Wer war der NS-Bürgermeister Kurt Hachmann (1938-1943)?
Großes Interesse am Vortrag von Prof. Leidinger am 10. 3. 2016

Auf reges Interesse stieß der Vortrag von Prof. Dr. Paul Leidinger über den NS-Bürgermeister Warendorfs, Kurt Hachmann. Die Vorsitzende des  Heimatvereins Warendorf, Mechtild Wolff,  konnte im Pfarrsaal St. Marien fast 40 Zuhörer begrüßen.

Kurt Hachmann, aus einer preußisch-katholischen Beamtenfamilie stammend, hatte Jura studiert. Er war in Heidelberg früh in Kontakt zur nationalsozialistischen Bewegung gekommen und brachte es bis zum Gaustudentenführer. Nach dem ersten Staatsexamen in Münster mit Ausrichtung hin zur Kommunalpolitik und Tätigkeiten bei der Stadtverwaltung Bielefeld und anderen Stellen wurde ihm von der NSDAP die Stelle des Bürgermeisters von Warendorf angeboten.

Am 31.Mai 1938 wurde er feierlich in sein Amt eingeführt. Er war nach Prof. Leidinger zwar überzeugter Nationalsozialist, ohne sich aber die Rassentheorien der NSDAP und deren kirchenfeindliche Haltung zu eigen zu machen. Dies wurde seiner Witwe nach dem Krieg von Geistlichen bestätigt. Wegen Schwierigkeiten mit der Partei meldete er sich 1941 freiwillig zum Militär und gilt seit der Panzerschlacht bei Kursk als vermisst. Während seiner nur dreijährigen Tätigkeit als Bürgermeister versuchte er, der Stadt Warendorf ihr kulturelles und historisches Flair zu erhalten.

Zu dem Vortrag waren die beiden jüngsten Söhne von Kurt Hachmann angereist und standen für Fragen zur Verfügung.

Einladung zum Vortrag von Prof. Paul Leidinger: 
Wer war der NS-Bürgermeister Kurt Hachmann (1938-1943)?
Termin: 10. 3. 2016 um 19.00 Uhr
Ort: Pfarrheim St. Marien, Warendorf

 

Über dieses Thema spricht am Donnerstag, dem 10. März 2016, um 19.00 Uhr Pfarrheim St. Marien Warendorf, im Rahmen der Vortragsveranstaltungen des Heimatvereins Warendorf in einem Lichtbildervortrag Prof. Dr. Paul Leidinger.

Unter den zahlreichen Bürgermeistern Warendorfs seit der Stadtgründung um 1200 hatte Kurt Hachmann mit nur drei Jahren eine der kürzesten Amtszeiten. Am 30. April 1938 feierlich eingeführt, meldete er sich im Sommer 1941 freiwillig als Soldat zum Heeresdienst, offenbar um Konflikten mit der Partei vor Ort zu entgehen. Es waren verwandtschaftliche Beziehungen, die ihm den Weg von Warburg nach Warendorf in der NS-Zeit öffneten, und zugleich schwere Jahre eines wirtschaftlichen Rückgangs der Textilindustrie seit 1933 in der Emsstadt, die den jungen Bürgermeister als Hoffnungsträger der NS-Partei in der vom katholischen Milieu und von Abwanderungen bestimmten Stadt vor schwierige Aufgaben stellten.  Durch das NS-Diktat und den 1939 von Hitler begonnenen Krieg wurden sie zunehmend erschwert und in den strukturellen Ansätzen zur Besserung der Lage abrupt abgebrochen. Der Vortrag stellt die Herkunft des Bürgermeisters aus einer zentrumsorientierten katholischen Bürgermeisterdynastie des Paderborner Raumes, sein frühes Engagement für die NS-Partei während des Studiums in Heidelberg seit 1930 und seine Versuche, der Stadt Warendorf – den Tendenzen der Zeit entgegen – ihr kulturelles und historisches Flair zu erhalten, vor. Er bespricht die Auswirkungen der NS-Ideologie in der Stadtpolitik, die durch den Krieg zunehmende Mangelverwaltung in allen Bereichen des öffentlichen Lebens und nicht zuletzt die Gründe, das Bürgermeisteramt mit dem Rock des einfachen Soldaten mit Frontbewährung im Osten zu tauschen, der dabei im Juli 1943 das Leben verlor und die junge Witwe Kurt Hachmanns mit ihren drei noch nicht schulfähigen Kindern in große Überlebensnot brachte. Die zwei jüngsten Söhne Hachmanns, die den Vater kaum mehr kennengelernt haben, aber die Frage nach seinem Wesen bis heute beschäftigt, werden aus dem angestammten Paderborner Raum am Vortrag teilnehmen.

 

 

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