Auf
reges Interesse stieß der Vortrag von Prof. Dr. Paul Leidinger über den
NS-Bürgermeister Warendorfs, Kurt Hachmann. Die Vorsitzende des
Heimatvereins Warendorf, Mechtild Wolff, konnte im Pfarrsaal St.
Marien fast 40 Zuhörer begrüßen.
Kurt Hachmann, aus einer preußisch-katholischen Beamtenfamilie
stammend, hatte Jura studiert. Er war in Heidelberg früh in Kontakt zur
nationalsozialistischen Bewegung gekommen und brachte es bis zum
Gaustudentenführer.
Nach
dem ersten Staatsexamen in Münster mit Ausrichtung hin zur
Kommunalpolitik und Tätigkeiten bei der Stadtverwaltung Bielefeld und
anderen Stellen wurde ihm von der NSDAP die Stelle des Bürgermeisters
von Warendorf angeboten.
Am 31.Mai 1938 wurde er feierlich in sein Amt eingeführt. Er
war nach Prof. Leidinger zwar überzeugter Nationalsozialist, ohne sich
aber die Rassentheorien der NSDAP und deren kirchenfeindliche Haltung zu
eigen zu machen. Dies wurde seiner Witwe nach dem Krieg von Geistlichen
bestätigt. Wegen Schwierigkeiten mit der Partei meldete er sich 1941
freiwillig zum Militär und gilt seit der Panzerschlacht bei Kursk als
vermisst. Während seiner nur dreijährigen Tätigkeit als Bürgermeister
versuchte er, der Stadt Warendorf ihr kulturelles und historisches Flair
zu erhalten.
Zu dem Vortrag waren die beiden jüngsten Söhne von Kurt
Hachmann angereist und standen für Fragen zur Verfügung.
Über
dieses Thema spricht am Donnerstag, dem 10. März 2016, um 19.00 Uhr
Pfarrheim St. Marien Warendorf, im Rahmen der Vortragsveranstaltungen
des Heimatvereins Warendorf in einem Lichtbildervortrag Prof. Dr. Paul
Leidinger.
Unter den zahlreichen Bürgermeistern Warendorfs seit der
Stadtgründung um 1200 hatte Kurt Hachmann mit nur drei Jahren eine der
kürzesten Amtszeiten. Am 30. April 1938 feierlich eingeführt, meldete er
sich im Sommer 1941 freiwillig als Soldat zum Heeresdienst, offenbar um
Konflikten mit der Partei vor Ort zu entgehen. Es waren
verwandtschaftliche Beziehungen, die ihm den Weg von Warburg nach
Warendorf in der NS-Zeit öffneten, und zugleich schwere Jahre eines
wirtschaftlichen Rückgangs der Textilindustrie seit 1933 in der
Emsstadt, die den jungen Bürgermeister als Hoffnungsträger der NS-Partei
in der vom katholischen Milieu und von Abwanderungen bestimmten Stadt
vor schwierige Aufgaben stellten. Durch das NS-Diktat und den 1939 von
Hitler begonnenen Krieg wurden sie zunehmend erschwert und in den
strukturellen Ansätzen zur Besserung der Lage abrupt abgebrochen. Der
Vortrag stellt die Herkunft des Bürgermeisters aus einer
zentrumsorientierten katholischen Bürgermeisterdynastie des Paderborner
Raumes, sein frühes Engagement für die NS-Partei während des Studiums in
Heidelberg seit 1930 und seine Versuche, der Stadt Warendorf – den
Tendenzen der Zeit entgegen – ihr kulturelles und historisches Flair zu
erhalten, vor. Er bespricht die Auswirkungen der NS-Ideologie in der
Stadtpolitik, die durch den Krieg zunehmende Mangelverwaltung in allen
Bereichen des öffentlichen Lebens und nicht zuletzt die Gründe, das
Bürgermeisteramt mit dem Rock des einfachen Soldaten mit Frontbewährung
im Osten zu tauschen, der dabei im Juli 1943 das Leben verlor und die
junge Witwe Kurt Hachmanns mit ihren drei noch nicht schulfähigen
Kindern in große Überlebensnot brachte. Die zwei jüngsten Söhne
Hachmanns, die den Vater kaum mehr kennengelernt haben, aber die Frage
nach seinem Wesen bis heute beschäftigt, werden aus dem angestammten
Paderborner Raum am Vortrag teilnehmen.