Nun
ist der Band 47/48 der „Warendorfer Schriften“ und der „Kiepenkerl“ Nr.
70 fertiggestellt.
Der Heimatverein steht mit seinen Publikationen in einer langen
Tradition. Die ersten „Warendorfer Schriften“ wurden 1971 unter dem
Heimatvereinsvorsitzenden Dr. Paul Leidinger herausgebracht. Mit
der nächsten Ausgabe können wir eine Jubiläumsschrift erstellen, denn
dann werden die „Warendorfer Schriften“ 50 Jahre alt.
Die Herausgabe einer Heimatvereinspublikation ist allerdings schon
viel älter. Als Wilhelm Zuhorn 1902 den Heimatverein gründete, gab er
die Vereinszeitschrift „Warendorfer Blätter für Orts- und Heimatskunde“
heraus. Damit wollte er möglichst weiten Volkskreisen die ereignisreiche
Vergangenheit zugängig zu machen, was ihm auch bestens gelang. Noch
heute sind diese Warendorfer Blätter eine wichtige Quelle für
Informationen über unsere Geschichte.
Gerade vor zwei Wochen haben die beiden Preisträger der
„Wilhelm-Zuhorn-Plakette“ Walter Suwelack und Wolfgang Budde in
Zusammenarbeit mit Dr. Paul Leidinger ein Ergänzungsbändchen mit bislang
unbekannten Zuhornschen Erforschungen herausgebracht, dieses Mal sogar
mit Bildern, die in der Zuhornschen Kirchengeschichte ja leider fehlten,
weil dafür beim Druck 1918 nicht genügend Papier verfügbar war.
Das ist heute anders, die WS sind mit einer Fülle von Bildern
ausgestattet und haben sich seit der Gründung 1971 von einem kleinen
Heftchen zu diesem stattlichen Buch entwickelt - zu einer wahren
Fundgrube für Geschichte und Geschichten und wir hoffen sehr, dass auch
in dieser Jahresgabe für alle Mitglieder etwas Interessantes zu lesen
ist. Uns ist es sehr wichtig, den Inhalt vielseitig zu gestalten.
Neben den WS, die ja im zweijährigen Turnus erscheinen, gibt der
Heimatverein jährlich den Kiepenkerl heraus. Hier wird über
Vereinsaktivitäten, über Veranstaltungen, über die
Jahreshauptversammlung und auch über allgemein interessierende Themen
berichtet.
Dem gesamten Redaktionsteam sei an dieser Stelle ein herzliches
Dankeschön gesagt. Auch den zahlreichen Autoren sind wir sehr zu Dank
verpflichtet. Denn nur durch die Vielzahl Artikelschreiber haben wir
solch ein buntes Kaleidoskop an Beiträgen.
Die „Warendorfer Schriften“ und der „Kiepenkerl“ sind kostenlose
Jahresgaben für unsere Mitglieder und werden von Heimatvereinsaktiven
den Mitgliedern frei Haus zugestellt.
Warendorf (pw) - Sie seien „eine wahre Fundgrube für Geschichte
und Geschichten“, sagt Mechtild Wolff über die „Warendorfer Schriften“,
und die Vorsitzende des Heimatvereins ist begeistert: „Nur durch die
Vielzahl der Autoren haben wir ein solch buntes Kaleidoskop an
Beiträgen“.
Die Bände 47/48 der "Warendorfer Schriften" sowie die
Vereinspublikation "Kiepenkerl" des Heimatvereins haben am Montag (v.l.)
Kurt Heinermann, Norbert Funken, Dr. Ekkehard Gühne, Vorsitzende
Mechtild Wolff, Harald Otto, Wolfgang Reisner, Gisela Gröne und
Professor Dr. Paul Leidinger vorgestellt. Bild: Wild
Alle zwei Jahre kommen die Heimatblätter seit 1971 heraus,
jeweils mit einem Doppelband. Als am Montag die beiden aktuellen Bände
47 und 48 vorgestellt wurden, gab es bereits einen Ausblick auf die
nächste Veröffentlichung 2021. Zum Fünfzigsten der Schriftenreihe sollen
die Bände 49 und 50 erscheinen, und selbstredend soll der
Jubiläumsausgabe besondere Aufmerksamkeit sicher sein.
Der aktuelle Band ist in einer Auflage von 530 Exemplaren
gedruckt worden. Die 470 Mitglieder des Heimatvereins werden die
Publikation als Jahresgabe kostenlos erhalten, der Rest der Auflage wird
im Buchhandel verkauft. In gleicher Stückzahl ist auch die alljährliche
Vereinszeitschrift des Heimatvereins, der „Kiepenkerl“, gedruckt worden.
Professor Dr. Paul Leidinger, früherer Kreisheimatpfleger, ist
traditionell Herausgeber der „Warendorfer Schriften“. Die Schriftleitung
hierfür liegt in den Händen von Wolfgang Reisner.
Theaterjahrbuch 1919 ziert Titel
Die Titelseite der Bände 47 und 48 ziert diesmal die
Aufschlagseite des Theaterjahrbuchs 1919 des Verlags Franz Wulf, über
den Klaus Gruhn recherchiert hat. Norbert Funken hat sich mit der
Fischerei in der Ems und in den Stadtgräben beschäftigt, und Mechtild
Wolff hat ihre Nachforschungen über Auswandererschicksale anhand der
Freckenhorster Familie Kreimer zusammengetragen.
Wolfgang Reisner hat über die Präsenz Warendorfer Kaufleute,
insbesondere jüdischer Bürger, auf Jahrmärkten in der Region
geschrieben, und Jürgen Gojny informiert über die Nachkriegswirren unter
britischer Militärbesatzung. Über das Sozialpädagogische
Schwesternseminar und Kindergärten in Warendorf ab 1945 hat Pater Karl
Neufeld einen Beitrag verfasst, und Professor Dr. Paul Leidinger befasst
sich mit der Integration Heimatvertriebener und „Aspekten einer
Patenschaft und Freundschaft“ mit dem Kreis Reichenbach.
