Am Allerheiligen-Sonntag trafen sich auch in diesem Jahr wieder
viele traditionsbewusste Heimatfreunde auf unserem Friedhof, dem Ort der
Ruhe und des Friedens und dem Ort der Erinnerung an liebe Angehörige und
Freunde und an Menschen, die für unsere Stadt bedeutend waren. Ja, unser
Friedhof ist mit seinen vielen historischen und modernen Grabdenkmalen
ein Spiegelbild unserer Gesellschaft.
Bei den jährlichen Friedhofsrundgängen des
Heimatvereins soll an den Gräbern von klugen und mutigen Warendorfer
Bürgern ihr Einsatz und ihre Bedeutung für unsere Stadt in Erinnerung
gerufen werden.
Am
Grab der Pionierin Clara Schmidt wurde die spannende Geschichte der
Vorkämpferin der Frauenliste lebendig, die 1924, also vor genau 100
Jahren, mit mutigen Warendorfer Bürgerfrauen vier Sitze im
Stadtparlament erkämpfte.
Das Hauptthema des diesjährigen Friedhofsrundgangs
war dann die Entwicklung Warendorfs als Schulstadt, mit einem
Schwerpunkt auf höhere Schulbildung für Mädchen. Es waren natürlich
überwiegend Lehrer und Lehrerinnen, die sich mit ganz viel Herzblut
dafür einsetzten, dass auch in dem kleinen Landstädtchen Warendorf gute
Schulbildung stattfand. In der Volksschule vermittelten tüchtige
Volksschullehrer den Kindern solides Wissen und viele praktische
Fähigkeiten – ihnen muss allergrößte Hochachtung gezollt werde. Sie
legten ein tragfähiges Fundament für die zukünftigen Handwerker,
Beamten, Lehrer und Unternehmer.
Aber das Land braucht auch Ärzte, Juristen und
Wissenschaftler aller Art, bei denen eine Hochschulausbildung
Voraussetzung ist. Dafür ist eine gymnasiale Schulbildung notwendig!
Warendorf hatte da schon eine sehr lange und tragfähige Tradition, es
gab das Gymnasium Laurentianum, eine der ältesten Schulen im
deutschsprachigen Raum, dessen Anfänge bis 1329 zurückgehen. Natürlich
war das Gymnasium nur für Jungen. Lange hatten die jungen Mädchen auch
hier keine Möglichkeit für eine akademische Ausbildung. Erst Pauline
Hentze sorgte mit der Gründung einer höheren Töchterschule dafür, dass
auch sie eine höhere Schulbildung bekommen konnten. 1906 legte dann
Pastor Strumann den Grundstein für die Marienschule, die dann von den
Direktorinnen Dr. Maria Moormann und Therese Kampelmann zum Lyzeum
ausgebaut wurde und 1941 zum Abitur führte. Sie alle leisteten
Pionierarbeit und begründeten den guten Ruf Warendorfs als „Stadt der
Schulen“.
Pauline Hentze | Theresa Kampelmann | Pfarrer Franz Strumann | Dr. Maria Moormann |
Das Laurentianum hatte nach wie vor einen wesentlichen Anteil
an dem anspruchsvollen Bildungsangebot in Warendorf – stellvertretend
für die vielen verdienstvollen Lehrer dieser Schule zeigten ein paar
Episoden aus dem Lehreralltag von Mr. Blum den Geist der Schule.
Nicht unterschätzen sollte man die Bedeutung des
Königlich-Preußischen Lehrerseminars, das seit 1882 die wichtigste
Lehrerausbildungsstätte war, aber auch ein Kulturfaktor für unser
kleines Landstädtchen. Einen nicht unwesentlichen Anteil daran hatte
Arthur Rosenstengel, der als Musiklehrer nicht nur über 1000 Lehrer
ausbildete, sondern die Warendorfer auch mit spektakulären Konzerten
zusammen mit seinen 10 hochmusikalischen Kindern erfreute. Einen
besonders schönen Abschluss des Rundgangs präsentierte Hermann Grüter
mit dem Abspielen eines Sologesangs aus dem Requiem von Gabriel Fauré –
gesungen von seiner Tochter – sie ist die Ur-Urenkelin von Arthur
Rosenstengel.
Welch ein stimmungsvoller Friedhofsrundgang bei herrlicher
Herbstsonne auf unserem Friedhof mit den liebevoll gepflegten
Grabstätten der verschiedensten Art.
Mechtild Wolff
3. November 2024
Zu
Allerheiligen bekommt der Friedhof wieder besondere Aufmerksamkeit. Er
ist nicht nur ein Ort der Ruhe und des Friedens, er ist insbesondere ein
Ort der Erinnerung an liebe Angehörige und Freunde, aber auch an
Menschen, die für unsere Stadt bedeutend waren. Mit seinen vielen
historischen Grabdenkmalen ist unser Friedhof ein Spiegelbild unserer
Gesellschaft.
Beim diesjährigen Friedhofsrundgang möchte die
Heimatvereins-Vorsitzende Mechtild Wolff an den Gräbern das Lebenswerk
von klugen Bürgern lebendig werden lassen, denen wir das vielseitige
Bildungsangebot in Warendorf zu verdanken haben. Pauline Hentze sorgte
dafür, dass auch Mädchen eine höhere Schulbildung bekommen konnten und
Pastor Strumann legte den Grundstein für die Marienschule, die dann von
den Direktorinnen Dr. Maria Moormann und Therese Kampelmann zum Lyzeum
ausgebaut wurde. Am Laurentianum kämpften Lehrer wie Mr. Blum auch in
der NS-Zeit für ihre Schüler und Arthur Rosenstengel sorgte als
Musiklehrer am Lehrerseminar für musikalische Highlights in Warendorf.
Mit den Erinnerungen an diese engagierten Lehrer soll das vergangene
Jahrhundert wieder lebendig werden.
Zum Beginn des Rundgangs wollen wir am Grab von Clara Schmidt an die
mutigen Frauen erinnern, die 1924, also vor genau 100 Jahren, den Frauen
einen Sitz im Stadtparlament erkämpften.
Zum Friedhofsrundgang am Sonntag lädt der Heimatverein alle
Interessierten herzlich ein. Auch in diesem Jahr werden wieder
Sitzgelegenheiten bereitgestellt. Die Teilnahme ist wie immer
kostenfrei.
Mechtild Wolff für den Heimatverein Warendorf