Quo vadis Warendorf? - Wohin geht’s du, Warendorf?
Diese Frage bewegt viele engagierte Bürger unserer Stadt, denn es ist unübersehbar, dass wir gerade in einer Umbruchzeit leben. In der Innenstadt verabschieden sich mehr und mehr die kleinen, feinen, inhabergeführten Geschäfte, die viele Jahre lang das besondere Merkmal Warendorfs waren und von unseren Bürgern und Besuchern sehr geschätzt wurden. Es ist bestimmt schwer, diese Entwicklung zu stoppen, aber dennoch muss es unser Ziel sein, nicht zu einer beliebigen Stadt zu werden. Wenn Warendorf sich nicht mehr von anderen Städten unterscheidet, dann haben wir verloren. Und der Zeitgeist arbeitet nicht für uns, die jungen Leute zieht es in die Großstädte und der Demographie Bericht ist wirklich nicht ermutigend. Im Jahr 2050 soll Warendorf 35 % seiner Bevölkerung verloren haben.
Wie kann man diese Entwicklung zumindest abbremsen?
„Das Kapital unserer Stadt liegt in der Historie!“ und mit diesem
Pfund müssen wir wuchern. Die Bürger und die Besucher fühlen sich in
Warendorf wohl, weil es hier im Gegensatz zu vielen anderen Städten eine
noch relativ intakte historische Altstadt gibt, die eine besondere
Atmosphäre vermittelt. Mit dieser Altstadt muss aber sehr sensibel
umgegangen werden und das ist nicht immer ganz einfach. Zu oft stehen
kommerzielle Interessen im Gegensatz zur altstadtgerechten Gestaltung.
Wir haben in Warendorf ein „Juwel“, das ist die Gestaltungssatzung für
die Altstadt. Leider werden immer wieder Ausnahmen genehmigt, um sich
für einen Investor attraktiv zu machen. Ist das wirklich nachhaltig für
Warendorf? Müssten nicht die Entscheidungsträger das langfristige Wohl
der Stadt im Auge haben? Es muss schon zu denken geben, wenn der
scheidende Baudirektor, Herr Knaup, den Ratsmitgliedern in der letzten
Ratssitzung auf den Weg gab, „sich bei Entscheidungen nicht so
sehr auf blumige Versprechungen von Investoren zu verlassen, sondern
lieber auf das eigene Gespür für eine niveauvolle und angemessene
Entwicklung!“
Ja, die Entscheidungsträger unserer Stadt
sollten sich viel öfter fragen: Was ist gut für Warendorf?
und nicht: Was ist gut für den Investor?
Dass wir mit der Vermarktung der Historie auf dem richtigen Weg sind, zeigen mir die Amerikaner, die uns im Denken ja immer mehrere Jahre voraus sind. Sie standen ja lange in dem Ruf, der Zukunft sehr zugewandt zu sein, das Neue stets als etwas Besseres zu empfinden, allein schon, weil es neu war. Das hat sich grundlegend geändert. Heute sucht der Amerikaner seine Geschichte, seine Wurzeln. Ich komme ja so gelegentlich in den wohl modernsten und auch wohlhabendsten Teil Amerikas, ins Silicon Valley, weil dort unsere Tochter mit ihrer Familie wohnt. Es ist interessant zu beobachten: Man verdient sein Geld in Cupertino, man liebt aber Carmel oder Los Gatos, die historisch gestalteten Städte, wo es niemals erlaubt wäre, Kleiderständer auf den Bürgersteig zu stellen oder gar diese schrecklichen Dreh- Reklamefahnen. Dort gibt es dann auch diese süßen kleinen Spezial-Geschäftchen und die Menschen kommen in Scharen. Das sollte uns zu denken geben.
Wir alle sind gespannt, wie die Entwicklung auf der Emsinsel weitergeht - ein ganz besonders wichtiges Projekt für Warendorf. Ich glaube, wir werden in diesem Jahr noch intensiv darüber diskutieren.
Die Sache Warendorf braucht Begeisterte!
Ich hoffe, Sie sind mit dabei!
Mechtild Wolff JHV 2013
Bild: Helena Haak, WN Warendorf
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