Warendorf (pw) - 16.04.2021
„Kärls un Köppe“ heißt ein Buch, das vom Heimatverein
herausgegeben wird. Die Autoren Klaus Gruhn und Rolf Hartmann beleuchten
darin 31 Biographien von interessanten Persönlichkeiten, die das
Gymnasium Laurentianum besucht haben und später mehr oder weniger
berühmt wurden.
Die Autoren von "Kärls un Köppe", (vorne. v.l.) Rolf Hartmann und Klaus
Gruhn, hatten mit (hinten, v.l.) Mechtild Wolff (Vorsitzende des
Heimatvereins), Harald M. Otto (grafische Gestaltung) und Ralph
Perlewitz (Verein Alter Laurentianer) wichtige Unterstützer hinter sich.
Im Hintergrund ist das "Alte Lehrerseminar" zu sehen, in dem vor dem
1974 bezogenen Beton-Neubau der Unterricht der traditionsreichen
Lehranstalt abgehalten worden war.
Foto: Wild
„Kärls un Köppe, Köpfe und Gestalten“ ist der Titel des Buchs,
das am Donnerstag druckfrisch erschienen ist und, so der Untertitel,
„Wege aus dem Laurentianum Warendorf in die Welt“ nachzeichnet. Es
enthält biographische Aufsätze über 31 Männer aus sechs Jahrhunderten,
die die altehrwürdige Oberschule in Warendorf besuchten.
Die Autoren sind zwei ehemalige Lehrer des Gymnasiums
Laurentianum, Rolf Hartmann, der dort 42 Jahre lang unterrichtet hat,
und Klaus Gruhn, der mittlerweile 88-jährige frühere Schulleiter (1976
bis 1997). Als dritter Ex-Kollege wirkte Harald M. Otto mit, der als
Informatik-Pionier des altehrwürdigen Gymnasiums für das neue Buch die
„Formatierung“ gemacht hat – neudeutsch würde man es „Layout“ nennen.
Die Gestaltung der Umschlag-Vorderseite lag in den Händen eines
ehemaligen Schülers, des vielseitigen Künstlers und Grafikers Benno
Sökeland.
Dass es unter den berühmten Köppen nur Kärls gibt, sei
keinesfalls einer Diskriminierung des weiblichen Geschlechts geschuldet,
sondern hänge damit zusammen, dass sich das Jungengymnasium erst ab 1979
sukzessive für Mädchen geöffnet hatte, betonen die Autoren, wohl
wissend, welchen Stellenwert Geschlechtergleichbehandlung in der
heutigen Gesellschaft hat.
Pünktlich wie vereinbart hatte die Freckenhorster Druckerei
Burlage die Erstauflagen von 500 Exemplaren am Donnerstagmittag
geliefert. An historischer Stätte, der Aula des schmucken Alten
Lehrerseminars (1927 bis 1974 Heimstatt des Laurentianums, bevor der
Deilmann-Neubau mit Sichtbeton-Zeitgeist bezogen wurde), stellten die
Autoren ihr Werk der Lokalpresse vor.
Mit dabei waren zwei Unterstützer, ohne die laut Gruhn das
Projekt kaum realisierbar gewesen wäre: Als Vorsitzende des
Heimatvereins hat Mechtild Wolff die Funktion der Herausgeberin
übernommen. Sie zeigte sich auf die Geschichten rund um die
Lau-Geschichte höchst gespannt: „Abiturienten, das waren ja in Warendorf
die Helden unserer Kindheit. Abitur, das war wie Volksfest“, sagte sie.
