In
der zehnten und vorerst letzten Textilwerkstatt wurde am Donnerstag
nochmals der Bogen gespannt von den ersten Webstühlen, die bereits im
14. Jahrhundert in Warendorf in jeder kleinen Hütte und in jedem Gadem
klapperten bis hin zum Niedergang der einstmals blühenden
Textilindustrie am Ende des vergangenen Jahrhunderts. „Aber wir werden
weitermachen mit unserer Textilwerkstatt: Für den Herbst planen wir eine
Ausstellung mit all unserem gesammelten Wissen, den alten Bildern,
produzierten Textilien und erzählten Anekdoten“ meinte Mechtild Wolff am
Ende der Informatinsveranstaltung des Heimatvereins.
Trotz einer diesmal sehr techniklastigen Textilwerkstatt in den
historischen Räumen des Fabrikantenhauses Klosterstraße 7 verlief diese
durch die Erlebnisse und Anekdoten von Wolfgang Geisenhanslüke, Willi
Schmidt und Klaus Koglin lebendig und mit Esprit. Mechtild Wolff hatte
zuvor nochmals den Aufstieg und Niedergang von Warendorf und
Freckenhorst als weltweit bekannte Produktionsorte für Textilien
beschrieben. „1838 liefen bei Eickhoff im Sommer 400 Handwebstühle. Der
englische und preußische Königshof wurde mit feinstem Warendorfer Leinen
und Damast beliefert. In fast jedem der 350 Gademe stand ebenfalls ein
solcher. 1864 aber wanderten hunderte Weber
mit
ihren Familien nach Amerika aus, weil sie durch die beginnende
Industrialisierung arbeitslos wurden und ihre Familien nicht mehr
ernähren konnten“ schilderte Mechtild Wolff das Schicksal der
einheimischen Weber. Karl-Josef Ludorff unterstrich dies für die Zeit
nach dem 2. Weltkrieg: „1946 fehlten die Webstühle, weil es im Krieg
keine Ersatzteile oder gar neue Maschinen gab. Erst in den fünfziger
Jahre konnten die Webereien wieder voll durchstarten und ihre Textilien
bis in den Vorderen Orient liefern.“ Das bestätigte auch Wolfgang
Geisenhanslüke, der als Angestellter der Firma Kreimer vor allem mit der
Bundesbahn, den Flugzeugherstellern, der Automobilindustrie und der
Bundeswehr in engem Kontakt stand: „Jeder von uns Älteren ist schon auf
Kreimer-Velours gesessen!“ meinte er verschmitzt. Doch der Niedergang
einer Industrie, die einstmals tausenden von Menschen Lohn und Brot
gegeben hatte, sei nicht aufzuhalten gewesen. Nun gelte es, so Mechtild
Wolff „unser ganzes Wissen und vor allem das der Zeitzeugen schriftlich
zu fixieren und der Nachwelt zu erhalten.“
Aber
auch das nostalgische Vergnügen kam nicht zu kurz. Mechtild Wolff zeugte
Fotos vom Betriebsfest 1961, bei dem das 50jährige Bestehen der Firma
Kreimer gefeiert wurde und vom Betriebsfest 1967 im Schützenzelt, bei
dem erstmalig die „Kreimer Bierkrüge“ zum Einsatz kamen, bei dem der TUS
Freckenhorst die Bedienung übernahm und eine Modenschau mit schicker
Damenmode aus Kreimer-Velours für viel Vergnügen sorgte. Ja, in der
Nostalgie-Ecke eines Kleiderschrankes hatte sich wirklich noch ein
Kreimer-Plüsch- Kostüm gefunden, das an diesem Wettbewerb der schicksten
Velours-Outfits teilgenommen hatte.
Pressebericht von Werner Stock für „Die Glocke“
Seit Jahrhunderten klapperte in vielen Häusern der Handwebstuhl. Von Oma und Opa bis zum Kind, jeder half mit, das Leinen für Bett- und Tischwäsche und die Bekleidung zu weben, alles wurde selbst angefertigt. Erst 1861 kam das Industriezeitalter nach Warendorf, als die Firma „Brinkhaus und Wiemann“ die erste mechanische Weberei einrichtete. Nun wurden die Webstühle von einer Dampfmaschine angetrieben.
Beim nächsten Treffen der Textilwerkstatt soll an Hand von Bildern und eigenem Erleben erforscht werden, wie der Handwebstuhl zum Webautomaten weiter entwickelt wurde. Mit einer Vielzahl von Stoffmustern kann deutlich werden, wie sich die Stoffe durch die Weiterentwicklung der Maschinen und durch neue Moderichtungen verändert haben.
Aber auch das nostalgische Vergnügen soll nicht zu kurz kommen. Es sind viele Bilder aufgetaucht, z.B. vom Betriebsfest der Firma Kreimer 1967 im Schützenzelt, bei dem erstmalig die „Kreimer Bierkrüge“ zum Einsatz kamen, bei dem der TUS Freckenhorst die Bedienung übernahm und eine Modenschau mit schicker Damenmode aus Kreimer-Velours für viel Vergnügen sorgte. Vielleicht findet ja noch jemand ein Velourkleidungsstück in der Nostalgie-Ecke seines Kleiderschrankes!
Alle Interessierten sind herzlich zur Textilwerkstatt eingeladen.