heisterkamp, zuletzt Altphilologe am Gymnasium in
Lüdinghausen, sein Beifahrer. "Äppelken" steuerte den blauen VW-Käfer
von Warendorf nach Rom, mit Zwischenübernachtungen in Klöstern.
Ich hatte die Ehre und das Vergnügen, als 17jähriger Unterprimaner
mit Latein und Griechisch an einer Romfahrt (Sonderzug mit Schülern aus
NRW) teilzunehmen. Die Gruppe aus dem Raum Münster wohnte direkt im
Vatikan bei Ordensschwestern.
Bei denen hat auch 20 Jahre später der Kirchenchor Freckenhorst
gewohnt, dabei waren übrigens auch Mechtild Wolffs Mutter Eugenie
Haunhorst und Schwiegermutter Änny Wolff-Kreimer. (Treffen mit
Ruhrbischof Dr. Franz Hengstbach)
An einem Tag in Rom vertraute mir Laurenz Schmedding an, dass er in
aller Herrgottsfrüh eine Hl. Messe zu lesen gedenke, ich solle sein
Messdiener sein. "Otter, du bist Frühaufsteher, du sollst mir bei der
Messe dienen" und fuhr fort "nicht in irgendeiner Kirche, im Petersdom
an einem Seitenaltar". "Aber noch geheim halten!!!!" Ich, der Junge vom
Dorf, bekam weiche Knie und feuchte Augen.......
Laurenz Schmedding war im Lehrer-Kollegium höchst beliebt, bei
"Bürste" Dierkes, der eigentlich Heinrich hieß, bei "Vatti" Reichelt,
der Wilhelm hieß, bei "Bubi" Zimmer, der Rudolf hieß, bei "Nashorn"
Pliquett, der eigentlich Reinhold hieß, bei Päule Worms, der eigentlich
Dr. Paul hieß, bei "Tante Käthe" die eigentlich Käthe Althoetmar hieß,
bei "Kumpel" Bergmann, der eigentlich Dr. Josef hieß und bei
Hausmeister "Hannibal", der eigentlich Otto Vollmer hieß.
Mechtild Wolff und Wolfgang Otterpohl
Friedhofsbegehung 2013
Quellen:
Erzählungen von Zeitzeugen
Kirchengeschichte der Stadt Warendorf Band 3
Internet
Johanna
Brinkhaus
Hermann Josef
Brinkhaus
Laurenz Schmedding
Franz Strumann
Wilhelm
Veltmann
Familie
Miele
Familie
Dr. Kaloff
Familie Hanewinkel
Die sogenannten
"Paters-Gräber"
Heinrich
Friederichs
Bürgermeisters Diederich
Familie Hagedorn
Familie Bispinck
Familie
Kottrup Westhoff
Heinrich
Windelen