Freckenhorster Straße | alter Bogen Münsterstraße | Brünebrede |
Im Laufe der Jahre geschahen immer wieder Wunder und es wurde den Menschen zu einem großen Bedürfnis, der „Wundertätigen Muttergottes von Warendorf“ zu danken und sie zu ehren. 1753 genehmigte der Magistrat am Fest Mariä Himmelfahrt die erste Prozession. Alle Bewohner halfen mit, die Stadt für die Mariä Himmelfahrts-Prozession in ein Festgewand zu kleiden. Die Straßen, durch die die Prozession gehen sollte, wurden sauber gefegt und geharkt - viele Straßen waren damals nur einfache Sandwege. Die Gosse, durch die ja noch die Abwässer flossen, wurde mit Schilf vom Emsufer abgedeckt. Viele junge Birken und bunte Blumensträuße schmückten den Straßenrand. Ja, auch das Straßenpflaster wurde mit Blättern und bunten Blumen abgedeckt. In den Hauseingängen und in den Fenstern bauten die Warendorfer Altärchen auf und zündeten Kerzen an. Es war eine wahre Freude, wie schön die Stadt aussah, als die Prozession mit der „Glorreichen Muttergottes“ aus der Laurentiuskirche durch die Straßen zog.
Klaus Budde baut den Marktbogen nach | Ein Pater vom Prozessiönchen | Bungen an den Häusern der Altstadt |
In der Mitte des 18. Jahrhunderts kam eine ganz besondere
Attraktion dazu: Man baute Bögen in der Stadt auf. Die Idee kam von dem
Schreiner Johann Hermann Budde. Er war in seinen Gesellenjahren in Wien
gewesen und hatte dort die Krönungsfeierlichkeiten für Kaiserin Maria
Theresia miterlebt. Ihr zu Ehren waren in Wien „Triumpfbögen“ aufgebaut
worden. Das wäre doch etwas für Warendorf zum Mariä Himmelfahrtsfest!
Und als der Schreinergeselle Budde wieder in die Kunstschreinerei seines
Vaters an der Brünebrede zurückkam, baute er den ersten Festbogen für
den Marktplatz mit 12 Säulen. Es sah prächtig aus. Nach und nach wurden
in allen Straßen, durch die die Mariä Himmelfahrtsprozession kam, Bögen
aufgestellt.
Heute
erstrahlen am Samstagabend bei der Innenstadt-Illumination neun Bögen in
hellem Glanz, oft sogar mit der traditionellen Beleuchtung durch
unzählige kleine Gasflämmchen. Die Bögen sind mittlerweile oft erneuert
worden, leider nicht nach historischen Vorbildern. Besonders am Heumarkt
vermissen viele alte Warendorfer das „Prozessiönchen“, das auf dem
damals aus Holz gebauten Bogen gemächlich dahinschritt. Diese
handgeschnitzten Figuren haben die Kinder besonders bestaunt und
geliebt, den Pastor mit der Monstranz unter dem Baldachin, die
Messdiener, die Kommunionkinder, die Franziskanerpaters und ganz viele
Gläubige, die man zuweilen sogar erkennen konnte.
Der Aufbau und die Pflege der Bögen und die Ausschmückung der
Straßen werden noch heute von den Bogengemeinschaften organisiert. Viele
Bürger helfen mit ihren Spenden. Bei der Illumination am Samstagabend
achten die Bogenväter darauf, dass alle Fenster mit roten „Bungen“
beleuchtet sind und kein elektrisches Licht eingeschaltet wird. Die
Innenstadtbewohner und Kaufleute bauen in Schaufenstern und
Hauseingängen liebevoll gestaltete Marien-Altärchen auf. Die Besucher
können in jedem Jahr neue Kunstwerke mit herrlichem Blumenschmuck
bestaunen.