Bericht von Oliver Baumjohann aus der „Glocke“
Ganz schön heiß! Die mit Holz befeuerte Kochmaschine im Gadem gibt viel Hitze ab und diente auch dazu, das Bügeleisen heiß zu machen.
„Das war eine ganz andere Welt“, sagt Mechtild Wolff, und die Kinder hören ihr aufmerksam zu. Die Vorsitzende des Heimatvereins hatte am Sonntag erstmals zu einer öffentlichen Kinderführung durch das Museumsobjekt „Gadem“ am Zuckertimpen eingeladen.
„Gerade hier im Gadem kann man Kindern viel zeigen und erklären“, ist Wolff überzeugt. Schon des Öfteren habe sie Schulklassen durch das Haus geführt. So sei die Idee entstanden, auch einmal zu einer öffentlichen Führung für Kinder einzuladen.
Das war eine Idee, die am Sonntag auf gute Resonanz stieß. Mehr als 60 Kinder, Eltern oder Großeltern nahmen an der Premiere teil – eine Besucherzahl, die in den Räumen des Gadems am Zuckertimpen an manchen Stellen für Enge sorgte. Dennoch konnten alle Kinder und Erwachsene hautnah erleben, wie die Familie des Fuhrmanns Heinrich Rolf und die Einliegerfamilie des Lokomotivputzers August Droste um 1925 am Zuckertimpen gelebt hatten. Viel Platz hatten die Menschen damals im Gadem schließlich auch nicht, wohnten 1925 doch mindestens fünf Erwachsene und fünf Kinder im heutigen Museumsobjekt, denn es sicher noch Kostgänger gegeben. Ein eigenes Kinderzimmer für jedes Kind war da undenkbar. Auch fließendes Wasser gab es um 1925 nicht im Gadem am Zuckertimpen. Alles Wasser, was im Haus benötigt wurde, musste vom Brunnen oder von der Pumpe geholt werden
„Auch wenn es noch kein Fernsehen, keine Computer und keine Handys gab, war es den Kindern nicht langweilig“, erzählte Mechtild Wolff den jungen Museumsbesuchern. Wenn sie ihre Schularbeiten fertig hatten und nicht in Haus und Garten helfen mussten, durften sie „spielen gehen“. Die ganze Stadt war ihr Spielplatz und im Sommer durften die Kinder in die Flussbadeanstalt an der Ems gehen. Ihr heutiges Leben mit dem eines Gadem-Kinds aus dem Jahr 1925 tauschen wollte dennoch keiner der jungen Museumsbesucher am Sonntag.
Das Gadem erklärt nicht nur für Kinder von Mechtild Wolff... klicke hier
Am kommenden Sonntag, den 5. Januar 2014 ist im Gadem am Zuckertimpen 4 „Kindersonntag“. Jeweils um 15 und 16 Uhr beginnt Mechtild Wolff eine Führung durch das „Kleine-Leute-Haus“, bei denen Kindern erlebbar gemacht werden soll, wie eine Fuhrmannsfamilie und eine Lokomotivputzerfamilie vor fast 100 Jahren in Warendorf lebten.
Wie wohnten zwei Familien mit Kindern in einem so kleinen Häuschen? Wie lebte man ohne fließendes Wasser, ohne Kühlschrank, ohne Elektroherd und elektrisches Bügeleisen? Einen Supermarkt gab es damals auch noch nicht. Was machten die Kinder den ganzen Tag ohne Fernsehen und ohne Computer? Es war ein ganz anderes Leben, damals um 1925. Dieses Leben wird im Gadem am Zuckertimpen wieder lebendig.
Zu der Führung durch das noch weihnachtlich geschmückte Gadem lädt der Heimatverein ganz besonders Kinder ein, aber natürlich auch interessierte Erwachsene.