Frische Struwen in der Pfanne, die Kanne mit
Muckefuck zum Warmhalten auf dem Herd – das Bild mit
Sabine Czwallina und Marie Luise Mönnigmann sowie Lotta
und Carla Kosemund könnte so auch aus dem 19.
Jahrhundert stammen. |
160 Portionen Hefeteig werden benötigt. Rund 80 Personen oder mehr würden dieser Einladung zwischen 12 und 14 Uhr Folge leisten, schätzte Mechtild Wolff, die Vorsitzende des Heimatvereins. Je Person waren zwei Struwen erlaubt, weil der veranstaltende Heimatverein kein Gastronomiebetrieb ist. Rechnerisch also durchaus 160 Portionen Hefeteig, vielleicht sogar mehr, die Sabine Czwallina und Maria Luise Mönnigmann auf dem historischen Herd vom Löffel in das brutzelnde Fett laufen ließen. „Viel Fett“, schmunzelte Mönnigmann, denn die Menschen in früheren Zeiten hätten auch am Karfreitag schwer arbeiten müssen und wollten von diesem Gericht ja auch satt werden.
Für die Süße muss es nicht Zucker sein
Damit
es nicht ganz so kalorienhaltig ist, hatten die Frauen, zu denen
auch Elisabeth Kiskemper und Ulla Starke gehörten, für den Teig
nur jeweils einen Esslöffel Zucker auf ein Kilo Mehl genommen.
Für die notwendige Süße könne man auch Äpfel, Backpflaumen,
Birnen oder Zimt und Zucker dazu tun. In diesem Jahr, dem ersten
traditionellen Struwenbacken seit 2019, hatten sie sich für
Rosinen entschieden.
Die duftenden Hefeküchlein gingen für 1,50 Euro je
Stück weg wie die sprichwörtlich warmen Semmeln. Wobei auch die
Struwen direkt aus der Pfanne am besten schmecken. Dazu konnte,
wer wollte, für 50 Cent je Tasse Muckefuck trinken. Jenes heiße
Aufgussgetränk aus Korn und Zichorie, das, laut Wikipedia „in
Farbe und Geschmack Bohnenkaffee ähnelt“. Ulla Starke schenkte
es stilecht aus einer großen weißen Emaille-Kanne aus.
Welch eine Freude – nach der Corona-Zwangspause gibt es am
Karfreitag endlich wieder die köstlichen Struwen, die vom bewährten
Gadem-Team auf dem alten, mit Holz befeuerten Küchenherd gebacken
werden.
Struwen sind das traditionelle Karfreitagsessen. Schon vor 800
Jahren empfahl der Bischof Erpho von Münster den adeligen Damen in
Freckenhorst dieses einfache Hefegebäck als Fastenessen und sicher
werden die Damen dem Bischof nicht erzählt haben, wie gut ihnen die
Struwen geschmeckt haben.
Wie früher gibt es im Gadem eine Tasse Muckefuck dazu, dieser
Ersatzkaffee wurde in dem „Kleine-Leute-Haus“ schon vor 100 Jahren
getrunken.
Gemütliches Struwenessen - neuerdings in zwei Stuben des
historischen Gadems - wünscht
das Gadem-Team und Mechtild Wolff
vom Heimatverein Warendorf