10. Textilwerkstatt des Heimatvereins am 7.3.2013 im Tapetensaal
Vom Handwebstuhl zur vollautomatischen Webmaschine und nostalgische Erinnerungen an die 1960er Jahre
von Werner Stock ("Die Glocke", Warendorf)

 

In der zehnten und vorerst letzten Textilwerkstatt wurde am Donnerstag nochmals der Bogen gespannt von den ersten Webstühlen, die bereits im 14. Jahrhundert in Warendorf in jeder kleinen Hütte und in jedem Gadem klapperten bis hin zum Niedergang der einstmals blühenden Textilindustrie am Ende des vergangenen Jahrhunderts. „Aber wir werden weitermachen mit unserer Textilwerkstatt: Für den Herbst planen wir eine Ausstellung mit all unserem gesammelten Wissen, den alten Bildern, produzierten Textilien und erzählten Anekdoten“ meinte Mechtild Wolff am Ende der Informatinsveranstaltung des Heimatvereins.

 

Trotz einer diesmal sehr techniklastigen Textilwerkstatt in den historischen Räumen des Fabrikantenhauses Klosterstraße 7 verlief diese durch die Erlebnisse und Anekdoten von Wolfgang Geisenhanslüke, Willi Schmidt und Klaus Koglin lebendig und mit Esprit. Mechtild Wolff hatte zuvor nochmals den Aufstieg und Niedergang von Warendorf und Freckenhorst als weltweit bekannte Produktionsorte für Textilien beschrieben. „1838 liefen bei Eickhoff im Sommer 400 Handwebstühle. Der englische und preußische Königshof wurde mit feinstem Warendorfer Leinen und Damast beliefert. In fast jedem der 350 Gademe stand ebenfalls ein solcher. 1864 aber wanderten hunderte Weber mit ihren Familien nach Amerika aus, weil sie durch die beginnende Industrialisierung arbeitslos wurden und ihre Familien nicht mehr ernähren konnten“ schilderte Mechtild Wolff das Schicksal der einheimischen Weber. Karl-Josef Ludorff unterstrich dies für die Zeit nach dem 2. Weltkrieg: „1946 fehlten die Webstühle, weil es im Krieg keine Ersatzteile oder gar neue Maschinen gab. Erst in den fünfziger Jahre konnten die Webereien wieder voll durchstarten und ihre Textilien bis in den Vorderen Orient liefern.“ Das bestätigte auch Wolfgang Geisenhanslüke, der als Angestellter der Firma Kreimer vor allem mit der Bundesbahn, den Flugzeugherstellern, der Automobilindustrie und der Bundeswehr in engem Kontakt stand: „Jeder von uns Älteren ist schon auf Kreimer-Velours gesessen!“ meinte er verschmitzt. Doch der Niedergang einer Industrie, die einstmals tausenden von Menschen Lohn und Brot gegeben hatte, sei nicht aufzuhalten gewesen. Nun gelte es, so Mechtild Wolff „unser ganzes Wissen und vor allem das der Zeitzeugen schriftlich zu fixieren und der Nachwelt zu erhalten.“

 

Aber auch das nostalgische Vergnügen kam nicht zu kurz. Mechtild Wolff zeugte Fotos vom Betriebsfest 1961, bei dem das 50jährige Bestehen der Firma Kreimer gefeiert wurde und  vom Betriebsfest 1967 im Schützenzelt, bei dem erstmalig die „Kreimer Bierkrüge“ zum Einsatz kamen, bei dem der TUS Freckenhorst die Bedienung übernahm und eine Modenschau mit schicker Damenmode aus Kreimer-Velours für viel Vergnügen sorgte. Ja, in der Nostalgie-Ecke eines Kleiderschrankes hatte sich wirklich noch ein Kreimer-Plüsch- Kostüm gefunden, das an diesem Wettbewerb der schicksten Velours-Outfits teilgenommen hatte.

 

 

Pressebericht von Werner Stock für „Die Glocke“

 

 

 

    

 Das 10. Treffen  Geschichtswerkstatt "Textil" des Heimatvereins findet statt am Donnerstag, den 7. März 2013 um 17 Uhr im Tapetensaal des Hauses Klosterstr. 7

Das Thema des Treffens ist: Vom Handwebstuhl zum Webautomaten

 

Seit Jahrhunderten klapperte in vielen Häusern der Handwebstuhl. Von Oma und Opa bis zum Kind, jeder half mit, das Leinen für Bett- und Tischwäsche und die Bekleidung zu weben, alles wurde selbst angefertigt. Erst 1861 kam das Industriezeitalter nach Warendorf, als die Firma „Brinkhaus und Wiemann“ die erste mechanische Weberei einrichtete. Nun wurden die Webstühle von einer Dampfmaschine angetrieben.

Beim nächsten Treffen der Textilwerkstatt  soll an Hand von Bildern und eigenem Erleben erforscht werden, wie der Handwebstuhl zum Webautomaten weiter entwickelt wurde. Mit einer Vielzahl von Stoffmustern kann deutlich werden, wie sich die Stoffe durch die Weiterentwicklung der Maschinen und durch neue Moderichtungen verändert haben.

 

Aber auch das nostalgische Vergnügen soll nicht zu kurz kommen. Es sind viele Bilder aufgetaucht, z.B. vom Betriebsfest der Firma Kreimer 1967 im Schützenzelt, bei dem erstmalig die „Kreimer Bierkrüge“ zum Einsatz kamen, bei dem der TUS Freckenhorst die Bedienung übernahm und eine Modenschau mit schicker Damenmode aus Kreimer-Velours für viel Vergnügen sorgte. Vielleicht findet ja noch jemand ein Velourkleidungsstück in der Nostalgie-Ecke seines Kleiderschrankes!

Alle Interessierten sind herzlich zur Textilwerkstatt eingeladen.

 

 

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