NS-Bürgermeister Wilhelm Haase 1896-1945
Bürgermeister von Warendorf  1941-1945
sein Vorgänger: Kurt Hachmann 1938-1941'
sein Nachfolger: Heinrich Blum  1945-1945

1941 wurde der linientreue Nationalsozialist Wilhelm Haase in Vertretung für den Soldat gewordenen Kurt Hachmann kommissarischer Bürgermeister von Warendorf. Haase war schon 1930 in die NSDAP eingetreten und hatte eine steile Parteikarriere gemacht. Seit 1938 war er Amtsbürgermeister in Ostbevern und nun konnte er auch in Warendorf ein strikteres NS-Regime durchsetzen. Er versetzte die Warendorfer Bevölkerung in Angst und Schrecken. Im Dezember 1941 sorgte dafür, dass die letzten sechs in Warendorf lebenden Juden Arnold, Ella, Frieda, Hugo und Walter Spiegel und Berta Samuel deportiert wurden. Sie kehrten nie wieder. Obwohl Warendorf jetzt „judenfrei“ war, setzte Haase die antisemitische Hetze fort.

 Um den NS-Einfluss auf die Warendorfer Gymnasien zu verstärken, verfolgte Bürgermeister Haase schon seit 1942 die Absetzung von Frau Dr. Maria Moormann. Sie war die christlich orientierte Direktorin der Marienschule - seit 1941 in „Justus-Möser-Schule“ umbenannt. Erst Ende 1944 gelang es Bürgermeister Haase, die Direktorin Dr. Moormann ihres Amtes zu entheben und der linientreue Direktor des Gymnasium Laurentianum, Herr Dr. Donnermann, übernahm die Leitung. Alle Kinder sollten in die NS-Propaganda einbezogen werden, sogar die Kindergartenkinder schwenkten beim Kinderfest fröhlich ihre Hakenkreuz-Fähnchen.

Auch in Warendorf kamen Kriegsgefangene zum Arbeitseinsatz, ohne sie hätte die Kriegswirtschaft nicht aufrechterhalten werden können. Ab Herbst 1939 wurden Polen eingesetzt, ab 1940 Franzosen, Holländer und Belgier und ab 1942 Russen. Diese ausländischen Zwangsarbeiter waren am Stadtrand in mehreren Gefangenenlagern untergebracht und kamen in der Landwirtschaft, in der Industrie und im Handwerk zum Einsatz. Je kleiner die Betriebe waren, desto menschlicher war die Behandlung der Gefangenen, was der NS-Obrigkeit ein Dorn im Auge war und bestraft wurde. NS-Bürgermeister Haase war ein besonders strikter Kontrolleur beim Umgang mit Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern, der jegliche Missachtung der strengen Vorschriften unnachgiebig ahndete. Trauriger Höhepunkt war im März 1945 die Ermordung von 13 Zwangsarbeitern in Lippermanns Knäppen. Erst mit der Machtübernahme der Alliierten hatte das Leid der Zwangsarbeiter ein Ende, sie wurden befreit und in Sammellagern in der Reit-und Fahrschule und im Gestüt untergebracht, um dann in ihre Heimatländer entlassen zu werden. Erstaunlich ist, dass viele Bürger diese Zwangsarbeiterlager gar nicht wahrnahmen. Erst nach Kriegsende gerieten die Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, jetzt „Displaced Persons“ genannt, wegen der Plünderungen und Überfälle in das Blickfeld der Normalbürger.

 

In den letzten Kriegstagen, am 31. März 1945, es war Karsamstag, verließ Bürgermeister Haase zusammen mit Landrat Gerdes in Sanitäter-Uniformen fluchtartig die Stadt. Die Siegermächte waren im Anmarsch, das bedeutete für diese beiden fanatischen NSDAP-Bediensteten nichts Gutes. Bürgermeister Haase übergab die Verantwortung für die Stadt Warendorf dem Stadtrendanten Theodor Lepper. Er war der dienstälteste Beamte der Stadtverwaltung: „Das Schicksal der Stadt liegt jetzt in ihrer Hand. Bei einem Angriff auf Warendorf werden Sie jetzt entscheiden müssen. Bedenken Sie dabei aber, dass eine evtl. Besetzung der Stadt nur kurze Zeit dauern wird, denn vom Teutoburger Wald aus, wo erhebliche Truppenverbände bereit stehen, erfolgt der Rückschlag.“ Mit diesen Worten verließ Bürgermeister Haase die Stadt und ließ den Stadtrendanten Lepper und den Standortältesten Oberst Winkel mit den Problemen des Kriegsendes allein. Für ihre Flucht benutzten Bürgermeister Haase und Landrat Gerdes ihre Dienstfahrzeuge und das extra dafür gehortete Fluchtbenzin.

Die beiden NS-Beamten wurden bald von den US-Truppen gefangen genommen und Wilhelm Haase starb noch 1945 im Alter von 51 Jahren im Internierungslager bei Ostende/Belgien.  

Mechtild Wolff

Quellen:

Jürgen Goyny: Warendorf in der NS-Zeit (1933-1945)

              in: Geschichte der Stadt Warendorf Band II

Bilder:

Archiv Hans Rennemeier und Bildarchiv der Altstadtfreunde

Kurt Heinermann ( Bild Kindergarten)

 

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