Bürgermeister Wilhelm Diederich 1834-1910
Bürgermeister in Warendorf 1868-1904
Vorgänger: Franz Josef Zumloh 1856-1868
Nachfolger: Hugo Ewringmann  1904-1925
von Mechtild Wolff

Wilhelm Diederich war 35 Jahre lang, von 1868-1904 ein tüchtiger und beliebter Bürgermeister in Warendorf. Er war der erste Verwaltungsfachmann in dem damals noch kleinen Landstädtchen. Seine Vorgänger waren honorige Kaufleute gewesen, die das Amt ehrenamtlich ausübten.

 Wilhelm Diederich war schon bei seinem Amtsantritt ein erfahrener Verwaltungsleiter, der vorher Stadtsekretär in Altena und Bürgermeister in Ahlen gewesen war. Nun professionalisierte er auch die Warendorfer Verwaltung. Bei seinem Amtsantritt 1868 fand der neue Bürgermeister in der Stadtverwaltung einen Sekretär und einen gelegentlichen Schreiber, der im Hauptberuf Friseur war, vor. Am Ende seiner Amtszeit verfügte die Stadtverwaltung über vier Beamte und zwei Polizeibeamte, die auch gelegentlich zu Verwaltungstätigkeiten hinzugezogen wurden. Außerdem gab es zwei Nachtwächter.

Bürgermeister Diederich
 als Präses des
 Bürgerschützenverein

 Seine Zeit als Bürgermeister war eine Umbruchszeit. In Warendorf war 1861 die erste mechanische Weberei „Brinkhaus und Wiemann“ begründet worden, damit war auch in dem kleinen Weberstädtchen das Industriezeitalter angekommen. Die hier entstandenen Arbeitsplätze zogen viele Arbeitssuchende an, aber auch vagabundierende Wohnungslose, die ein großes Problem für solch eine kleine Stadt darstellten. Viele Einwohner waren auch nur vorübergehend hier, wie z.B. die Studenten des Lehrerseminars und die große Zahl der auswärtigen Schüler am Laurentianum, die als sogenannte Kost-gänger in Warendorfer Familien lebten. Die größte Gruppe stellte aber das Militär. Die Soldaten mussten auf Staatskosten in Privathaushalten einquartiert und verköstigt werden.

 

Die Bevölkerung merkte schnell, dass ihr tüchtiger Bürgermeister Diederich die vielfältigen Aufgaben zum Wohle der Stadt erledigte. Darum wählten sie ihn 1881 und 1893 jeweils für eine Amtszeit von 12 Jahren wieder. Lange hatte Bürgermeister Diederich zusammen mit dem Fabrikanten Brinkhaus für einen Bahnanschluss in Warendorf gekämpft. Als 1887 die Bahnstrecke Münster-Warendorf-Rheda eröffnet wurde, bekam auch das Weberstädtchen Warendorf endlich Anschluss an die große, weite Welt. 1902 baute die Westfälische Landeseisenbahn die Bahnstrecke von Warendorf über Freckenhorst und Ennigerloh nach Neubeckum. Welch ein Fortschritt.

 

1904 Bürgermeister Diederich mit dem Rat der Stadt

 

1904 schied Wilhelm Diederich im Alter von 70 Jahren aus dem Dienst aus, lebte aber weiterhin in Warendorf und verstarb am 11. Dezember 1910. 

Sein Nachfolger, Bürgermeister Hugo Ewringmann,  zeichnete ihn bei seinem Tode mit einem Ehrengrab aus. Hier wurden auch seine Frau Emilie geb. Vahle (1831-1914) und seine Tochter Ida (1864-1941) bestattet.  

Noch heute erinnert die „Diederich-Straße“ an den klugen Bürgermeister von Warendorf.

 

Grabstelle Lepper 03
Ehrengrab für Bürgermeister Diederich Grabplatte für Bürgermeister Diederich

 

Die Grabplatte für Bürgermeister Wilhelm Diederich

 Viele Jahre lang erinnerte auf seinem Ehrengrab kein Grabdenkmal an den ehemaligen Bürgermeister Wilhelm Diederich.

Wie konnte das geschehen?

In den 1970er Jahren wurde das Grab aufgelöst und eingeebnet, bedauerlicherweise. Als 1979 der verdiente Stadtrendant Theodor Lepper verstarb, übernahm die Familie Lepper das Ehrengrab des Bürgermeisters Wilhelm Diederich. Auf dem Grabschild stand nun „Familie Lepper“. Die Gruft mit seinem einzigartigen Jugendstil-Gitter aus Schmiedeeisen blieb unverändert erhalten und wurde liebevoll gepflegt.

Bei den Friedhofsrundgängen des Heimatvereins wurde immer wieder bedauert, dass der Name von Bürgermeister Diederich auf seinem Ehrengrab nicht zu sehen war. Da traf es sich gut, dass durch Zufall das alte Grabschild von Wilhelm Diederich wiedergefunden wurde. Der Heimatverein ließ einen passenden Rahmen anfertigen und nun steht auf dem Ehrengrab ein Denkmal für Bürgermeister Wilhelm Diederich zusammen mit dem Denkmal für den Stadtrendanten Theodor Lepper - zwei sehr verdiente Warendorfer Verwaltungsbeamte.

 

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