Bericht von der Serenade am 1. 6. 2019
von Dr. Ekkehard Gühne

„Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie.“ – Wer mit dieser Erwartung am Samstag die „Serenade“ im „Tapetensaal“ des Hauses Klosterstraße 7 besuchte, wurde enttäuscht, denn auch das mittlerweile achte Konzert, das der Heimatverein an dieser Stelle veranstaltete, verleugnete nicht, was eine Serenade sein soll: eine geistreiche Unterhaltung am besten zur Sommerzeit, keineswegs ein Eintauchen in die tiefsinnigen Probleme des Seins.

Die stellvertretende Vorsitzende des Heimatvereins, Beatrix Fahlbusch, konnte zur Serenade über 20 Besucher begrüßen. Sie wies darauf hin, dass die Serenade als ein Teil von Heimatpflege zum achten Male stattfinde. Unter der Gesamtleitung von Dr. Ekkehard Gühne hatten sich insgesamt fünf Instrumentalisten auf diesen Abend vorbereitet: Rica Bruckmann (Flöte), Meike Bruckmann (Klarinette), Klaus Dinger (Violoncello) und Dr. Hartwig Quirll (Violine), gewissermaßen generationenübergreifend, denn zwei der Mitwirkenden haben noch frische Erinnerungen an ihre Schulzeit.

Mit seinem Divertimento in B-Dur (Hob. II: 46) stimmte Joseph Haydn in den Abend ein und empfahl sich nicht nur mit dem bekannten „Chorale St. Antoni“, den kein geringerer als Brahms mit anspruchsvollen Variationen würdigte.

Dann aber ging es eher um „Kleinmeister“, die das Abschätzige dieser Bezeichnung überzeugend von sich weisen konnten. Mit Wilhelm Friedrich Ernst Bach (1759-1845), einem Enkel des Thomaskantors, ging die berühmte Musikerfamilie zu Ende. Leider, musste man nach dem hübschen Trio in D-Dur sagen, denn diese interessante, etwas schwerblütige Musik brauchte sich nicht zu verstecken. - Zeitlich weiter zurück ging es dann mit einem Concerto von Johann Christian Schickardt (1681-1762), der als ausgebildeter Flötist wohl wusste, wie gute Gebrauchsmusik in der italienischen Barocktradition klingen muss.

Der zweite Teil des Abends öffnete sich der Klassik im engeren Sinne, zunächst mit dem Quartett in F-Dur (Op. IV Nr. 4) von Carl Stamitz (1746-1801). Er verleugnete seine Herkunft aus der berühmten Mannheimer Schule nicht, flocht aber auch geschickt die kleinen musikalischen Galanterien ein, welche eine empfindsame Zeit liebte. Bewährtes vertrat noch einmal Haydn (Londoner Trio Nr. 1), ehe das Finale dem jüngsten Sohne des Thomaskantors galt: Johann Christian Bach (1735-81), dem Londoner Bach. Musikalisch stieß er weit die Tore auf, beeinflusste besonders den jungen Mozart, feierte große Erfolge und musste dann doch in späteren Jahren feststellen, dass er immer weniger dem sich wandelnden Zeitgeschmack entsprechen konnte. Aus seinen besten Jahren stammt das hier gespielte Quintett in D-Dur (Op. XI Nr. 6), dessen heiterer Grundton so recht zu diesem beinahe schon sommerlichen Abend passte.

Einige erklärende Worte zu den Werken und Komponisten durch Dr. Ekkehard Gühne machten es den Zuhörern leichter, sich von der Musik einer doch schon fernen Vergangenheit gefangenehmen zu lassen. Fünf Liebhaber der Musik lieferten keine professionelle Spitzenleistung, wohl aber eine Hausmusik im besten Sinne des Wortes, die durchaus ihre Ansprüche stellte, vor allem aber durch ihre Lebendigkeit einem sehr interessierten Publikum zwei vergnügliche Stunden bereitete.

 

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