Zum Festakt der Verleihung der Wilhelm-Zuhorn-Plakette begrüße ich
Sie alle im Namen des Heimatvereins sehr herzlich.
Gern würde ich alle Ehrengäste persönlich würdigen, Sie alle hätten
es verdient, aber ich glaube, mein Zeitrahmen lässt das heute nicht zu.
Ein besonderes Willkommen gilt aber unseren beiden Preisträgern,
Herrn Wolfgang Budde mit seiner lieben Frau Gisela und dem emeritierten
Pfarrer Walter Suwelack mit dem Arbeitskreis „Historische Bildstöcke und
Wegekreuze“. Wir freuen uns sehr, in diesem Jahr gleich zwei verdiente
Warendorfer Bürger mit der Wilhelm-Zuhorn-Plakette auszeichnen zu
dürfen.
Diese
Plakette stiftete der Heimatverein 1977 anlässlich seines
75jährigen Bestehens, in einer Zeit der intensiven Diskussionen
um die altstadtgerechte Sanierung der Innenstadt. Die Initiative ergriff
der damalige Vorsitzende Prof. Dr. Paul Leidinger und ich freue mich,
ihn hier mit seiner lieben Frau begrüßen zu dürfen.
Wilhelm Zuhorn war Amtsrichter am Warendorfer Amtsgericht, ja, der
Preußische König verlieh ihm sogar den Ehrentitel „Geheimer Justizrat“.
Wegen seiner gerechten Urteile erfreute er sich großer Beliebtheit. Er
hatte das Herz auf dem rechten Fleck und wenn er es für hilfreich ansah,
dann küerte he auk Platt in de Gerichtsverhandlung. Er war seiner
Heimatstadt Warendorf tief verbunden und gründete 1902 den „Verein für
Orts- und Heimatskunde im Kreis Warendorf“ und wurde dessen erster
Vorsitzender bis zu seinem Tode 1914. Die Vereinszeitschrift
„Warendorfer Blätter für Orts- und Heimatskunde“ - ja, man sagte damals
wirklich „Heimatskunde“ - wurde von Wilhelm Zuhorn kenntnisreich und
liebevoll gestaltet und ist nach wie vor eine Fundgrube für Warendorfer
Geschichte. In dieser Tradition gibt der Heimatverein noch heute
seine „Warendorfer Schriften“ und den „Kiepenkerl“ heraus.
Neben Zuhorns vielfältigem Engagement für das kulturelle Leben der
Kleinstadt erarbeitete er eine zweibändige „Kirchengeschichte der Stadt
Warendorf“, die lange unsere einzige Stadtgeschichte war.
In Erinnerung an diesen bedeutenden Heimatfreund und Heimatforscher
verleiht der Heimatverein die Wilhelm-Zuhorn-Plakette an
Persönlichkeiten, die sich durch ihre Verbundenheit mit der Stadt
Warendorf ausgezeichnet und sich Verdienste um die Heimat- und
Kulturpflege unserer Stadt erworben haben.
Die „Wilhelm-Zuhorn-Plakette“ wurde bisher neun Mal verliehen:
Der erste Preisträger war 1977 Prof. Dr. Wilhelm Kohl aus
Münster, der für seine grundlegenden Forschungen zur Frühgeschichte
Warendorfs und Freckenhorsts geehrte wurde.
Im selben Jahr noch wurde der Fabrikant Hermann Josef Brinkhaus
anlässlich seines 90. Geburtstages für sein erfolgreiches Engagement als
Unternehmer und als Förderer von Kunst, Kultur und Geschichtsschreibung
ausgezeichnet.
1980 war die altstadtgerechte Sanierung der Innenstadt ein
zentrales Anliegen des Heimatvereins und der Malermeister und Kunstmaler
Joos Brandkamp erwarb sich große Verdienste mit der farblichen
Gestaltung der Bürgerhäuser. Warendorf bekam ein altstadtgerechtes, aber
farbig fröhliches Gesicht.
1982 wurde Dr. Stefan Baumeier für seine Forschungen über das
Warendorfer Bürgerhaus geehrt. Diese vielseitigen Erkenntnisse waren
eine wichtige Grundlage für die Altstadtsanierung.
