Ein erfreuliches Interesse fand am Mittwoch im „Tapetensaal“ des Hauses Klosterstraße 7 ein Vortrag des Heimatvereins. Dr. Ekkehard Gühne sprach vor über 25 Zuhörern über das Thema „Die jüdische Schule in Warendorf und ihre Lehrer“.
Mit Sicherheit haben die Warendorfer Juden durch die Jahrhunderte für den Unterricht ihrer Kinder gesorgt, Näheres dazu ist allerdings erst im 19. Jahrhundert greifbar, als bis 1896 an der Freckenhorster Str. 7 ein „Schul-Local“ bestand, in Nachbarschaft zur neuen Synagoge, die sich die Juden 1808 erbaut hatten.
Wie das schulische Leben dieser Zeit allgemein aussah, mit welchen Sorgen christliche wie jüdische Lehrer zu kämpfen hatten, nicht zuletzt mit ihrer drückenden wirtschaftlichen Lage, das beleuchtete der Vortrag mit manchen treffenden Einzelheiten. Er ging aber auch auch die besondere jüdische Situation ein. Manche wohlhabenden Juden hielten sich für ihre Kinder lieber einen Privatlehrer, andere bevorzugten die christlichen Schulen. Immer wieder gab es Streitigkeiten innerhalb der Gemeinde.
So verwundert es nicht, dass manche Lehrer nur flüchtige Gäste in der Stadt waren. Gleichwohl finden sich unterihnen sehr unterschiedliche Charaktere.
Da gab es einen Aaron Abraham (+ 1833), der sogar tiefsinnige Gedanken über die Bedeutung des Lehrerstandes zu Papier brachte. Ein Leopold Lehmann (+ 1880) aus Lünen konvertierte später zum Christentum und machte in Berlin eine gewisse Karriere. Hermann Silberstein aus Warschau fand bei christlichen Bürgern viel Anerkennung, weniger allerdings bei seinen Glaubensgenossen. Moralisch wenig gefestigt war Wolff Blumenreich (+ 1900); in Bünde von der jüdischen Gemeinde wegen Trunksucht „gefeuert“ kommt er für einige Jahre an die Ems.
Und da gibt es schließlich Wolff Katzenstein, der fast dreißig Jahre hier wirkte und die Schließung der Schule erlebte. Es gab am Ende zu wenige Kinder; die Gemeinde war nach dem Wegzug reicherer Familien verarmt.
Der Gang durch ein Jahrhundert war zugleich ein Gang durch das damalige Warendorf, denn zu vielfältig sind die Verbindungen der Juden mit der damaligen Gesellschaft, deren Teil sie in hohem Maße waren und in der sie sich oft engagierten, vom Bürgerschützenverein bis hin zur „Gesellschaft Harmonie“.
Für das Publikum Grund genug, nach dem Vortrag nicht einfach nach Hause zu gehen, sondern in der Runde noch manche Einzelfrage anzusprechen.
Zu einem Vortrag lädt der Heimatverein Warendorf alle Interessierten ein. Am Mittwoch (19. Oktober) spricht ab 19.30 Uhr im „Tapetensaal“ des Hauses Klosterstraße 7 Dr. Ekkehard Gühne über das Thema „Die jüdische Schule in Warendorf und ihre Lehrer“.
Bis 1896 besaß die jüdische Gemeinde in der Freckenhorster Straße eine eigene Schule; etwa ab 1810 ist Näheres über ihre Schüler und Lehrer bekannt. Der Vortrag beleuchtet zunächst dieses schulische Leben, vergleicht es mit dem der christlichen Schulen und ordnet es in die allgemeine Schulpolitik jener Jahre ein. Er fragt nach den jüdischen Familien, die ihre Kinder in diese Schule schickten, und nach jenen Juden, die das nicht tun wollten. Nicht zuletzt aber widmet er sich den jüdischen Lehrern, die meistens nicht lange in Warendorf blieben und zum Teil Biographien aufweisen, die man zunächst nicht vermuten würde. Gerade diese schärfen aber den Blick auf viele Fragen, mit denen deutsche Juden im 19. Jahrhundert zu tun hatten, wenn sie ihr Verhältnis zur nichtjüdischen Gesellschaft und zu ihren eigenen Glaubensgenossen bedenken wollten.