Es
war eine kluge und mutige Entscheidung der Geschäftsleitung der Firma H.
Brinkhaus, schon 1950 eine Werkzeitung herauszubringen. „Ketting und
Einschlag“ sollte sie heißen und viermal im Jahr erscheinen, im
Frühling, im Sommer, im Herbst und im Winter.
Die Zahl der Werksangehörigen schnellte in den 1950er Jahren
rasant in die Höhe. 1957 war die Schallgrenze von 1000
Betriebsangehörigen überschritten, von denen über die Hälfte nach dem
Krieg zu Brinkhaus gekommen waren. Nie hatte es solch eine bunte
Zusammensetzung der Werktätigen gegeben! Hunderte von Flüchtlingen und
Vertriebenen hatten in der Firma Arbeit gefunden. All diese
Werksangehörigen sollten echte Brinkhäusern werden, ihnen sollte die
Vergangenheit und die Gegenwart der Firma vertraut gemacht werden.
Außerdem sollte „Ketting und Einschlag“ eine Verbindung schaffen
zwischen den drei Werken Warendorf, Sassenberg und Freckenhorst.
Es war ein Glücksfall, dass der Historiker Dr. Paul Casser die
Redaktion übernahm. Er erstellte eine fortlaufende Chronik der Firma
Brinkhaus und schlug gleichzeitig einen Bogen zu den Ereignissen in
Warendorf, Westfalen und Deutschland. Der Schwerpunkt der kulturellen
Beiträge lag in der Erforschung der für Warendorf sehr bedeutsamen
Leinewebervergangenheit und der industriellen, textilen Gegenwart.
Das erste Heft startete mit dem Werden und Wachsen der Firma H.
Brinkhaus, angefangen im Gründungsjahr 1847 in Warendorf, dem Bau der
neuen Fabrik 1879 an der Ems und den Gründungen der Zweigwerke 1898 in
Sassenberg und 1907 Freckenhorst. Vier Generationen haben für den
Aufstieg dieser Werke hart gearbeitet und es war oft schwer genug, die
Firma über Notzeiten zu retten. So überlieferte die Werkzeitung ein Bild
von der spannenden Geschichte der Firma Brinkhaus. In vielen Artikeln
machte die Geschäftsleitung und die Betriebsleitung die technischen und
sozialen Neuerungen verständlich, damit jedem Mitarbeiter klar wurde,
dass neue Zeiten neue Erkenntnisse bringen und die Firma nur durch
moderne Technik und Rationalisierung den Konkurrenzkampf bestehen kann.
Auch die „Brinkhäuser“ trugen mit ihren Berichten über
Betriebsfeste, Kinder-feste und Lehrlingsfahrten, über die Werkbücherei
und die Betreuung der Kranken und der Familien, aber auch von
Urlaubsreisen und besonderen Erlebnissen zum Erfolg der Werkzeitung bei.
Die ausländischen Mitarbeiter erzählten von ihrer Heimat und auch die
politische Situation unseres Landes wurde thematisiert. Es fehlte nicht
an lustigen Ereignissen aus der Werkgemeinschaft, denn Witz und Humor
würzen den Alltag.
Der Chef Hermann Gustav Brinkhaus Bereitetdie Lehrlinge auf die Prüfung vor |
In ausführlichen Lebensbeschreibungen wurden die
Silberjubilare, die 40-jährigen Jubilare und die Goldjubilare
vorgestellt und ihre Verdienste gewürdigt. In „Ketting und Einschlag“
erwähnt worden zu werden war wie ein Ritterschlag.
Eine besondere Aufgabe sah die Firma in der Integration der
Flüchtlinge und Vertriebenen. In jeder Ausgabe von „Ketting und
Einschlag“ fand sich eine meist
sehr bewegende Erzählung über das Schicksal und die Erlebnisse
der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge.
Die Zeitschrift war Mittler zwischen dem Betrieb und den
Familien und unterstützte den Betriebsstolz und die Betriebstreue der
Belegschaft. Sie war ein echtes Bindeglied aller Brinkhäuser. Ja, die
„Brinkhäuser“ waren mit Recht stolz auf ihre Werkzeitschrift „Ketting
und Einschlag“ und freuten sich auf jede neue Ausgabe.
Mechtild Wolff; Quelle: „Ketting und Einschlag“ - Werkzeitung der Firma H. Brinkhaus, 1950 -1963