Und auch Ralph Perlewitz zeigte sich erfreut über die
Neuerscheinung. Er war nicht nur als Vertreter der Kulturstiftung der
Sparkasse Warendorf gekommen, die das Projekt finanziell gefördert hat,
sondern auch als Vorstandsmitglied des Vereins Alter Laurentianer. Wäre
nicht Corona, hätte der VAL an diesem Wochenende im Rahmen seiner
Jahresversammlung das 100-jährige Bestehen gefeiert, und das Buch hätte
dort wohl reißenden Absatz gefunden. Perlewitz will sich aber stark
machen, dass die Abiturientia 2021 „Kärls un Köppe“ als Präsent erhält.
Übrigens: 2029 wird die alte Lateinschule 700 Jahre alt.
„Toller Bomberg“ Warendorfer Pennäler
Im Buch ist die Vorstellung der 31 Persönlichkeiten
chronologisch geordnet. Es beginnt mit Hermann von dem Busche (1468 bis
1534), einem Humanisten, Gelehrten und Dichter aus Sassenberg, und endet
mit Paul Spiegel (1937 bis 2006), Journalist, Unternehmer und Präsident
des Zentralrats der Juden Deutschland. Dazwischen reihen sich 29
interessante, teils bebilderte Biographien aneinander. Eine der
schillernsten ist zweifelsohne die des Gisbert Freiherr von Romberg
(1839 bis 1897), der für den Schelmenroman „Der Tolle Bomberg“ von Josef
Winckler lebendiges Vorbild war.
Das Buch (ISBN 978-3-9814489-9-3) ist im Buchhandel für
12 Euro zu kaufen.
Pressebericht von Peter Wild in der Tageszeitung „Die Glocke“
Anlässlich des 100. Geburtstages des „Vereins Alter
Laurentianer“ Jahr hat der Heimatverein Warendorf soeben ein Buch
herausgegeben. Unter dem Titel „Kärls un Köppe – Köpfe und Gestalten.
Wege aus dem Laurentianum Warendorf in die Welt“ stellen die Autoren,
Klaus Gruhn und Rolf Hartmann, die viele Jahre am Laurentianum tätig
waren und sich der Schule verbunden fühlen, die Lebenswege von 31
Persönlichkeiten vor, die zwischen dem 15. und 20. Jahrhundert im
renommierten Jungengymnasium die Schulbank gedrückt haben.
Von Joke Brocker
Freitag, 16.04.2021
Rolf Hartmann und Klaus Gruhn (vorne, v. l.) stellten jetzt am
historischen Ort, dem Alten Laurentianum, ihr Buch „Kärls un Köppe –
Köpfe und Gestalten. Wege aus dem Laurentianum Warendorf in die Welt“
vor. Für das Layout zeichnet Harald M. Otto (hinten, Mitte)
verantwortlich. Der Heimatverein Warendorf mit seiner Vorsitzenden
Mechtild Wolff fungiert als Herausgeber. Ralph Perlewitz,
Vorstandsmitglied des Vereins Alter Laurentianer, freut sich, dass das
Buch rechtzeitig zum 100. Geburtstag des Vereins erschienen ist.
Foto: Joke Brocker
„Die Abiturienten waren unsere Helden, sie standen über dem
Bürgermeister“, erinnert sich Mechtild Wolff, Vorsitzende des
Heimatvereins, an Zeiten, in denen in Warendorf Volksfeststimmung
herrschte, wenn am Gymnasium Laurentianum die Abiturprüfungen
abgeschlossen waren und die Absolventen sich anschickten, in die Welt
hinauszuziehen, um dort ihren Mann zu stehen.
