Einen etwas andersartigen Rundgang durch die Altstadt machte der Heimatverein mit einer großen Gruppe interessierter Bürger am Sonntagvormittag. Denkmäler und historische Bürgerhäuser wurden nicht nur von außen angesehen, sondern: „Heute stehen die Menschen im Vordergrund, die einst in unserer Stadt gelebt haben, in einer ganz anderen Zeit, unter ganz anderen Bedingungen und die sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise für ihre Heimatstadt engagiert haben“, betonte Mechtild Wolff.
Den Anfang machte das Denkmal von Bernard Overberg im Park des „Alten Lehrerseminars“. Er war der Pionier für die Verbesserung des Schulwesens im 18. Jahrhundert und bot erstmalig als „Lehrer der Lehrer“ eine Ausbildung für Lehrer an. Er führte Schulbänke, Lehrerpulte, Wandtafeln und Kreide in den münsterländischen Schulen ein. Seiner Idee ist es zu verdanken, dass Warendorf ein Königlich Preußisches Lehrerseminar bekam, was damals ein wichtiger wirtschaftlicher und kultureller Faktor für das Landstädtchen war. Seminaristen, Lehrer und die Warendorfer Bürger sammelten 1889 Geld, um Overberg dieses Denkmal errichten zu können. Amüsant waren die Schülerstreiche und die wechselvolle Geschichte dieses Denkmals im letzten Jahrhundert.
Am alten Bahnhof sahen viele Teilnehmer zum ersten Male, dass das Bahnhofsgebäude die Form einer Lokomotive hat. Allgemein wurde der Freude Ausdruck gegeben über die gelungene Renovierung des Schmuckstücks an der Wallpromenade. Am Haus von Wilhelm Zuhorn an der Brünebrede erinnert eine Gedenktafel an das vielfältige Wirken des Geheimen Justizrates und der die „Kirchengeschichte der Stadt Warendorf“ schrieb, die 1918 herausbracht wurde. An der Oststraße erinnerte Wolff an den bedeutenden Verleger Carl Leopold, der auch im Dritten Reich mutig seinen Weg als katholischer Verleger ging und an seinen Nachbarn Joos Brandkamp, der Farbe in unsere Stadt brachte. Für Erstaunen und Heiterkeit sorgte die schöne Geschichte von Clara Schmidt und den mutigen Warendorfer Frauen, die sich 1924 mit der Frauenliste vier Sitze im Stadtparlament erkämpften. „Wir beglückwünschen und grüßen die Warendorfer Suffragetten!“ titelte damals sogar eine Londoner Zeitung. Die benachbarte „Warendorfer Kunstmeile“ bot Anlass, das Leben des Künstlers Heinrich Friederichs näher zu betrachten. Vorbei am Haus der wohlhabenden Textilverlegerfamilie Zumnorde ging der Stadtgang weiter zum Marktplatz, wo das engagierte Wirken von Wilhelm Veltman in Erinnerung gerufen wurde. „Hätte Wilhelm Veltmann nicht immer wieder seine Stimme erhoben und mutig für die Erhaltung der historischen Bausubstanz in der Altstadt gekämpft, sähe Warendorf heute anders aus“, betonte Mechtild Wolff. Den Abschluss bildeten die großen Gebäude der ersten mechanischen Weberei an der Kirchstraße, die die leider in Vergessenheit geratene Wohltäterin Anna Lüninghaus 1898 gekaufte, um dort die erste Kleinkinderbewahrschule in Warendorf einzurichten. Sie begründete mit ihrem Vermögen die „Marienstiftung“, die schon vielen Menschen in Not geholfen hat.
„Denkmäler erzählen ihre Geschichte“ bildete das Thema eines
Stadtrundganges, zu dem der Heimatverein eingeladen hatte. Die
Vorsitzende Mechtild Wolff begann den Rundgang mit über 30 Teilnehmern
am Overberg-Denkmal vor dem Alten Lehrerseminar. Sie wies auf die
Bedeutung Overbergs für die Lehrerausbildung im Fürstbistum Münster hin,
vergaß auch nicht auf die wechselvolle Geschichte des Denkmals selbst
hinzuweisen.
Weiter ging es vorbei am alten Bahnhofsgebäude an der
Wallpromenade zum Wohnhaus von Wilhelm Zuhorn an der Brünebrede. Zuhorn,
Verfasser der 1918 erschienenen Kirchengeschichte der Stadt Warendorf,
war auch Mitbegründer und erster Vorsitzender des Vorläufers des
heutigen Heimatvereins gewesen. Auf der Oststraße wies Mechtild Wolff an
vier Gebäuden auf für die Stadt bedeutende Personen hin. So den Verleger
Carl Leopold und seine Schwierigkeiten während des Dritten Reiches,
ferner den Maler Joos Brandkamp, der Farbe auf die bis dahin grauen
Häuserfassaden gebracht hatte. An Clara Schmidt und die Frauenliste, die
bei der Kommunalwahl 1924 vier Sitze im Stadtrat errang, wurde erinnert
und schließlich an den Textilverleger Zumnorde, der das Haus Oststraße 6
hatte errichten lassen.
Den Abschluss des Rundganges bildete zunächst auf dem Markt das
Haus Wilhelm Veltmans. Der Einsatz von ihm für die Erhaltung der
historischen Altstadt wurde gewürdigt. Auf dem Kirchplatz wies die
Vorsitzende des Heimatvereins vor den Gebäuden, in denen die Firma
Brinkhaus & Wiemann zuerst produziert hatte, auf Anna Lüninghaus hin,
die in einem der Gebäude einen Kindergarten eingerichtet hatte.
Treffpunkt
ist um 10.30 Uhr
am Overberg-Denkmal vor dem Alten Lehrerseminar
an der Freckenhorster-Straße 43
Wer war eigentlich dieser Bernard Overberg, dessen Denkmal uns
ja sehr vertraut ist? Warum wird er der „Lehrer der Lehrer“ genannt? All
diese Fragen wollen wir am Overberg-Denkmal im Park des „Alten
Lehrerseminars“ beantworten.
Bei dem anschließenden Gang durch die Altstadt sollen die
schönen Bürgerhäuser nicht nur von außen betrachtet werden, sondern
Mechtild Wolff wird von den Menschen erzählen, die hier einst gelebt
haben und sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise für ihre
Heimatstadt engagiert haben. In Erinnerung gerufen wird Clara Schmidt,
die mutige Begründerin der Frauenliste, der Geschichtsforscher Wilhelm
Zuhorn, der Verleger Carl Leopold, der Künstler Heinrich Friederichs,
der Retter der historischen Altstadt Wilhelm Veltmann und viele mehr.