Die
zwischen Freibad und dem südlichen Emsseeufer geplante Gastronomie
bildete das Thema des Runden Tisches des Heimatvereins am 6.9. Die 36
Teilnehmer, in der Mehrheit Gegner der Planung, diskutierten teils recht
emotional das Für und Wider des dafür vorgesehenen
Bebauungsplanes. Für die Besucher des Freibades soll die Möglichkeit
geschaffen werden, sie mit Speisen und Getränken zu versorgen.
Gleichzeitig sollen aber, damit es sich rechnet, die planerischen
Voraussetzungen für eine ganzjährige Gastronomie mit 60 bis 100 Plätzen
im Gebäude und weiteren Bewirtungsmöglichkeiten für 60 bis 80 Gäste auf
einer Terrasse bis zum Weg längs des Emsseeufers geschaffen werden.
Neben den Eingriffen in das bisher weitgehend intakte südliche
Ufer des Sees wurde von den Gegnern des Projektes das Missverhältnis
zwischen einer für das Freibad für kurze Zeit im Jahr notwendigen
Pommes- und Eisbude und der geplanten Gastronomie kritisiert. Es wurde
die Gefahr gesehen, dass sich das Projekt ohne Parkplätze wirtschaftlich
nicht trägt und dann später, um die Wirtschaftlichkeit zu verbessern,
ein Ausbau des bisher nur für Fußgänger und Radfahrer vorbehaltenen
Breuelweges und die Anlegung von Parkplätzen die Folge seien.
Der planende Architekt Bitter sagte, dass sein Büro aus eigenem
Antrieb und auf eigene Kosten die Planungen für diese Gastronomie
erstellt hätten, um diese dann Investoren anzubieten. Architekt Bitter
hatte von einer „Eventgastronomie“ gesprochen, ohne näher zu erläutern,
was damit gemeint ist – Hochzeiten, Familien – und Betriebsfeiern oder
gar Discoveranstaltungen, die dann den gesamten Emssee beschallen würden
-.
Die anwesenden Ratsherren Ralph Perlewitz (CDU) und Dr.
Hans-Günter Schöler (FDP) erklärten, dass sich ihre Fraktionen bisher
noch nicht entschieden hätten. Sie meinten, dass doch nur die
planerischen Voraussetzungen geschaffen werden sollten, damit einmal
später, wenn sich ein Investor finden sollte, sofort gebaut werden
könnte. Diese Aussagen stießen auf Kritik von Teilnehmern. Hatte doch
der planende Architekt Bitter vom Büro Bitter + Hagemeyer bereits vor
einer Woche in einer Bürgerinformation im Rathaus davon gesprochen, dass
bereits ein Investor bereit stehe und Wirtschaftlichkeitsberechnungen
vorlägen. Der Partner des Architekten Bitter, Engelbert Hagemeyer,
ist übrigens Ratsherr der CDU.
Perlewitz und Dr. Schöler warnten, die Gegner des
Bebauungsplanes würden nur einer Schwarz/Weißmalerei vornehmen, sich in
etwas hineinsteigern und sollten nicht glauben, dass ihre Meinung von
der Mehrheit der Bevölkerung getragen würde, was ebenfalls Widerspruch
erzeugte.
Hermann Merkentrup, früherer SPD-Ratsherr, kritisierte, dass
Ratsmitglieder die Bevölkerung bei solchen Planungen nicht frühzeitig
informieren würden. Er warnte zugleich, dass hier etwas in Gang gesetzt
würde, bei dem absehbar sei, dass, wie beim Bootshaus auf dem
anderen Ufer des Emssees, scheibchenweise die ursprünglichen Planungen
erweitert würden. Von einem Teilnehmer wurde als Negativbeispiel auf die
Gaststätte Stavernbusch am Freibad Ennigerloh hingewiesen, die sich
wirtschaftlich nicht trage.
Von anderen Teilnehmern wurde angeregt, das Bootshaus am
Nordufer zu aktivieren und außerdem besser warten, bis die Planungen für
die Emsinsel vorlägen, auf der sicher eine Gastronomie geplant würde,
die dann in Konkurrenz zu der Gastronomie am Freibad stände. Auch die
Eile, mit der das Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplanes jetzt
betrieben wird regte den Argwohn einiger Besucher.
Quo vadis, Warendorf? Diese Frage nach einem Stadtentwicklungskonzept für die Altstadt stellt sich die Stadt Warendorf gerade im Rahmen der ISEK Diskussionen. Auch bei der Ansiedlung von neuer Gastronomie muss die Frage gestellt werden: Wohin soll die Entwicklung gehen?
Es ist bekannt, dass die Gebäude der Firma Brinkhaus zum Jahresende von der Nachfolgefirma geräumt werden. Dann muss sich die Stadt Warendorf entscheiden, ob sie sich auf der Emsinsel engagieren will. In den Planungen, die bei der Bewerbung zur Landesgartenschau erstellt wurden, war im Bereich des historischen Bürohauses der Firma Brinkhaus eine Restauration an der Ems geplant. Dieser attraktive Standort für eine Gastronomie im Emsparkbereich fand allgemeine Zustimmung.
Ist es da sinnvoll, jetzt im Emspark am Freibad eine neue Gastronomie zu genehmigen, die einen Betreiber auf der Emsinsel abschrecken wird?
Der Standort auf der Emsinsel ist für eine Restauration am Wasser optimal, er ist stadtnah, er hat Parkplätze und ist von seiner Lage her überzeugend. Das ist bei einem Restaurant am Freibad nicht der Fall. Die Parkplätze liegen weit entfernt, denn der Emspark ist fußläufig und sollte so auch bleiben. Da hier eine Gastronomie mit 100-120 Plätzen entstehen soll, wird dort bald die Forderung nach einem nahegelegenen, also im Emspark liegenden, Parkplatz kommen, verbunden mit einem verbreiterten Breuelweg als Zufahrt. Der Forderung wird sich die Politik nicht verschließen können, denn sonst kann die Restauration nicht wirtschaftlich betrieben werden. Damit würde der Emspark als Erholungsgebiet für die Warendorfer Bürger weitgehend zerstört. Wollen wir das?
Wäre es nicht viel sinnvoller, sich auf eine preiswerte Kiosk-Lösung für die Badesaison im Freibad zu beschränken? Will die Stadt sich wieder in das Abenteuer einer Public Private Partnership stürzen, die ja gerade beim Bürgerhof grandios gescheitert ist. Soll hier wieder ein Grundstück aus dem öffentlichen Raum, der allen Bürgern gehört, dessen Gestaltung von allen Bürgern bezahlt wurde, in Privateigentum überführt werden?
„Was du beginnst, das beginne klug
und bedenke das Ende!“
Dieses alte lateinische Sprichwort soll das Motto des „Runden Tisches“ des Heimatvereins sein, bei dem diese und viele andere Fragen diskutiert werden. Alle Bürger, die Verwaltung, die Politik und die beteiligten Architekten sind herzlich zu der Diskussion am 6.9.2012 um 19.30 Uhr bei Porten Leve eingeladen.
Mechtild Wolff
Heimatverein Warendorf