Große Ehrung für Paul Leidinger um seine Verdienste für die Stadt Warendorf
Prof. Dr. Paul Leidinger wird am seinem 90. Geburtstag von Bürgermeister Peter Horstmann mit dem Ehrensiegel der Stadt Warendorf geehrt

An seinem 90. Geburtstag ehrte Bürgermeister Peter Horstmann den ehemaligen Vorsitzenden und heutigen Ehrenvorsitzenden des Heimatvereins Warendorf mit dem Ehrensiegel der Stadt Warendorf. Im Rahmen einer Feierstunde im historischen Tapetensaal würdigte Bürgermeister Horstmann in seiner Laudatio die vielfältigen Verdienste Paul Leidingers. Viele Jahrzehnte lang hat er neben seiner hauptamtlichen Tätigkeit als Lehrer am Gymnasium Laurentianum und als Professor an der Universität Münster sich intensiv für die Erhaltung der historischen Altstadt eingesetzt – mit Erfolg. Ohne ihn sähe Warendorf heute anders aus, ohne ihn wäre Warendorf ärmer.  Und ohne ihn wäre die Geschichte der Stadt Warendorf nicht so umfassend beschrieben und in der dreibändigen „Geschichte der Stadt Warendorf“ für die Nachwelt dokumentiert worden.

Eine besondere Freude war es für den Jubilar, dass Dr. Knut Langewand ihm zum Abschluss des Festaktes das erste Exemplar des gemeinsam herausgegeben Buches von Dr. Ekkehard Gühne über die Geschichte der Synagogengemeinde Warendorf seit 1771 überreichte.

Die Stadt Warendorf und der Heimatverein Warendorf sind Paul Leidinger sehr zu Dank verpflichtet und gratulieren ihm sehr herzlich zu seinem Lebenswerk.

Die Laudatio des Bürgermeisters Peter Horstmann und die Würdigung der Heimatvereinsvorsitzenden Mechtild Wolff verdeutlichen die vielseitigen Verdienste von Dr. Paul Leidinger für seine Heimatstadt Warendorf.

Verleihung des Ehrensiegels der Stadt Warendorf an
Prof. Dr. Paul Leidinger am 4. September 2022

 

Laudatio durch Herrn Bürgermeister Peter Horstmann anläßlich der Verleihung des Ehrensiegels der Stadt Warendorf an Prof. Dr. Paul Leidingen am 4. 9. 2022

Sehr geehrter Herr Professor, lieber Herr Leidinger,

 
Hier ist nicht der Ort, Ihre überregionalen Verdienste darzulegen, sei es für die Wissenschaft, sei es als akademischer Lehrer, ob für den Geschichtslehrerverband oder für die Historische Kommission (für Westfalen – seit 1971), ob für die Entwicklung des Geschichtsunterrichts oder für den Kreisgeschichtsverein oder für die deutsch-türkische Gesellschaft in Münster (Präsident 1996-2018).

Es müsste noch vieles mehr genannt werden! Dieses erstaunliche Engagement wurde bereits 1997 mit dem Bundesverdienstkreuz und 2002 mit gleich zwei Festschriften gewürdigt. Und es dauert seitdem ununterbrochen und unverdrossen an.

Selten kommt es vor, dass eine Doktorarbeit nach fast 60 Jahren immer noch ein Standardwerk ist, wie Ihre 1963 abgeschlossene zur Geschichte der Grafen von Werl.

In „Wissenschaft als Beruf“ hat Max Weber 1917/1919 formuliert: Der gute Wissenschaftler „soll qualifiziert sein als Gelehrter nicht nur, sondern auch: als Lehrer.“ Ganz sicher trifft das auf Sie zu.

Hier ist der Ort, Ihre Verdienste für die Stadt Warendorf zu würdigen. Und wenn ich Stadt sage, dann meine ich mehr als nur die Warendorfer Stadtgeschichtsschreibung. Ich meine auch, und das ist mir gerade als Bürgermeister besonders wichtig, Ihren Einsatz für ein denkmalwertes und zugleich zukunftsorientiertes Stadtbild. Für ein Stadtbild zwischen gebotener Bewahrung und nötiger Weiterentwicklung.

Wesentlich auf Sie geht die Neugründung des Heimatvereins am Montag, den 30.11.1970 zurück. Die Satzung gibt für dessen Arbeit vor, „in der jeweiligen Gegenwart Traditionen sinnvoll bewahren und zugleich an den Aufgaben der Zukunft mitarbeiten“ zu wollen.

