Auch in diesem Jahre präsentierte der Heimatverein im Tapetensaal des
Hauses Klosterstraße 7 seine schon Tradition gewordene musikalische
Serenade. Den Roten Faden des Programms lieferte eine einzige Familie,
nämlich die von Johann Sebastian Bach (1685-1750), dessen Vorfahren,
Verwandte und Nachkommen über lange Zeit das musikalische Leben im
mitteldeutschen Raum (und nicht nur dort) prägten. - Unter Stoffmangel
litten Meike Bruckmann (Klarinette), Rica Bruckmann (Flöte), Klaus
Dinger (Violoncello), Dr. Ekkehard Gühne (Flöte), Klaus Kemmer
(Klavier), Josef Muth (Viola) und Dr. Hartwig Quirll (Violine), allesamt
bloße Liebhaber der Tonkunst, also nicht.
Nach einer kleinen Perle („Air“) des großen Thomaskantors
wandten sie sich zunächst der Verwandtschaft zu, nämlich dem Sohne eines
Vetters, Johann Ernst Bach, der lange in Eisenach wirkte und nach
Ausweis seiner Sonate in D-Dur (Klavier und Violine) weitaus mehr als
ein wackerer Kantor war.
Von den zwanzig Kindern des großen Meisters überlebten nur
zwölf das dritte Lebensjahr, und von diesen wiederum wurden vier
bedeutende Komponisten. Wilhelm Friedemann (1710-84) z. B. glänzte als
Orgelvirtuose vor allem in Dresden und Halle; dieser technische
Anspruch, verbunden mit tiefer Musikalität, prägte auch eine
Klaviersonate in D-Dur.
Carl Philipp Emanuel (1714-88), lange Jahre in Berlin und
Hamburg tätig, ließ die tiefen Umbrüche erkennen, die sich teilweise
schon vor dem Tode des Vaters vollzogen. Sein Quartett in a-Moll liebte
die sentimentalen Schlenkerchen, ohne die klare Struktur zu verdunkeln.
Als Kapellmeister am Hofe von Bückeburg verbrachte Johann
Christoph Friedrich (1732-95) den größten Teil seines musikalischen
Lebens, ohne für seine Zeitgenossen neue Maßstäbe zu setzen.Gleichwohl
ist seine Musik liebenswürdig und geistreich, wie ein spritziges
Klaviertrio in D-Dur bewies. Mit ihm endet beinahe die Produktion der
Musikerfamilie Bach, denn nur noch sein Sohn Wilhelm Friedrich Ernst
(1759-1845) war im kleineren Umfang als Komponist tätig. Eigentlich
schade, wie man nach seinem Trio in G-Dur eigentlich bemerken musste.
Den wunderbaren Frühlingsabend beschloss der Bachsohn, der wohl
am weitesten in der damaligen Welt herumgekommen ist, von Italien bis
England: Johann Christian (1735-81). Sein Quintett in D-Dur wies ihn als
Tonsetzer aus, der gefällig, aber doch nicht seicht schreibt und immer
weiß, was dem Gemüt seiner Hörer schmeichelt und zugleich jene Spielwitz
ausstrahlt, der die Musik nicht ins Sentimentale absacken lässt.
Den erfreulich zahlreichen Zuhörern gefiel diese Mischung; sie
sparten nicht mit Beifall.
Auch in diesem Jahre lädt der Heimatverein alle Intererssierten zu einer
musikalischen Serenade ein, die am Samstag (26. Mai) um 19.30 Uhr im
„Tapetensaal“ des Hauses Klosterstraße 7 beginnt. Unter dem Motto
„Insgesamt aber sind sie gebohrne Musici…“ (J. S. Bach) spielen, betreut
von Dr. Ekkehard Gühne, insgesamt sieben Musiker, Streicher und Bläser,
insgesamt sechs Werke, die allesamt eins gemeinsam haben: Ihr Komponist
gehört zu der weit verzweigten Musikerfamilie Bach, die mit Johann
Sebastian Bach (1685-1750) ihren größten Meister hervorbrachte, aber
auch viele andere Komponisten von Rang vorweisen kann.
Neben den vier bekannteren Söhnen des Thomaskantors (Wilhelm
Friedemann, Carl Philipp Emanuel, Johann Christoph Friedrich und Johann
Christian) kommt auch die weitere Verwandtschaft (Johann Ernst Bach) zu
Wort, und schließlich auch der letzte bekannte Komponist der Familie,
Wilhelm Friedrich Ernst Bach, Klavierlehrer in Berlin.
Einige Hinweise werden versuchen, die Musiker in ihre Zeit
einzuordnen und so auch von dort her die Musik lebendiger werden zu
lassen.