„Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie.“ –
Wer mit dieser Erwartung am Samstag die „Serenade“ im „Tapetensaal“ des
Hauses Klosterstraße 7 besuchte, wurde enttäuscht, denn auch das
mittlerweile achte Konzert, das der Heimatverein an dieser Stelle
veranstaltete, verleugnete nicht, was eine Serenade sein soll: eine
geistreiche Unterhaltung am besten zur Sommerzeit, keineswegs ein
Eintauchen in die tiefsinnigen Probleme des Seins.
Die
stellvertretende Vorsitzende des Heimatvereins, Beatrix Fahlbusch,
konnte zur Serenade über 20 Besucher begrüßen. Sie wies darauf hin, dass
die Serenade als ein Teil von Heimatpflege zum achten Male stattfinde.
Unter der Gesamtleitung von Dr. Ekkehard Gühne hatten sich insgesamt
fünf Instrumentalisten auf diesen Abend vorbereitet: Rica Bruckmann
(Flöte), Meike Bruckmann (Klarinette), Klaus Dinger (Violoncello) und
Dr. Hartwig Quirll (Violine), gewissermaßen generationenübergreifend,
denn zwei der Mitwirkenden haben noch frische Erinnerungen an ihre
Schulzeit.
Mit seinem Divertimento in B-Dur (Hob. II: 46) stimmte Joseph Haydn
in den Abend ein und empfahl sich nicht nur mit dem bekannten „Chorale
St. Antoni“, den kein geringerer als Brahms mit anspruchsvollen
Variationen würdigte.
Dann aber ging es eher um „Kleinmeister“, die das Abschätzige dieser
Bezeichnung überzeugend von sich weisen konnten. Mit Wilhelm Friedrich
Ernst Bach (1759-1845), einem Enkel des Thomaskantors, ging die berühmte
Musikerfamilie zu Ende. Leider, musste man nach dem hübschen Trio in
D-Dur sagen, denn diese interessante, etwas schwerblütige Musik brauchte
sich nicht zu verstecken. - Zeitlich weiter zurück ging es dann mit
einem Concerto von Johann Christian Schickardt (1681-1762), der als
ausgebildeter Flötist wohl wusste, wie gute Gebrauchsmusik in der
italienischen Barocktradition klingen muss.
Der zweite Teil des Abends öffnete sich der Klassik im engeren Sinne,
zunächst mit dem Quartett in F-Dur (Op. IV Nr. 4) von Carl Stamitz
(1746-1801). Er verleugnete seine Herkunft aus der berühmten Mannheimer
Schule nicht, flocht aber auch geschickt die kleinen musikalischen
Galanterien ein, welche eine empfindsame Zeit liebte. Bewährtes vertrat
noch einmal Haydn (Londoner Trio Nr. 1), ehe das Finale dem jüngsten
Sohne des Thomaskantors galt: Johann Christian Bach (1735-81), dem
Londoner Bach. Musikalisch stieß er weit die Tore auf, beeinflusste
besonders den jungen Mozart, feierte große Erfolge und musste dann doch
in späteren Jahren feststellen, dass er immer weniger dem sich
wandelnden Zeitgeschmack entsprechen konnte. Aus seinen besten Jahren
stammt das hier gespielte Quintett in D-Dur (Op. XI Nr. 6), dessen
heiterer Grundton so recht zu diesem beinahe schon sommerlichen Abend
passte.
Einige erklärende Worte zu den Werken und Komponisten durch Dr.
Ekkehard Gühne machten es den Zuhörern leichter, sich von der Musik
einer doch schon fernen Vergangenheit gefangenehmen zu lassen. Fünf
Liebhaber der Musik lieferten keine professionelle Spitzenleistung, wohl
aber eine Hausmusik im besten Sinne des Wortes, die durchaus ihre
Ansprüche stellte, vor allem aber durch ihre Lebendigkeit einem sehr
interessierten Publikum zwei vergnügliche Stunden bereitete.