Wohin es die Ehemaligen verschlagen hat und was sie aus ihrem
Leben gemacht haben, lässt sich im Social Media-Zeitalter natürlich
problemlos nachvollziehen. Und seit seiner Gründung vor 100 Jahren
bietet auch der „Verein Alter Laurentianer“ den Ehemaligen eine
Plattform, sich über gemeinsame Erinnerungen und die individuellen Wege
in die Welt auszutauschen. Doch ehemalige Laurentianer, wie der
Sassenberger Humanist, Gelehrte und Dichter Hermann von dem Busche
(1468-1534) oder Lucas Nagel (1638-1711), Warendorfer Jesuit und
bedeutender Meister barocker Predigtliteratur, wären möglicherweise dem
Vergessen anheimgefallen, hätten nicht
Klaus Gruhn und
Rolf Hartmann ihre Idee verwirklicht, den Schicksalen und
Berufswegen dieser Persönlichkeiten nachzuspüren. Bestärkt durch
Mechtild Wolff, recherchierten und schrieben sie 31 lesenswerte
Porträts, ohne dabei Heldenverehrung zu betreiben. Auswahl treffen, es
gibt noch viel mehr namhafte Laurentianer“, betonte Hartmann, der für
„die vielen klugen Köpfe“, von denen auch er etliche habe unterrichten
dürfen, Hochachtung empfindet, bei der Präsentation des Buches „Kärls un
Köppe – Köpfe und Gestalten. Wege aus dem Laurentianum Warendorf in die
Welt“. Dass das Werk, mitfinanziert von der Kulturstiftung der Sparkasse
Münsterland Ost, ausschließlich Lebensbilder von Männern beinhalte, habe
nichts mit „Machismo“ zu tun, versicherte er. Das einstige
Jungengymnasium nehme erst seit den frühen 1980er-Jahren Mädchen auf.
Viele der 31 Porträtierten lebten als sogenannte Kostgänger in
Warendorf. Unter den von 1857 bis 1986 reichenden Listen aller
Abiturienten gebe es oft ganze Klassen von Nicht-Warendorfern,
berichteten Gruhn und Hartmann. Gisbert Freiherr von Romberg (1839-1897)
beispielsweise stammte aus Buldern. In Warendorf erlernte der als
Lebemann verrufene „tolle Bomberg“, dem der Schriftsteller Josef
Winckler in dem gleichnamigen Schelmenroman ein literarisches Denkmal
gesetzt hat, das Reiten. Bei seinem einjährigen Aufenthalt in der
Pferdestadt soll er sich im Übrigen nicht nur den Studien, sondern vor
allem dem fröhlichen Studentenleben in der Schulstadt gewidmet haben.
Ein nur kurzes Gastspiel am Laurentianum gab der Beckumer
Ferdinand Krüger (1843-1915). Obwohl der Schule verwiesen, wurde er ein
erfolgreicher Arzt und Wegbereiter des niederdeutschen Romans in
Westfalen. Auch Franz Lönne (1845-1903), dem der Schalk so sehr im
Nacken saß, dass er schon mal einen Nachruf auf sein Pferd
veröffentlichen ließ, wurde Arzt. Nach Ludwig Schupmann (1851-1920),
passionierter Sternengucker, Architekt und jüngster Professor in
Preußen, wurde ein Mondkrater benannt. Der Lebensweg Engelbert
Schückings (1926-2015) führte in den 1960er-Jahren in die USA, wo er
sich als herausragender Astrophysiker einen Namen machte. Die Autoren
würdigen auch Ex-Laurentianer, die in ihrem Leben durch Zivilcourage
hervorgetreten sind. Einer von ihnen ist Albert Coppenrath (1883-1960),
der Priester in Berlin war und als „westfälischer Dickkopf am
Winterfeldtplatz“ offen gegen die Nationalsozialisten opponierte.
Selbstverständlich ist auch eines der ebenso unterhaltsamen wie
lehrreichen Kapitel dem Ehrenbürger Paul Spiegel (1937-2006) gewidmet.
Der Journalist, Empresario und Präsident des Zentralrates der Juden in
Deutschland hatte das „Lau“ mit der Mittleren Reife abgeschlossen, um in
den väterlichen Viehhandel einzusteigen. Eine Entscheidung, die er bei
einem Besuch der alten Schule im Jahr 2000 in der Rückschau bedauerte.
Pressebericht von Joke Brocker in den Westfälische Nachrichten