Bis 1983 waren Sie der Vorsitzende, der unter Ihrer Leitung in kurzer Zeit auf über 1000 Mitglieder anwuchs.

1971 begründeten Sie die Reihe „Warendorfer Schriften“, deren Schriftleitung Sie bis 2002 innehatten und deren Herausgeber Sie heute noch sind. Sie entwickelten diese Reihe zu einem überregional beachteten Publikationsorgan. Sie verstanden es, in klug abgewogener Mischung hier örtliche Forschungsergebnisse mit regionalen wissenschaftlichen Arbeiten renommierter Autoren zu verbinden. Inzwischen liegen 50 Bände vor.

1964 übernahmen Sie von Theodor Pröpper, Ihrem Ausbildungslehrer und Mentor am Gymnasium Laurentianum die ehrenamtliche Leitung des umfänglichen Stadtarchivs. 1976 gaben Sie diese an Dr. Johannes Nowak ab. 12 Jahre betreuten und pflegten Sie das Gedächtnis der Stadt.

Auch an der Gründung des „Beirats für Altstadterneuerung“, vor allem aber an der Konstituierung der „Vereinigung für Denkmalpflege, Stadterhaltung und Stadtbildpflege in Warendorf e.V.“ (kurz Altstadtfreunde) waren Sie 1980 initiativ und führend beteiligt.

Ebenso wie 1974 an der Wiedereröffnung des Kreisheimatmuseums im Warendorfer Rathaus.

Im Jahr des 800 jährigen Stadtjubiläums 2000 schufen Sie als Herausgeber und Schriftleiter mit der dreibändigen Stadtgeschichte eine profunde, wissenschaftliche Grundlage. Von Fachleuten habe ich mir erläutern lassen, welche immense Arbeit das Entstehen eines solches Werkes allein im organisatorischen, redaktionellen, vor allem aber im konzeptionellen Bereich erfordert.

Aber es sind nicht nur die organisatorisch-lenkenden Tätigkeiten, für die es zu danken gilt. Es muss auch Ihr eigenes wissenschaftliches Wirken für Warendorf genannt werden.

Neben unzähligen Aufsätzen ist vor allem das 1980 erschienene Blatt Warendorf im Westfälischen Städteatlas zu nennen. Neben einem wissenschaftlicher Aktualität verpflichtetem Abrissstellt dieses Blatt die grundlegenden historischen Karten bereit. Vor allem aber die Edition des Urkatasters.

Ebenso grundlegend sind Ihre Ausführungen in der genannten Stadtgeschichte, ebenso diejenigen zur Kirchgründung in Freckenhorst usw..

Auf Ihre angekündigten, neuen Forschungen zur Geschichte der Siedlung Warendorf im  8.Jh. dürfen wir gespannt sein.

Hinzu tritt Ihre Funktion als Anreger und kritischer Gutachter vieler Arbeiten. Wenn Warendorfs Stadtgeschichtsschreibung heute über eine profunde Grundlage verfügt, die es ermöglicht als überregional nutzbarer Beispielsfall zu dienen, dann ist das ganz wesentlich Ihr Verdienst.

Ihr fundiertes, zugleich entschiedenes und beharrliches Eintreten für all diese genannten Belange traf aber nicht immer nur auf offenes Verständnis. Manchmal führte es auch zu überscharfen Reaktionen, die Sie aber nicht beirren konnten. In ihrer unbestechlichen Gradlinigkeit waren Sie wichtiger Partner und mahnender Antreiber der Politik. Eine Stimme, die die offene und öffentliche Auseinandersetzung nicht scheute!

Und ich betone: Dies taten Sie in über 50 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit. Ein Aspekt, der es verdient als Vorbild genannt und gewürdigt zu werden

Das Vorgesagte macht, aller verkürzenden Prägnanz zum Trotz, deutlich, in welchem Maße Sie wirkungsmächtiger Nachfolger und Fortsetzer Wilhelm Zuhorns, des Begründers der wissenschaftlichen Warendorfer Geschichtsschreibung, geworden sind.

Ihnen kommt (neben anderen) das Verdienst zu,
in Warendorf den Denkmalschutzgedanken verbreitet zu haben,
das Verdienst, für die wissenschaftliche Erarbeitung der Warendorfer Geschichte unverzichtbare Grundlagen geschaffen zu haben,
das Verdienst, das historische Gedächtnis der Stadtgemeinde unübergehbar bereichert zu haben.

Und all das mit erstaunlicher Arbeitskraft und stupendem Arbeitswillen. Möge meine und mögen künftige Generationen daraus reichen Gewinn ziehen!

