„Grün ist die Altstadt“ war der Titel einer Führung des
Heimatvereins am Sonntagvormittag. Nahezu 150 Gartenliebhaber
bevölkerten schon vor Beginn der Führung den Marktplatz und wurden von
der 1. Vorsitzenden Mechtild Wolff herzlich begrüßt: „Die Menschheit hat
sich das Paradies seit jeher als Garten vorgestellt, mit duftenden
Blumen, immergrünen Bäumen und üppigen Früchten. So sind wir in
Warendorf ja am richtigen Platz, denn im alten Heimatlied heißt es ja
auch ‚Stadt in Wiesen, Stadt in Gärten‘ und ‚Von der Linden Luft
umzittert‘“ begann sie ihre Ausführungen auf den Stufen der
Rathaustreppe. Dabei zeigte sie sich wenig überrascht vom großen Zulauf
und meisterte die Etappen durch die Gärten souverän: „Dann machen wir
das eben wie bei einer Prozession“.
So schlängelten sich die Interessierten durch die ausgesuchten
Gärten, wobei Mechtild Wolff sowohl verborgene private als auch
öffentliche grüne Inseln ansteuerte. Sie sprach auch die Problematik des
zunehmenden Bedarfs an Parkplätzen in der Innenstadt an, dem der ein
oder andere Garten zum Opfer fiele. „Will man die Altstadt lebendig
halten bedarf es nun mal einiger Kompromisse. Dass Wichtigste dabei ist
aber, dass ihr einmaliger Charakter nicht verloren gehen darf“ stellte
Irmgard Schmieder fest, der die Führung „ausnahmslos gut gefiel.“ Unter
den Gartenfreunden waren auch einige junge Leute zu sehen, die sich für
die Gestaltung der Stadt interessierten. „Ich bin einfach neugierig und
kann hier Ecken und Nischen sehen, die mir sonst verborgen blieben“
meinte Matthias Elfenkämer und für seine Freundin Lisa Hoppe, die im
Schulviertel wohnt, „sind diese herrlichen Gärten und Flächen ein Grund
wieder in die Innenstadt zu ziehen. Dass es diese Fleckchen hier gibt
hätte ich nicht erwartet!“ Die Garten-Führung wurde durch die
Erklärungen von Mechtild Wolff zur Stadtgeschichte ergänzt und die
Besitzer der Gärten mussten die Entstehung ihrer Schmuckkästchen ob der
Vielzahl ihrer Besucher oft etappenweise schildern. Diese erlebten eine
Führung voller Überraschungen in liebevoll und ideenreich gestalteten
Gärten, die allesamt eine bezaubernde Liebenswürdigkeit ausstrahlten und
für sich und ihre Gestalter sprachen. Nicht nur die große Zahl der
Interessierten, sondern auch die Schönheit dieses Rundgangs riefe nach
einer baldigen Wiederholung dieser von Wilhelm Veltmann vor Jahrzehnten
ersonnenen Führung, war am Ende das Fazit der vielen Führungsgäste.
Die Führung startete am Straßengarten der Familie Beckmann im
Kletterpohl, ging dann durch den Blumengarten der Familie Frönd entlang
der Ems, um an der Kanonenburg im ehemaligen Veltmann´schen Garten die
andere Seite von „Grün ist die Altstadt“ aufzuzeigen. Der Innenhof des
ehemaligen Krankenhauses, der Garten der Gesellschaft Harmonie mit der
uralten Blutbuche und zwei Gärten der Familien Dilla, die hinter deren
Häuser in der Langen Kesselstraße liegen, waren weitere Stationen. Die
uralte Platane im Hof des ehemaligen Laurentianums, das heute die
Stadtbücherei beherbergt, wurde danach begutachtet und natürlich durfte
die lindengesäumte Promenade auf dem Rundgang nicht fehlen. An den
blumengeschmückten Gademen in der Wallgasse, der Petersiliengasse und
Pumperie entlang ging es zur letzten Station, dem Garten von Klaus
Krahn: Hinter dem aus einem ruinenähnlichen Gebäude neuerstandenen
Fachwerkaus ging der Rundgang mit lebendigen Erklärungen des Hausherrn
zu Goethe und Ginko zu Ende.