Als 1983 Prof. Dr. Paul Leidinger nach 13 Jahren den Vorsitz
des Heimatvereins abgab, beschloss das Kuratorium der
Wilhelm-Zuhorn-Plakette, ihn für seinen Einsatz zum Neuaufbau des
Heimatvereins zu ehren, für seinen unermüdlichen Kampf für die Erhaltung
der historischen Bausubstanz und für die vielseitigen Arbeiten zur
Warendorfer Geschichte. Dr. Paul Leidinger ist ein verdienstvoller
Nachfolger von Wilhelm Zuhorn. Wir freuen uns, ihn als letzten noch
lebenden Plakettenträger hier unter uns zu haben.
Eugenie Haunhorst hat in ihrer 23jährigen Ratstätigkeit
engagiert für die Erhaltung der historischen Altstadt gekämpft, sich für
die Heimat- und Kulturpflege eingesetzt und das neue Heimatmuseum
aufgebaut. Dafür wurde sie 1991 geehrt.
1993 bekam der münsteraner Stadtbaurat Dr. Gerhard Rabeler die
Plakette überreicht für seine besonderen Verdienste um eine behutsame
und zukunftweisende Sanierung unserer historischen Altstadt.
Dr. h.c. Paul Spiegel, der Präsident des Zentralrats der Juden
in Deutschland, bekam 2002 die „Wilhelm-Zuhorn-Plakette“. Sein Eintreten
für Versöhnung und insbesondere seine Verbundenheit mit seiner
Heimatstadt wurden damit gewürdigt.
Siegfried Schmieder wurde 2007 geehrt für die Aufarbeitung der
Ratsprotokolle und Kämmereirechnungen der Stadt Warendorf, eine
wichtige Erkenntnisgrundlage über das Leben in einer westfälischen
Kleinstadt. Er bereicherte den Heimatverein mit seinen umfassenden
Kenntnissen und hatte viele Jahre lang die Schriftleitung der
Vereinszeitschrift „Kiepenkerl“ inne. Wir freuen uns, heute seine Frau,
Dr. Irmgard Schmieder hier begrüßen zu dürfen.
Ja, und jetzt denken Sie „Da fehlt doch noch ein hochverdienter
Heimatfreund!“ Richtig, es fehlt Wilhelm Veltman, der sich in den 1970er
und 80er Jahren zum Wortführer all der Warendorfer Bürger machte, die
die Altstadt in ihrer historisch gewachsenen Struktur erhalten wollten.
Er war ein unverzichtbarer und erfolgreicher Kämpfer für seine
Heimatstadt. Der Heimatverein hätte ihn gerne mit der
„Wilhelm-Zuhorn-Plakette“ geehrt, aber bedauerlicherweise verzichtete
Wilhelm Veltman. Er wollte diese familiäre Verquickung vermeiden, denn
Wilhelm Zuhorn war sein Großvater.
Verdienste zu belohnen, sollte nicht vergessen werden!
In unserer schnelllebigen und eher kritikorientierten Zeit geraten
Verdienste gern in Vergessenheit und werden sogar manchmal argwöhnisch
beäugt. Früher waren Bürger, die sich Verdienste für das Gemeinwesen
erworben haben, geachtet Bürger, von denen gern in den Familien erzählt
wurde. Diese Zeiten sind vorbei. Ja, gerade Verdienste, die von lokaler
Bedeutung sind, sollten durch eine Würdigung in die Annalen eingehen,
denn sie werden nur selten in den medialen Erinnerungen auftauchen.
Darum hat der Heimatverein beschlossen, heute zwei engagierten
Warendorfer Bürgern die „Wilhelm-Zuhorn-Plakette“ zu verleihen: Dem
Bildhauer Wolfgang Budde und dem em. Pfarrer Walter Suwelack.
Zum ersten Mal in der Geschichte des Heimatvereins ehren wir zwei
Heimatfreunde. Das Kuratorium war der Meinung, dass beide wichtige
Spuren in Warendorf und Umgebung hinterlassen haben.
