DerWarendorfer Friedhof: Spiegel der Stadtgeschichte
Familie  Kottrup - Westhoff: Brennereibesitzer und Stadtbauernhof
von Mechtild Wolff 2021

 

 

Mitten in der Stadt, an der Freckenhorster Straße 13, 15 und 17 lag der Stadtbauernhof Kottrup-Westhoff. Die Wirtschaftsgebäude des Hofes lagen hier in der Stadt - auf dem Bild kann man noch das große Scheunentor für den Deelen-Eingang erkennen - die Felder lagen außerhalb der Stadt im Westbezirk.

Außerdem betrieb die Familie Kottrup eine der größten Schnaps-brennereien in Waren-dorf. Kottrups Korn und später Westhoffs Korn war sehr beliebt in den Kneipen. Früher wurde viel mehr Schnaps als Bier getrunken. Kalli Buller erzählte: „Bei uns in der Gaststätte Buller an der Emsstraße lagerte immer ein 200 Liter Fass Schnaps im Keller und man glaubte nicht, wie schnell das leer war. Der Schnaps wurde in Huildöppkes ausgeschenkte, die 2,5 cl fassten. Das war schon ein ordentlicher Schluck.“ Den gönnten sich die Bauern am Sonntagmorgen, wenn sie durch Wind und Wetter zur Kirche gefahren waren. Nach dem Ausspannen der Pferde bestellte sie sich ein Huildöppken. Das wurde vor der Messe halb leer getrunken, die zweite Hälfte gab es nach der Messe. Es soll nicht selten vorgekommen sein, dass sich jemand während der Predigt aus der Kirche schlich, um nach seinem Schnaps zu gucken und ein wenig zu kosten!“

Auch beim Fettmarkt spielte der Schnaps eine große Rolle. Hatten die Bauern ihre Pferde bei Niemer Everding untergestallt, wärmte sie sich in der Kneipe auf und stärkte sich mit einem Töttchen, denn das war die beste Unterlage für den ausgiebigen Rundgang über den Viehmarkt. Zu dem Töttchen gehörte natürlich ein Schnaps. „Sonst bekommt es nicht!“ Auf dem Viehmarkt wurde dann jeder Handel mit einem Schnaps besiegelt - oder auch mit zwei. Das gehörte zum Viehhandel dazu.

Bei den Landarbeitern musste morgens der „11Uhr-Zug“ kommen - dann ging die Bäuerin mit der Schnapsflasche aufs Feld. Die Stärkung brauchten die Arbeiter für die letzte Stunde Feldarbeit am des Morgen!!! So kann man verstehen, dass eine Brennerei ein gutes Geschäft war, denn es wurde fast ausschließlich einheimischer Schnaps getrunken. Den Weizen für das Schnapsbrennen baute die Familie Westhoff auf eigenen Feldern im Westbezirk an.

 

Dieser Grabstein erinnert an zwei Generationen der Brennereibesitzer, die Eltern Christoph und Maria Kottrup und ihre beiden Kinder Felix und Änne. Felix war der Erbe, aber er starb schon 1936 mit 19 Jahren. Sein tragischer Tod war ein großes Unglück, denn jetzt gab es keinen Namensträger mehr. Es war ein Glücksfall, dass Änne den Hans Westhoff heiratete, denn er war ein guter Geschäftsmann und hatte eine fröhliche, gesellige Natur und war bei den Gastwirten gut gelitten. Die Warendorfer Brennereibesitzer mussten sich nämlich abends zur wohlschmeckenden Stunde immer mal in den Kneipen sehen lassen und den Stammgästen einen austun - nur so lief das Geschäft gut. Natürlich wurde Hans Westhoff auch Prinz Karneval - auch das war geschäftsfördernd. Mit ihren Kindern Mechtild, Annette, Gaby und Hans Felix lebten Änne und Hans Westhoff in dem schönen großen Bürgerhaus mit angeschlossener Landwirtschaft an der Freckenhorster Straße.

 

Mechtild Wolff 2021

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