Vor dem Hintergrund all dessen hat der Rat der Stadt Warendorf am 25.11.2021 einstimmig beschlossen, Ihnen als Anerkennung dieser Verdienste das Ehrensiegel der Stadt Warendorf zu verleihen.

Im Namen von Rat und Stadtgemeinde danke ich und freue mich Ihnen das Symbol dieses Dankes heute überreichen zu dürfen.

  

  

Verehrte Gäste,

lassen Sie mich an dem heutigen Festtag eines nicht unerwähnt lassen. Hinter all diesen Leistungen und damit Verdiensten, die Prof. Dr. Paul Leidinger in den vielen Jahren seiner hauptberuflichen und ehrenamtlichen Tätigkeit erworben hat, stand und steht seine Frau Hedi. Sie hat ihm, wie mir glaubhaft versichert wurde unerschütterlich den Rücken frei gehalten, ihn stets unterstützt und sich über jeden Erfolg aufrichtig mit ihm gefreut. Und das nicht selten unter Zurückstellung der eigenen Bedürfnisse. Dafür gebührt auch Ihnen ein herzliches Dankeschön.

 

Laudatio der Vorsitzenden des Heimatvereins Mechtild Wolff zur Verleihung des Ehrensiegels der Stadt Warendorf an Prof. Dr. Paul Leidinger am 4. 9. 2022

Hochgeehrter Ehrensiegelträger Prof. Dr. Leidinger,

lieber Paul, verehrte Festgesellschaft!

Wir gut, dass es im Jahr 1962, als Du, lieber Paul, Lehrer am Gymnasium Laurentianum wurdest, noch nicht die Regel war, dass Lehrer die Schultür mittags zumachten und zu ihrem Wohnort nach Münster und Umgebung fuhren. Du wähltest damals die historische Stadt Warendorf zur Heimatstadt für Dich und Deine Familie. Welch ein Glücksfall für Warendorf!

Hier wuchsen Dir schnell wichtige Aufgaben entgegen. 1964 übernahmst Du von Deinem Kollegen Theo Pröpper die Leitung des Stadtarchivs und im folgenden Jahr wurdest Du zum Kreisheimat-pfleger ernannt und so lag es nahe, dass auch der Warendorfer Heimatverein auf Deine Hilfe setzte, um den Verein auf neue Beine zu stellen und zu beleben. Und Deine liebe Frau wird nicht schlecht gestaunt haben, als Du nach der Mitgliederversammlung 1970 als der neue Vorsitzende des Heimatvereins nach Hause kamst – das war nicht geplant gewesen, aber der vorgesehene Kandidat war urplötzlich abgesprungen und Du hast Dich „in die Pflicht nehmen lassen“. Ich kann mir vorstellen, es war gut, dass Du nicht wusstest, welche Stürme da auf Dich zukamen. Warendorf war in einer Umbruchphase, das Wirtschaftswunder hatte auch hier seine Spuren – ja, seine „Wunden“ hinterlassen. In der historischen Altstadt waren prächtige Bürgerhäuser durch Geschäftshäuser in moderner Beton-Architektur ersetzt worden und ein Ende dieser Entwicklung war nicht abzusehen. Darum hat der Heimatverein damals der neuen Vereins-Satzung das Zitat des spanischen Philosophen Ortega  y  Gasset vorangestellt:

„Der Fortschritt besteht nicht darin, das Gestern zu zerstören,

sondern seine Essenz zu bewahren,

welche die Kraft hatte, das bessere Heute zu schaffen.“

Und schon bald musste das in die Tat umgesetzt werden. Heftige Diskussionen gab es um die Erhaltung der historischen Werte in unserer Stadt, beginnend mit dem Kampf um den Erhalt der „Villa Sophia“, der prächtigen Gründerzeitvilla am Emstor. Es war ein Kampf gegen Windmühlenflügel, denn die Mehrheit des Rates erkannte den Wert dieses einzigartigen Denkmals aus der Glanzzeit der Textilindustrie nicht und gab einem kurzfristigen wirtschaft-lichen Vorteil die Priorität. Noch heute ist der Abriss des Sophienstiftes eine schmerzende Wunde in unserer Stadt.