Persönlichkeiten wie Jacob Sally Katzenstein, Heinrich Blum,
Maria Moormann und Theresia Kampelmann sind Beiträge gewidmet. Antonius
Stuke zeigt die Eine-Welt-Arbeit in Warendorf auf, Ricarda Reker-Nass
lässt 25 Jahre „Aktion Kleiner Prinz“ Revue passieren, Martina
Grundkötter blickt auf 30 Jahre Partnerschaft der früheren Pfarrgemeinde
St. Marien mit der ghanaischen Partnergemeinde in Walewale zurück, und
Rolf Hartmann hat über die „Kettenbuch-Bibliothek“ in Warendorfs
polnischer Partnerstadt Olesnica geschrieben. Biografisches,
Mitteilungen und Vereinsnachrichten runden die Themenpalette ab.
Geschichten sind wichtige Informationsquellen. Sie können auch
Erstaunliches oder Kurioses erzählen – wie in den neuen Warendorfer
Schriften und dem Kiepenkerl.
Kurt Heinermann, Norbert Funken, Dr. Ekkehard Gühne, Mechtild
Wolff, Harald Otto, Wolfgang Reisner, Gisela Gröne und Prof. Dr. Paul
Leidinger (v.l.). Foto: Jörg Pastoor
Als die Stadt noch ein eigenes Schiff hatte, setzte es der
damalige Rat nicht nur für verschiedene Transportzwecke ein, sondern
auch fürs Fischen. Karpfen, Neunaugen, Hechte – die gab es reichlich.
Wenn mal wichtiger Besuch nach Warendorf kam, 1652 zum Beispiel, dann
holten die Pförtner aus Ems, Teichen und Stadtgräben auch schon mal 152
Pfund Karpfen, die Fürstbischof Christoph Bernhardt von Galen der Gast
auf den Tisch bekam.
„Vom Fischfang in der Ems“ ist Norbert Funkens Betrag
überschrieben. Es ist einer der Artikel in der Rubrik zur Geschichte des
15. bis 19. Jahrhunderts, die in den aktuellen „Warendorfer Schriften“
des Heimatvereins stehen. Band 47/48, wieder herausgegeben von Prof.
Dr. Paul
Leidinger, ist 184 Seiten stark und jetzt im Handel.
Das Buch, das stellte Vereinsvorsitzende Mechtild Wolff am
Montag im Tapetensaal des Bürgerhauses Klosterstraße heraus, verkaufe
sich gut. Als Paul Leidinger noch Wolfs Amt innehatte, erschien 1971 die
erste Ausgabe. Mit der nächsten – alle zwei Jahre aufgelegten – gebe es
also eine Jubiläumsausgabe.
Neben dem Fischfang, den alte Ratsrechnungen dokumentieren,
widmet sich ein weiterer Beitrag den Handelsbeziehungen, die – vor allem
jüdische – Kaufleute vor Jahrhunderten auf den Send in Münster und
andere Jahrmärkte führten. Alte Zeitungsanzeigen belegen, was Händler
wie die Jacobs, die Windmüllers oder Levi Leffmann anboten.
In die jüngerer Vergangenheit führt Klaus Gruhns Text über den
Theaterverlag Franz Wulf, dessen Katalogtitel aus den 1920er Jahren auch
auf dem neuen Schriftenband steht. Die Jahre unter der britischen
Militärregierung zwischen 1945 und 1949 im Kreis Warendorf waren Thema
für Klaus Gojny, während Paul Leidinger der Städtepatenschaft zwischen
Reichenbach und Warendorf einige Seiten widmet. Über Warendorfer
„Exilanten“ wie Jacob Sally Katzenstein (1864 bis 1921) und Warendorfs
Ehrenbürger Heinrich Blum geht es im Kapitel „In Warendorf geboren, in
der Ferne gewirkt“.
Ein
zunehmend präsentes Thema – neu ins Werk aufgenommen – ist der
Bereich „Warendorf und die Eine Welt“. Drei Autoren stellen hier die
Arbeit für Entwicklungsländer in der Pfarrei St. Laurentius, die Aktion
Kleiner Prinz und die Partnerschaft mit Walewale in Ghana näher vor.
Im halben Zeittakt der „WS“ erscheint der Kiepenkerl. Unter
Redaktionsleitung von Gisela Gröne stehen hier jeweils die neuesten
Dinge aus dem Leben des 450 Mitglieder starken Vereins, aber wie auch in
den Schriften Aufsätze. Mechtild Wolff etwa hat sich um die ihrer
Schilderung nach „schillernde Persönlichkeit“ des Musikers Kuno
Stierlin (1886 bis 1967) gekümmert. Dessen Vorfahren
hatten die Löwen-Apotheke besessen, er war ein eigensinniger, aber
hochbegabter Musiker mit umfangreichem Werk.
„Kuno Stierlin war eine schillernde Persönlichkeit“
Mechtild Wolff
In einem weiteren Artikel beleuchtet Wolfgang Reisner den
wahren Kern in der Binse, dass Geld nicht stinkt: Er war auf eine
amtliche Bekanntmachung von 1842 gestoßen, in der der Magistrat den „bei
der Reinigung der Stadtgräben gewonnene Moder“ an Ort und Stelle
meistbietend versteigern wollte. Der Schlamm war damals bei den
Warendorfern als Dünger für die eigenen Flächen begehrt, die Stadt hatte
so schon ihr eigenes Recycling-System, bevor Stoffkreisläufe überhaupt
so hießen.