„Die Elsbergs – Schicksale einer Warendorfer jüdischen Familie vor dem Hintergrund der Schoah“. Der Viehhändler Moses Elsberg (1824-1900) sowie der Kaufmann Leeser Elsberg (1837-1921) stammen beide aus Oelde und kamen 1864 bzw. 1873 mit ihren Familien nach Warendorf. Viele ihrer Kinder und Enkel wurden hier heimisch, ehe die Herrschaft der Nationalsozialisten eine gewachsene Gemeinschaft brutal beendete. Einige Familienmitglieder wurden ermordet, andere konnten sich durch Auswanderung retten. Ihren sehr unterschiedlichen Schicksalen geht der Vortrag nach und berücksichtigt dabei besonders den Rechtsanwalt Dr. Karl Elsberg (1904-2001), der in Belgien, Frankreich und Italien in Lagern oder im Untergrund überlebte und vor seiner Auswanderung in die USA (1946) darüber umfangreiche Aufzeichnungen machte.
Über das Judentum in Deutschland, insbesondere aber über seine versuchte Ausrottung durch die Nationalsozialisten ist, allgemein gesehen, alles gesagt. Aber eben nur allgemein, denn ganz anders erscheint das Thema, wenn wir es auf die Erde zurückholen, z. B. nach Warendorf, wenn sich Namen mit Erinnerungen, Häusern und Straßen verbinden. Dies geschah am Donnerstag im Saale der Gaststätte Porten Leve, als erfreulich viele Interessierte einer Einladung des Heimatvereins gefolgt waren. Dr. Ekkehard Gühne sprach über das Thema: „Die Elsbergs – Schicksale einer Warendorfer jüdischen Familie vor dem Hintergrund der Schoah“.
Es waren eigentlich zwei Familien, die 1864 bzw. 1873 von Westkirchen
bzw. Beelen nach Warendorf kamen: Moses Elsberg (1824-1900) und Leeser
Elsberg (1837-1921), Kaufmann bzw. Viehhändler. Kurz streifte der
Vortrag die Lebenswege ihrer insgesamt 13 Kinder, ehe er sich dem Zweige
zuwandte, der sich mit dem Kaufhaus Elsberg verbindet, das manchen alten
Warendorfern auch an diesem Abend noch präsent war. Einige „Elsbergs“
wurden ermordet, anderen gelang die Ausreise in die USA.
Besonderes Interesse fand hier der Rechtsanwalt Dr. Karl Elsberg
(1904-2001), denn er überlebte nicht nur den Naziterror, sondern
verfasste 1946, kurz vor seiner Auswanderung in die USA, über diese
dunkle Zeit bislang noch weitgehend unbekannte Aufzeichnungen, aus denen
unmittelbar das Erlebnis von Not und Verfolgung sprach.
Zusammen mit seiner Ehefrau Anneliese flieht er kurz vor Kriegsbeginn
nach Belgien, wird nach dem deutschen Angriff (Mai 1940) interniert und
in ein Lager in den Pyrenäen verbracht. Bis hier greift der Arm der
deutschen Besatzung zunächst noch nicht. Dem Ehepaar werden zwei Kinder
geboren, von denen eins bald verstirbt. Ende 1943, mittlerweile ist auch
das übrige Frankreich von deutschen Truppen besetzt, gelingt die Flucht
ins italienische Aosta-Tal. Auch unter dem Schutz italienischer
Partisanen erlebt die Familie das Kriegsende.
Immer wieder nutzen Menschen die Not der Verfolgten aus, immer wieder
gibt es aber auch Beispiele der Menschlichkeit, z. B. ein Stück Brot
oder auch ein bewusstes Wegschauen. Und doch, für Karl Elsberg bleibt in
diesen Jahren die größte Stütze seine Frau: „Was sie gelitten und
geleistet hat, ist mehr als jede Leistung, die auf Seiten der Kämpfenden
mit den höchsten Orden und Ehren ausgezeichnet wurde.“ So beschließt er
seine Aufzeichnungen.
Es wurde ein eindrucksvoller Abend, der reichlich Gelegenheit bot, über
Menschen und ihre Taten nachzudenken, zugleich aber ein nicht
unwichtiger Beitrag zu einem wesentlichen Kapitel unserer
Stadtgeschichte, das leider abgeschlossen ist.
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Familie Metz - Bewohner des Hauses Markt 17
Jüdische Schülerinnen der Marienschule