Lieber Wolfgang, es ist mir eine ganz besondere Freude, Deine
Verdienste für unsere gemeinsame Heimatstadt heute würdigen zu dürfen.
Wir kennen uns ja schon sehr lange, schon aus der Mitte des
letzten Jahrhunderts, denn in den 1950er Jahren sind wir zusammen zur
Grundschule gegangen, in der guten alten Kardinal-von-Galen Schule an
der Klosterstraße. Dann haben wir uns aus den Augen verloren und trafen
uns wieder wegen der Liebe zu den alten Grabdenkmalen auf unserem
schönen Friedhof. Du warst mir da schon mehrere Schritte voraus, denn
immer, wenn ein altes, ja historisches Grabdenkmal auf dem Müll landen
sollte, hattest Du ja beruflich damit zu tun und konntest es in
Sicherheit bringen. So wurden viele Grabsteine gerettet und in Deinem
Steinmetz-Betrieb entstand im Laufe der Jahre ein bemerkenswertes Museum
mit alten Grabdenkmalen.
Damit hast Du Dich aber nicht begnügt. Es war Dir ein
Herzensanliegen, Deine Heimatstadt mit geschichtsbezogenen Kunstwerken
zu verschönern, ja, Du hast Warendorf reich beschenkt.
Aber ich möchte der Laudatio nicht vorgreifen, das ist Aufgabe und
Kompetenz von Norbert Funken, dem langjährigen Vorsitzenden und heutigen
Ehrenvorsitzenden des Heimatvereins (s. Laudatio von Norbert Funken).
Es ist dem Heimatverein eine große Ehre, den em. Pfarrer Walter Suwelack mit der Wilhelm-Zuhorn-Plakette auszuzeichnen.
Seit vielen Jahren kennen wir Sie als unseren Pfarrer in St.
Laurentius! Außerdem haben Sie sich intensiv mit der Geschichte der
Stadt Warendorf befasst. Sie haben der Zuhornsche Kirchengeschichte 1985
einen dritten Band hinzugefügt, eine wahre Fundgrube für Geschichte und
Geschichten der neueren Zeit.
Die heutige Ehrung aber gilt Ihrem beherzten Einsatz für die
Historischen Bildstöcke und Wegekreuze in und um Warendorf. Ja,
Sie haben zusammen mit dem Arbeitskreis diese Zeugnisse der
Volksfrömmigkeit aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Durch Ihre
Initiative haben die Bildstöcke und Wegekreuze wieder den Stellenwert
erlangt, der Jahrhunderte lang selbstverständlich war.
Wir alle wissen, dass der Einsatz zur Erhaltung und Verschönerung
vieler Bildstöcke und Wegekreuze nicht von Ihnen allein bewältigt werden
konnte. Nur mit intensivem ehramtlichem Einsatz des Arbeitskreises und
mit den Spenden aus dem Rotary Club Warendorf konnte diese große Aufgabe
gelingen.
Zum
Arbeitskreis gehören: Ernst Kleinebrink, Winfried Schmidt, Theo
Dickgreber, Dr. Reinhard Stratkötter, Halge Sangmeister, Franz-Josef
Harbaum, Heinz Dulisch, Dr. Michael Kluck und als Vertreter des Rotary
Clubs Ekkehard Jungemann.
Der Heimatverein freut sich sehr, dass Hermann Flothkötter sich
bereit erklärt hat, die Laudatio für Pfarrer Walter Suwelack zu halten.
Als langjähriger Leiter der Landvolkshochschule in Freckenhorst ist er
mit Traditionen im ländlichen Raum bestens vertraut und als Dipl.
Theologie haben für ihn diese christlichen Symbole eine hohe Bedeutung
(s. Laudatio von Hermann Flothkötter).
Im Anschluss an die Ehrungen bat Bürgermeister Axel Linke die neuen
Träger der Wilhelm-Zuhorn-Plakette, sich ins „Goldene Buch“ der Stadt
Warendorf einzutragen.
Mechtild Wolff, Vorsitzende des Heimatvereins
1.
Begrüßung, Einführung und Verleihung
2. Laudatio
Norbert Funken für Wolfgang Budde
3. Laudation
Hermann Flothkötter für Walter Suwelack