Lebendige Erzählungen gab es in der wieder sehr gut besuchten 6. Textilwerkstatt des Heimatvereins im historischen Tapetensaal.
Zur Einführung berichtete die Vorsitzende Mechtild Wolff in der Reihe: „Heimische Textilfirmen“ über die Firma „Bruns und Debray“, die schon 1925 mit einer pfiffigen Geschäftsidee an den Markt gegangen waren: Sie gründeten eine Näherei, in der Webwaren, die in Warendorf produziert wurden, zu Berufsbekleidung verarbeitet wurden. Zuerst spezialisierte sich die Firma auf die Bekleidung für Bergleute, heute wird individuelle Berufsbekleidung mit eingesticktem Firmenlogo für alle Berufssparten hergestellt.
„Die Betriebsfamilie, was war das?“ Zu diesem Thema konnten viele der Teilnehmer aus eigenem Erleben berichten. In sehr lebendiger Erinnerung waren die Betriebsfürsorgerinnen, Schwester Christel bei der Firma Brinkhaus und Frl. Leyers bei der Firma Kreimer. Sie waren Ansprechpartnerinnen und Helferinnen in allen Lebenslagen, leisteten erste Hilfe in Notfällen, halfen bei Krankheiten in den Familien, besorgten schnell eine Wohnung für neue Mitarbeiter und vieles mehr. Sie wussten immer Rat.
Die Beschaffung von Wohnraum war in den Nachkriegsjahren ein großes Problem. Darum bauten die Firmen Werkswohnungen, halfen bei der Gründung von Wohnbaugesellschaften und gewährten Betriebsangehörigen Darlehen zu Hausbau. In den schweren Jahren im und nach dem Krieg versorgten die Firmen ihre Betriebsangehörigen auch oft mit Naturalien, Kleiderstoffen, Decken, Wolle und anderen Dingen für das tägliche Leben.
Man fühlte sich wie eine große Familie, half sich gegenseitig und feierte auch gern miteinander. Von den jährlichen Jubilar-Ehrungen, die bei der Firma Brinkhaus fröhlich in der Werkskantine mit gutem Essen und Trinken und Tanz zu den Klängen der Brinkhaus-Werkskapelle stattfanden, wurde anschaulich erzählt.
In der nächsten Sitzung am 8. November sollen die so sehr beliebten Betriebsfeste, Betriebsausflüge und Kinderfeste zum Thema gemacht werden. Im Bericht über die „Heimischen Textilfirmen“ soll beim nächsten Mal über die Geschichte der Firma Kreimer berichtet werden. Mechtild Wolff erzählte die „Vorgeschichte der Firma Kreimer“. 1864 war die Not bei den Handwebern so groß, dass fünf der sechs Kinder des Freckenhorster Webers Johann Heinrich Kreimer in die USA auswanderten, um dort ihr Glück als Farmer zu suchen. Das Farmland stellte der Staat Illinois kostenlos zur Verfügung. Nur der 12jährige Josef blieb in Freckenhorst, um für seine alten Eltern zu sorgen. Er begründete 1906 die mechanische Weberei „Josef Kreimer“ in Freckenhorst. 1913 gründete sein Sohn Theodor die Firma „Theodor Kreimer“, die zu einer der bedeutendsten Plüschfabriken Europas wurde.