Wilhelm Diederich war 35 Jahre lang, von 1868-1904 ein
tüchtiger und beliebter Bürgermeister in Warendorf. Er war der erste
Verwaltungsfachmann in dem damals noch kleinen Landstädtchen. Seine
Vorgänger waren honorige Kaufleute gewesen, die das Amt ehrenamtlich
ausübten.
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Bürgermeister Diederich als Präses des Bürgerschützenverein |
Seine
Zeit als Bürgermeister war eine Umbruchszeit. In Warendorf war 1861 die
erste mechanische Weberei „Brinkhaus und Wiemann“ begründet worden,
damit war auch in dem kleinen Weberstädtchen das Industriezeitalter
angekommen. Die
hier entstandenen Arbeitsplätze zogen viele Arbeitssuchende an, aber
auch vagabundierende Wohnungslose, die ein großes Problem für solch eine
kleine Stadt darstellten. Viele Einwohner waren auch nur vorübergehend
hier, wie z.B. die Studenten des Lehrerseminars und die große Zahl der
auswärtigen Schüler am Laurentianum, die als sogenannte Kost-gänger in
Warendorfer Familien lebten. Die größte Gruppe stellte aber das Militär.
Die Soldaten mussten auf Staatskosten in Privathaushalten einquartiert
und verköstigt werden.
Die Bevölkerung merkte schnell, dass ihr tüchtiger
Bürgermeister Diederich die vielfältigen Aufgaben zum Wohle der Stadt
erledigte. Darum wählten sie ihn 1881 und 1893 jeweils für eine Amtszeit
von 12 Jahren wieder. Lange hatte Bürgermeister Diederich zusammen mit
dem Fabrikanten Brinkhaus für einen Bahnanschluss in Warendorf gekämpft.
Als 1887 die Bahnstrecke Münster-Warendorf-Rheda eröffnet wurde, bekam
auch das Weberstädtchen Warendorf endlich Anschluss an die große, weite
Welt. 1902 baute die Westfälische Landeseisenbahn die Bahnstrecke von
Warendorf über Freckenhorst und Ennigerloh nach Neubeckum. Welch ein
Fortschritt.
1904 Bürgermeister Diederich mit dem Rat der Stadt
1904 schied Wilhelm Diederich im Alter von 70 Jahren aus dem
Dienst aus, lebte aber weiterhin in Warendorf und verstarb am 11.
Dezember 1910.
Sein Nachfolger, Bürgermeister Hugo Ewringmann, zeichnete ihn
bei seinem Tode mit einem Ehrengrab aus. Hier wurden auch seine Frau
Emilie geb. Vahle (1831-1914) und seine Tochter Ida (1864-1941)
bestattet.
Noch
heute erinnert die „Diederich-Straße“ an den klugen Bürgermeister von
Warendorf.
Ehrengrab für Bürgermeister
Diederich
Grabplatte für Bürgermeister
Diederich
Die Grabplatte für Bürgermeister Wilhelm
Diederich
Wie konnte das geschehen?
In den 1970er Jahren wurde das Grab aufgelöst und
eingeebnet, bedauerlicherweise. Als 1979 der verdiente Stadtrendant
Theodor Lepper verstarb, übernahm die Familie Lepper das Ehrengrab des
Bürgermeisters Wilhelm Diederich. Auf dem Grabschild stand nun „Familie
Lepper“. Die Gruft mit seinem einzigartigen Jugendstil-Gitter aus
Schmiedeeisen blieb unverändert erhalten und wurde liebevoll gepflegt.
Bei den Friedhofsrundgängen des Heimatvereins wurde
immer wieder bedauert, dass der Name von Bürgermeister Diederich auf
seinem Ehrengrab nicht zu sehen war. Da traf es sich gut, dass durch
Zufall das alte Grabschild von Wilhelm Diederich wiedergefunden wurde.
Der Heimatverein ließ einen passenden Rahmen anfertigen und nun steht
auf dem Ehrengrab ein Denkmal für Bürgermeister Wilhelm Diederich
zusammen mit dem Denkmal für den Stadtrendanten Theodor Lepper - zwei
sehr verdiente Warendorfer Verwaltungsbeamte.