Weit mehr als 50 Interessierte folgten der Einladung des Heimatvereins zu einem Stadtrundgang auf den Spuren der Textilindustrie. Warum begann Mechtild Wolff ihrem Rückblick auf die textile Vergangenheit der Hansestadt Warendorf im Tapetensaal des hochherrschaftlichen Hauses des Hofrates Dr. Katzenberger? Seine Enkelin war es, die Hermann Josef Brinkhaus heiratete, der dann mit seiner großen Familie in diesem Hause lebte und hier die ersten Schritte zum Textilfabrikanten machte.
Dann führte die Vorsitzende des Heimatvereins die große Gruppe zu den beiden außergewöhnlichen Backsteinhäusern an der Kirchstraße. Dort stand die Wiege der Industrialisierung des damals verarmten Landstädtchens Warendorf. Hier startete Hermann Josef Brinkhaus mit seinem Compagnon Eduard Wiemann 1861 die Mechanische Weberei „Brinkhaus und Wiemann“. Die Webstühle wurden nun von einer Dampfmaschine angetrieben. Das Industriezeitalter war auch in Warendorf angekommen, es ging aufwärts!
In der Langen Kesselstraße ist das große Gebäude der Firma „Anton Eickholt und Erben“ ein Zeitzeugnis der einst blühenden Leinen- und Damast Handweberei. Das Erstaunen der Zuhörer war groß, als Mechtild Wolff erzählte, dass diese Handweberei Tisch- und Bettwäsche für die Königin Victoria von England lieferte und auch der König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen seine Damast-Tischwäsche und Mundtücher in feinster Gebildweberei hier kaufte.
Neben einer Vielzahl von alt eingesessenen Firmen wurde auch an die Neugründungen nach dem Krieg erinnert. Gunhild Kimmina erzählte als wahre Zeitzeugin, wie ihre Eltern die „Schürzenfabrik Josef Dieckhoff“ aufbauten. Ihre kleine Tochter nahmen sie natürlich mit in die Firma, die dann in der Lumpenkiste spielen durfte. „Mit den feinen weißen Schürzen haben meine Eltern eine wahre Marktlücke gefunden und waren viele Jahre lang erfolgreich, bis Schürzen aus der Mode kamen.“
Der Streifzug durch die textile Vergangenheit endete am Emstor mit einem Blick in die lange Geschichte der Firma H. Brinkhaus, die im Jahr 2011 nach 132 Jahren zu Ende ging und mit ihr auch die Warendorfer Textilindustrie. „Die Weberstadt Warendorf gibt es nicht mehr. Die Weberei hat über Jahrhunderte die Bürger dieser Stadt ernährt und wegen des „Warendorfer Linnens“ und des hervorragenden Inletts hatte unser kleines Städtchen Weltruf“ sagte Mechtild Wolff zum Abschluss des Textilen Stadtrundgangs.
Was haben diese Gebäude mit der Textilgeschichte der Stadt Warendorf zu tun? Dieser Frage will der Heimatverein bei dem Stadtrundgang „Auf den Spuren der Textilindustrie in Warendorf“ am kommenden Sonntag nachgehen. Treffpunkt ist Sonntag, der
Schon im 16. Jahrhundert war Warendorf bekannt für seine hochwertigen Leinen- und Damastprodukte. Noch heute finden sich in der Altstadt Spuren aus der Zeit der berühmten „Warendorfer Leinwand“, aber auch Produktionsgebäude aus der ersten Zeit der Industrialisierung und der Blütezeit der Warendorfer Textilindustrie. Es ist fast in Vergessenheit geraten, dass unsere Stadt im letzten Jahrhundert zu den bedeutenden Textilstandorten Deutschlands gehörte. Viele Familien fanden hier einen sicheren Arbeitsplatz.
An den Originalstandorten soll am kommenden Sonntag die Geschichte der heimischen Textilindustrie lebendig gemacht werden. Bestimmt können viele Bürger ihre Erinnerungen einbringen, so, wie es in der „Textilwerkstatt“ mit großem Erfolg praktiziert wurde.
Der Heimatverein lädt zu diesem „Textilen Stadtrundgang“ herzlich ein.