Zur geplanten Umgestaltung des Bürgerhof-Geländes erreichte die
Redaktion folgender Leserbrief: ,,,In Deutschland ist es allerdings
Alltag geworden, dass sich die Gegner eines Projektes lautstark
artikulieren. Die Befürworter sind in der Regel eine schweigende
Mehrheit.' - Wirklich?
Diese kernigen Worte zitiere ich aus einem Leserbrief von FDP-Ratsfrau
Anita Stakenkötter. Die bezüglich eines Projektes wie die Neuplanung des
Bürgerhofgeländes mit einem überdimensionierten K&KMarkt und
gleichzeitigem Abholzen von 15 alten Bäumen als Ausschlusskriterium
allzu leichtfertige Klassifizierung in lautstarke Gegner und eine
,schweigende Mehrheit' für das Objekt halte ich für sehr bedenklich,
diese Art von Einteilung für unglaubwürdig: Woher will Frau Stakenkötter
wissen, die schweigende Mehrheit sei für das Projekt? Pures
Wunschdenken? Ist Sie eine Hellseherin? Oder beides? Die Gespräche,
selbst mit vielen Mitbürgern geführt, ob beim Blutspenden, auf der
Straße, im Bekanntenkreis, sprechen eine ganz andere Sprache, nämlich
totales Unverständnis, mit strikter
Ablehnung eines solchen Bauvorhabens. Auch die Anzahl bisher
erschienener Leserbriefe zu diesem heiß diskutierten Thema sprechen für
sich. Selbst die Mehrheit für die Aufstellung eines Bebauungsplanes in
der Ratssitzung Mitte Juli kann nicht für eine ,schweigende Mehrheit'
dafür herhalten.
Jeder kritisch politisch Interessierte hat das demokratische Recht,
seine Meinung öffentlich zu äußern, klar und deutlich, auch
lautstark. Deshalb halte ich es für unredlich, in Zeiten oft
schwindender Mitwirkungsinteressen beteiligter Bürger am politischen
Leben, diesen, und sei es nur versteckt, Unlauterkeit zu unterstellen,
anstatt zumindest anzuerkennen, dass Interessierte an politischen
Entscheidungsprozessen teilhaben und sich dann hoffentlich rechtzeitig
zu Wort melden.
Weiteres Zitat von Frau Stakenkötter: ,Dass 15 Bäume weichen müssen, ist
bedauerlich, aber nicht zu vermeiden... Es ist durchaus möglich und
nicht unüblich' — aha! - ,im Zuge von bauleitplanerischen Festsetzungen
auch unter dem Schutz der Baumschutzsatzung stehende Bäume zu
beseitigen.' In diesem traurigen Sinne hat selbst der Umwelt -,
Verkehrs- und Planungsausschuss einstimmig und nicht laut dessem
Vorsitzenden Alwin Wiggering in der Ratssitzung eine Woche später
relativierend mehrheitlich und schweren Herzens dem Fällen aller 15
stattlichen großkronigen Bäume zugestimmt. Es würden dafür ja
Ausgleichsflächen bestimmt und auf diesen wieder Bäume angepflanzt. Wie
denn? Wo denn?
Alte über 100 Jahre alte t Bäume können in ihrem Wert - nicht einfach
durch Neuanpflanzungen ersetzt
werden. Die Bedeutung auch nur eines einzelnen Baumes, ist unschätzbar
vielfältig: er spendet Schatten und senkt die Temperatur; bremst den
Wind; hält den Regen, befeuchtet die Luft; bindet CO2 und spendet
Sauerstoff; bindet den Staub; bietet Nahrung und Lebensraum für Tiere;
gibt einem Platz - erst recht im Stadtgebiet - den unverwechselbaren
Charakter! Deshalb mein Appell an alle Ratsmitglieder: ,Lassen Sie
sich nicht aus rein kommerziellen Gründen unter Druck setzen. Lassen Sie
die Baumschutzsatzung — zum wiederholten Male — nicht zur Farce werden,
nicht aushöhlen, nicht zu Fall bringen!
Die Stadt Warendorf hat eine Vorbildfunktion zu erfüllen! Oder liege
ich, wie viele andere auch, darin falsch?"
Dr. Eberhard Dewitt