Das Foto zeigt drei deutsche Zivilangestellte in Warendorf, die dort
Lastwagen der britischen Armee reparierten und den Arbeistpass zum
Betreten des gesperrten Gebietes hinter dem Alten Laurentianum.
Auf
Einladung des Heimatvereins hielt der Dortmunder Historiker Jürgen
Gojny über das Leben im Kreis Warendorf unter der britischen
Militärregierung Warendorf einen Vortrag im Tapetensaal des Hauses
Klosterstraße 7. Ausgehend von der bedingungslosen Kapitulation der
Wehrmacht stellte er die Teilung Deutschlands in vier Besatzungszonen
und die unterschiedliche Behandlung der Bevölkerung in den
Besatzungszonen dar. Der heutige Kreis Warendorf gehörte zur britischen
Besatzungszone, im südlichen Kreisgebiet wie z. B. Wadersloh bildeten
belgische Truppen die Besatzungsmacht. Für die Bevölkerung bestand
zunächst eine nächtliche Ausgangssperre von 20 Uhr abends bis 7 Uhr
morgens. Führende örtliche Nationalsozialisten wurden in
Internierungslager verbracht. Da im zerstörten Münster geeignete
Räumlichkeiten nicht zur Verfügung standen, residierte die britische
Militärregierung für Westfalen zunächst in Warendorf. In großem Umfang
wurden zur Unterbringung der Besatzungsmacht Häuser in Warendorf
beschlagnahmt, die von ihren Bewohnern kurzfristig zu räumen waren. Auch
Schulgebäude wie das Alte Lehrerseminar (Gymnasium Laurentianum) und die
Marienschule dienten als Unterkunft für Dienststellen der britischen
Militärregierung. Für Heimatvertriebene und
arbeitslose Einheimische bestand die Möglichkeit, als Zivilangestellte
bei der Besatzungsmacht zu arbeiten.
Jürgen Gojny ging auch auf den Wiederbeginn des politischen Lebens durch die Erlaubnis, politische Parteien zu gründen, und die Einsetzung politischer Beiräte ein. In Warendorf versuchte dabei der von den Briten eingesetzte Landrat Alois Zurbonsen, die SPD von einer Mitwirkung in dem Beirat für die Stadt auszuschließen. Die Wohnraumzwangsbewirtschaftung zur Unterbringung der ankommenden Heimatvertriebenen und die Gerichtsbarkeit der Militärregierung bildeten weitere Punkte des Vortrages. Eine rege Diskussion schloss sich an. Am Ende dankte die Vorsitzende des Heimatvereins, Mechtild Wolff, Herrn Gojny im Namen der über 25 Zuhörer für den informativen Vortrag.