Der erste große Stadtbrand von Warendorf 1404
Die Brandtafel im alten Ratssaal berichtet von diesem ersten großen Brand in Warendorf
von Mechtild Wolff (1. 8. 2024)

 

Es war am 22. September 1404. Drückende Schwüle liegt über der Stadt. Kaufmann Hudepoel sitzt mit seiner Frau und seinen Kindern beim Abendessen. Auch die alten Großeltern sind dabei. „Es wird noch ein Gewitter geben“, sagt der Großvater. „Gott gebe, dass der Blitz nirgendwo einschlägt, denn gerade ist das Rathaus mit Leinen und Leder vollgepackt. Auch in unserm Haus lagern viele Leinenballen und der Dachboden ist voll mit Wintervorräten für Mensch und Vieh.“

Immer schwärzere Wolken ziehen heran und der Wind fegt durch die Straßen. Da bricht das Unwetter los. Blitze zucken und dumpf rollt der Donner. Die Menschen zittern und beben vor Angst. „Kinder betet“, sagt die Mutter und die Großmutter beginnt mit dem Ave Maria. Wieder ein Blitz und fast gleichzeitig knallt der Donner.

Da, ein gellender Schrei: „Feuer! Feuer!“ Kaufmann Hudepoel stürmt hinaus. Auf der Straße schlägt ihm ein Stimmgewirr entgegen. „Dort ist Feuer!“ „Nein, hier brennt es.“ „Hilfe, das Feuer frisst sich schnell weiter!“ Mit einem Blick hat Hudepoel die Gefahr erkannt. In rasender Eile stürmt er zum Glockenturm. Er läutet die Brandglocke, die alle Bürger warnt: „Feuer, Feuer!“

Mutige Männer und Frauen greifen zu den Brandeimern und formen eine Kette bis zur Ems. Die gefüllten Wassereimer werden von Hand zu Hand gereicht. Zischend fliegt das Wasser ins Feuer, alles brodelt und dampft. Es ist unerträglich heiß, aber die Männer und Frauen kämpfen weiter. Doch das Feuer ist übermächtig, es läuft von einem Haus zum andern, bald stehen ganze Straßenzüge in Flammen. Die ersten Balken brechen und die Dächer stürzen krachend auf die Straße. Sogar die dicken eichenen Pfosten sinken zu Boden, die Stadt brennt lichterloh. Die schönen Fachwerkhäuser werden schnell ein Raub der Flammen.

Kaufmann Hudepoel steht hilflos vor dem Flammenmeer, eine riesige Feuersäule ragt in den Nachthimmel. Überall ist Chaos. Mütter rufen nach ihren Kindern, Verletzte stöhnen und rufen um Hilfe, Tiere irren in Panik umher.

„Wo ist meine Familie? Haben die Trümmer sie begraben? Herr, lass sie leben, du hast uns schon unser ganzes Hab und Gut genommen!“ So schickt Kaufmann Hudepoel ein Stoßgebet zu Himmel.

 

 

Als der Morgen dämmert, findet er seine Familie auf der großen Wiese vor den Wällen der Stadt. Seine Frau hat beherzt die Kinder und die alten Eltern aus der Stadt herausgeführt und sie über die Ems an einen sicheren Ort gebracht. Hilflos mussten sie mit ansehen, wie ihre Stadt in Schutt und Asche versank. Dem Großvater liefen die Tränen über die Backen. Sein ganzes Leben lang hat er hart gearbeitet, um das schöne Haus am Münsterwall zu bauen, jetzt war alles verloren.

Erst am nächsten Tage wird das ganze Ausmaß des Unglücks sichtbar. Der große Brand war furchtbar. Er forderte 100 Menschenleben, 600 Häuser sind verbrannt, die Kirche, das Rathaus, die Schule, die Mühle, alles ist ein glühender Aschehaufen.

Viele Menschen verließen damals in ihrer Not die Stadt Warendorf, um woanders ihr Brot zu verdienen. Tapfere Bürger aber bauten die Stadt wieder auf, es entstand neues Gewerbe und in vielen Häusern klapperten bald wieder die Handwebstühle und im Laufe der Jahre wurde Warendorf zu einer berühmten Leineweberstadt.

Diese große Holztafel erinnert uns noch heute an den schrecklichen Brand von 1404. Sie ist in plattdeutsch geschrieben, so, wie man damals in Warendorf sprach.

Mechtild Wolff

Heimatverein Warendorf

Startseite Stadtmuseum Kirchen Lexikon Erlebte Geschichte Archiv Impressum
Bilderbogen Gadem St. Laurentius Persönlichkeiten  Datenschutzerklärung
Video Tapetensaal St. Marien Straßennamen      Satzung
  Torschreiberhaus Christuskirche Mariä Himmelfahrt      
Haus Bispinck St. Joseph Karneval
    Affhüppenkapelle Fettmarkt      


Heimatverein Warendorf e. V., Vorsitzende: Mechtild Wolff, An der Kreutzbrede 7, 48231 Warendorf, Tel: 02581 2135        
E-Mail: vorstand@heimatvereinwarendorf.de
Copyright: Heimatverein Warendorf (C) 2005 -2024 (Impressum und Datenschutzerklärung)