„Die Familie des Siegmund Cohen (1873-1938), 
 Schicksale Warendorfer Juden im Schatten der Schoah“.
Vortrag von Dr. Ekkehard Gühne
am 29. 11. 12
von Wolfgang Reisner

Vor über 30 Zuhörern folgte Dr. Ekkehard Gühne in einem Vortrag des Heimatvereins Warendorf dem Lebensweg des Siegmund Cohen, Ehemann der Warendorferin Helene Elsberg, und seiner Familie. Siegmund Cohen, aus Kleve stammend, zog 1914 nach einem Aufenthalt  in Russland mit Ehefrau und Kindern nach Warendorf.

Die Kinder Otto, Kurt und Anni besuchten in Warendorf das Laurentianum bzw. die Marienschule. Kurt Cohen studierte nach dem Abitur Medizin, promovierte 1933 und emigrierte nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wegen deren judenfeindlichen Politik nach Südafrika. Der Bruder Otto brach ein Jurastudium ab, verlor als Jude bereits 1933 seine Stelle in einem Industriebetrieb und ging nach manchen Zwischenstationen in den Kibbuz „Givat Brenner“ südlich von Tel Aviv im damals britischen Mandatsgebiet Palästina. Anni Cohen emigrierte 1938 mit ihrer Mutter zu ihrem Verlobten Gustav Klöckner in Südafrika. Als Jüdin hätte sie ihren nichtjüdischen Verlobten aufgrund der Nürnberger Rassegesetzte in Deutschland nicht heiraten können. Der Vater Siegmund Cohen, der ebenfalls mitkommen wollte, erlitt kurz vor der Ausreise auf dem Emdener Bahnhof einem Herzinfarkt und verstarb dort.

Dr. Ekkehard Gühne beleuchtete dann die Kontakte der Geschwister Cohen nach Krieg und Holocaust zu früheren Mitschülern in Warendorf und Umgebung, insbesondere den umfangreichen Briefwechsel von Otto Cohen mit dem Mitabiturienten Josef Beckmann.

 

Dr. Ekkehard Gühne, stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins, spricht über das Thema:
 „Die Familie des Siegmund Cohen (1873-1938), 
 Schicksale Warendorfer Juden im Schatten der Schoah“.

Ein Bild aus friedlichen Zeiten:  Anni Cohen 1927 als Marienschülerin, zusammen mit Georg Hagedorn, Eugenie Göcke  und Anneliese Beste  v.r.

 

 

In den Lebenswegen der Familie Cohen spiegelt sich nicht nur ein Stück Warendorfer Geschichte, sondern auch ein guter Teil des 20. Jahrhunderts, dessen Schattenseite vielen Menschen schmerzliche Schritte aufzwang, insbesondere Juden.

Der Kaufmann Siegmund Cohen kommt aus Kleve, heiratet die Warendorferin Helene Elsberg, verzieht nach Russland, kehrt 1914 mit den Kindern Otto, Kurt und Anni nach Warendorf zurück.

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten beendet das friedliche Leben. Otto emigriert nach Palästina und lebt bis zu seinem Tode in einem Kibbuz. Kurt baut sich in Südafrika eine Existenz als Mediziner auf.

Dorthin entkommen auch Helene Cohen und Tochter Anni mit ihrem Verlobten,

während Siegmund Cohen auf dem Bahnhof in Emden kurz vor der Ausreise mit einem Herzinfarkt zusammenbricht

und wenig später verstirbt.

 

Alle diese Stationen beleuchtet der Vortrag und kann sich dabei auch auf Informationen von Nachfahren stützen,

die heute noch in Südafrika bzw. Israel leben.

So wird nicht zuletzt deutlich, wie die Überlebenden der Verfolgung nach 1945 ihr Verhältnis zu ihrer alten Heimat bestimmten, wie sie an ihr litten, aber doch versuchten, neue Brücken zu bauen.

 

 

Ich glaube, wir können uns auf einen hochinteressanten Vortrag freuen.

Eine gute Woche wünscht Ihnen

Mechtild Wolff

für den Heimatverein Warendorf e.V.

 

 

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