Es sollte damals aber noch schlimmer kommen. Eine grundlegende Neugestaltung der Innenstadt wurde geplant – auch Warendorf sollte autogerecht werden. Dass dadurch historische Straßenzüge komplett abgerissen werden mussten, sollte als unvermeidlicher Kollateralschaden in Kauf genommen werden. Wie gut, dass damals der auf über 1000 Mitglieder angewachsene Heimatverein mit seinem durchsetzungsstarken Vorsitzenden Dr. Paul Leidinger dieses Unheil abwenden konnte und eine Altstadtsanierung durchsetzte, die aus dem eher grauen Landstädtchen eine farbenfrohe, liebenswerte Stadt machte, in der sogar verfallene Gademe zu urigen Fachwerkhäuschen wurden. So konnte aus der unbekannten Kleinstadt ein beliebter Wohnstandort, ja sogar ein Touristenziel werden.

Ein gar nicht unwichtiges Puzzlestück war auch die Tatsache, dass Du, lieber Paul, an die Universität Münster berufen wurdest und hier mit historisch interessierten jungen Menschen arbeitetest und viele Studenten motivieren konntest, sich mit der Geschichte der Stadt Warendorf zu befassen und wenn ich mich richtig erinnere, hast Du damals auch den jungen Studenten Stefan Baumeier gewonnen, der Anfang der 1970er Jahre für seine Dissertation die Bürgerhäuser der Stadt Warendorf erforschte – eine unendlich wichtige Grundlage für die Altstadtsanierung.

Ja, und Deine Arbeit mit den münsteraner Historikern hat auch dem Heimatverein einen bedeutenden Zugewinn beschert. 1971 hast Du die „Warendorfer Schriften“ als Publikationsorgan des Heimat-vereins ins Leben gerufen. Diese Schriften erfreuen sich noch heute großer Beliebtheit als Quelle von Geschichte und Geschichten und werden nicht nur durch Deine eigenen Beiträge bereichert, sondern auch durch die Deiner Studenten.

Untrennbar verbunden ist der Name Paul Leidinger mit der dreibändigen Stadtgeschichte, die im Jubiläumsjahr 2000 der Bevölkerung übergeben werden konnte. Solch ein umfassendes Werk hat es seit der Kirchengeschichte von Wilhelm Zuhorn nicht mehr gegeben und wir sind Dir, lieber Paul, sehr dankbar, dass Du dieses große Projekt angegangen bist und über 100 Autoren aus dem wissenschaftlichen Bereich, aber auch sachkundige Warendorfer zusammengeführt hast.

Dies ist nur ein kleiner Einblick in Dein vielseitiges Engagement für den Heimatverein und Deine Heimatstadt Warendorf. Den Kampf um den rechten Weg hast Du mit Gradlinigkeit und Zähigkeit gekämpft. Man hat es Dir wahrlich nicht leicht gemacht, aber heute kann man sagen: Es hat sich gelohnt! Ohne Dein Engagement sähe Warendorf anders aus, ohne Dein Engagement wäre Warendorf heute ärmer.

Darum freut sich der Heimatverein sehr, dass die Stadt Warendorf Dich heute mit dem Ehrensiegel auszeichnet – eine wohlverdiente Ehrung, zu der wir Dir ganz herzlich gratulieren.

Auch der Heimatverein hätte Dich gerne zu Deinem 90. Geburtstag in besonderer Weise geehrt, aber Du bist schon Inhaber aller Ehrungen, die der Heimatverein zu vergeben hat. Du bist Ehrenvorsitzender und wurdest mit der Wilhelm-Zuhorn-Plakette ausgezeichnet. Das hast Du aber nie als krönenden Abschluss Deines Engagements gesehen, sondern bringst Dich bis heute aktiv in die Heimatvereinsarbeit ein. Auch dafür danken wir Dir sehr.

Dieses umfangreiche ehrenamtliche Engagement haben Sie, liebe Frau Leidinger, über Jahrzehnte mitgetragen. Sie haben ihrem Mann den notwendigen Freiraum gegeben, Sie haben seine Abwesenheit in der Familie ausgefüllt, ja, Sie haben Ihrem Mann immer den Rücken frei gehalten, damit er sich zum Wohle der Allgemeinheit einsetzen konnte. Dafür sei Ihnen an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön gesagt.

Glück und Segen zu Deinem 90. Geburtstag und eine herzliche Gratulation zur Verleihung des Ehrensiegels der Stadt Warendorf wünscht Dir, lieber Paul, von ganzem Herzen der Heimatverein Warendorf, um den Du Dich so sehr verdient gemacht hast.

 

Mechtild Wolff

für den Heimatverein Warendorf e.V.

Warendorf, den 4. September 2022

 

Pressenbericht der Glocke, Warendorf vom 5. 9. 2022

 

 

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