Der erste Warendorfer Bahnhof von 1887
Der 8. Februar 1887 war ein denkwürdiger Tag für Warendorf: Zum ersten Mal fuhr ein Zug in den neu erbauten Bahnhof an der Wallpromenade ein. Auf dem Bahnsteig, damals noch „Perron“ genannt, standen die Honoratioren der Stadt zur Begrüßung bereit, unterstützt von der Stadtkapelle, die „Ein Hoch auf den Kaiser“ spielte. Nun endlich hatte das aufstrebende Landstädtchen den Anschluss an die große, weite Welt bekommen, dafür hatte der Textilfabrikant Hermann Josef Brinkhaus viele Jahre lang gekämpft. Voller Stolz blickten die Warendorfer auf das prachtvolle Bahnhofsgebäude im neugotischen Stil, das sinnigerweise die Form einer Lokomotive hatte.
Schon nach 15 Jahren, im Jahr 1902, wurde dieser
Bahnhof überflüssig. Neben der Ost-Westverbindung nach Münster und Rheda
entstand eine neue Nord-Süd-Bahnlinie. Die Westfälische Landeseisenbahn
hatte eine Strecke von Warendorf über Freckenhorst, Ennigerloh nach
Neubeckum angelegt. Die Bahntrasse konnte aber nicht so gebaut werden,
dass sie am bestehenden Bahnhof mündete, das Lehrerseminar und die
Häuser an der Breede standen im Weg. So musste man sich 1902
entschließen, etwa 500 m weiter westlich einen neuen Bahnhof zu bauen.
Dort konnten sich die beiden Bahnlinien treffen. Vorher wurden aber noch
die Geleise hinter den „Alten Bahnhof“ gelegt - heute verläuft die B64
auf der alten Bahntrasse.
Das alte Bahnhofsgebäude musste nun eine neue
Verwendung finden. Lange wurde es als Finanzamt genutzt und von der
Familie des Seminarlehrers Arthur Rosenstengel bewohnt, der das
ehrwürdige Gebäude zusammen mit seinen 10 hochmusikalischen Kindern mit
den Klängen der Geigen, Harfen, Klarinetten und Trompeten erfüllte. Mit
den Jahren wurde der „Alte Bahnhof“ immer sanierungsbedürftiger und
stand viele Jahre lang leer. Es gab mehrere Pläne, die aber immer den
Abbruch des „Alten Bahnhofs“ vorsahen. Die Stadt widerstand klugerweise
diesen Abbruchanträgen. Vor einigen Jahren kaufte dann ein mutiger
Warendorfer Unternehmer den großen, sehr heruntergekommenen „Alten
Bahnhof“ und verwandelte ihn in elfmonatiger Bauzeit in ein modernes
Büro- und Praxisgebäude. Das historische Aussehen in Lokomotiven-Form
wurde erhalten, die Außenfassade konnte mit neuer Strahltechnik
vorsichtig gereinigt werden und erstrahlte bald im alten Glanz. Das
Innere bekam eine moderne Gestaltung. Im April 2013 wurde der sanierte
„Alte Bahnhof“ der staunenden Öffentlichkeit vorgestellt und schmückt
heute als beherrschendes Gebäude wieder die Wallpromenade.
Wie gut, wenn nicht sofort der Abbruchbagger kommt,
es findet sich irgendwann doch noch eine gute Lösung.
Der "Alte Bahnhof nach der Sanierung von 2013