Zur Begrüßung der über 70 Teilnehmer des „Runden Tisches“ sagte Mechtild Wolff:
„Was jeder Einzelne von uns im Kleinen erreicht, das prägt unser Land im Ganzen. Jeder einzelne Beitrag mag klein erscheinen, doch alle zusammen prägen unser Land.“ So sagte unsere Bundeskanzlerin in ihrer diesjährigen Neujahrsansprache.
Ja, es kommt auf jeden Einzelnen an, auch in unserer Stadt.
Das wissen Sie genauso gut wie ich, und darum sind Sie heute hier zum Gespräch am Runden Tisch gekommen. Ich begrüße Sie alle sehr herzlich und freue mich sehr, dass so viele ihren Sonntagvormittag opfern, um über wichtige Entwicklungsschritte in unserer Stadt zu diskutieren.
Ich freue mich besonders, dass die Politik zu zahlreich vertreten ist mit Vertretern der CDU, der SPD und der FDP.
Herr Pesch, der neue Bauamtsleiter hat sich leider nicht bereit
erklärt, heute am Runden Tisch teilzunehmen. Er hat mir mitgeteilt, dass
er den Zeitpunkt für eine öffentliche Diskussion für verfrüht hält und
hat uns an die Politik verwiesen, denn, so sagt Herr Pesch: Die
Verwaltung hat hier lediglich eine beratende und ausführende Funktion.
Herrn Gantefort, der für Stadtplanung zuständig ist, haben wir
auch eingeladen, er hat aber nichts von sich hören lassen. Die neue
Denkmalschützerin der Stadt WAF, Frau Engelmann, hat ihr Kommen
zugesagt, aber ist sehe sie nicht.
Besonders freue ich mich, dass ich Herrn Egon Klaus, den ehemaligen Denkmalschützer hier sehe und Herrn Volker Cornelsen, den ehemaligen Leiter des Tiefbauamtes. Ich denke, wir werden Ihre Sachkunde hier gut gebrauchen können.
Unser Augenmerk gilt heute der Sanierung unseres Marktplatzes.
Der Marktplatz ist schon lange ein Sorgenkind in unserer Stadt. Die letzte Sanierung war vor ca. 25 Jahren. Die Außenbereiche, die mit rotem Porphyr-Kleinpflaster ausgeführt worden sind, kann man als sehr gelungen angesehen. Im Mittelbereich wurde Grauwacke verlegt, optisch eine sehr schöne Kombination, nur die Qualität der Ausführung ließ von Anfang an zu wünschen übrig. Der Mittelbereich war immer ein Stein des Anstoßes, die Begehbarkeit war schlecht. Schon seit langem ist man sich darüber im Klaren: Hier ist Handlungsbedarf.
Vor einigen Jahren tat sich dann etwas auf dem Marktplatz, das „1670“ eröffnete und strebte genau wie das „In Mezzo“ eine ausgedehnte Außengastronomie an. Das hatten wir uns zur Belebung des Marktplatzes schon lange gewünscht. Und eines Tages traute man seinen Augen nicht, ein Drittel unseres Marktplatzes war neu gepflastert worden und zwar mit Betonsteinen. Der Heimatverein hatte von dieser Planung nichts mitbekommen und ich habe bis heute noch keinen Bürger gefunden, der davon gewusst hat.
Jetzt war guter Rat teuer, der Marktplatz war zu einem Flickenteppich geworden und die Verwaltung plante möglichst bald die komplette Pflasterung des historischen Marktplatzes mit Betonsteinen. Damit konnte sich der Heimatverein gar nicht anfreunden. Dass man sich ein barrierefreies Pflaster wünscht, ist ja sehr nachvollziehbar, aber das Herz einer historischen Altstadt mit Beton zu pflastern, das ist einfach eine Todsünde.
Von Politik und Verwaltung wurde dieser Weg aber weiter verfolgt, denn Beton ist wesentlich billiger als Naturstein, und da setzte man die Priorität.
Dieses Thema wurde auch in der Mitgliederversammlung des Heimatvereins Ende Januar 2012 diskutiert und man war sich einig: Es muss etwas getan werden. Die Mitglieder waren sofort bereit, selbst etwas zu tun und unterstützten spontan die geplante Spendenaktion des HV. Die Pflastersteinkarten für den stolzen Preis von 5 € per Stück wurden uns aus den Händen gerissen. So waren wir motiviert, auch die Warendorfer Bürger um einen finanziellen Beitrag für ein Natursteinpflaster auf dem Marktplatz zu bitten. Bei Eiseskälte haben wir dann in der Innenstadt mit unseren Sammelbüchsen gerappelt und die Pflastersteinkarten verkauft. Binnen kurzer Zeit haben wir über 1888,78 € gesammelt - es war sehr erfreulich, wie viel Unterstützung wir bekamen. Sogar aus den umliegenden Ortschaften wurden uns Spenden geschickt, denn auch diese Bürger wollten keinen Betonmarktplatz.
Gleichzeitig hat der Heimatverein einen Antrag an den Rat gestellt, mit dem Vorschlag, die Natursteinpflasterung des Marktplatzes mit in das ISEK aufzunehmen, um so bis zu 60% Zuschüsse auch für das Marktplatzpflaster zu bekommen. Das fand aber im UPV Ausschuss bei den beiden großen Parteien gar keine Gegenliebe, sie wollten eine sofortige Pflasterung mit Beton, die nur 55 000 € kosten durfte. Unser Antrag wurde abgelehnt.
Gott sei Dank hatte der Rat dann ein Einsehen und vertagte den Beton-Ausbau, um den Marktplatz mit ins ISEK aufzunehmen.
Dann hörte man lange nichts von diesem Thema, bis Ende September 2013 von der Stadt zu einer Bürgerinformationsveranstaltung in den Sophiensaal geladen wurde. Hier wurden die Pläne für die Neupflasterung des Marktplatzes vorgestellt, jetzt mit Natursteinen. Völlig überrascht waren die ca. 40 Anwesenden, dass nicht nur die sanierungsbedürftige Mitte, sondern der gesamte Marktplatz und das Marktsträßchen und der Ort gepflastert werden sollten und zwar durchgehend in einem glatten Naturstein. Als Beispiel wurde der Kornmarkt in Quedlinburg genannt. Diese Maßnahme sollte die stolze Summe von 800 000 € kosten. Das verschlug den Bürgern die Sprache und in der Presse war zu lesen, dass die Bürger alles andere als begeistert waren. Sie äußerten die große Sorge, dass durch dieses „pseudomodere“ Pflaster der Charakter unseres Marktplatzes verloren geht, der nicht zuletzt durch die schöne Mischung aus rotem Porphyr Kleinpflaster im Außenbereich und größeren Basaltsteinen im Innenbereich entsteht. Viele Bürger äußerten die Sorge, dass der Urcharakter des Marktes auf der Strecke bleibt und das wollte man auf keinen Fall.
Die Verwaltung sah aber nun dringenden Handlungsbedarf, denn der Zuschussantrag musste bald gestellt werden und das Tiefbauamt plädierte vehement für eine Komplettsanierung, weil auch das Kleinpflaster schadhaft sei. Über den Zustand des Untergrundes war noch nichts bekannt.
Der Vorstand des Heimatvereins hat sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt und hat eine Stellungnahme verfasst, die an den Bürgermeister, die Bauverwaltung und die Fraktionen geschickt wurde. Über die Presse wurden die Bürger informiert. Von der Verwaltung und von der Politik haben wir nie eine Antwort bekommen.
Als das Thema Marktplatzneugestaltung am 17.10.2013 in der UPV Sitzung diskutiert wurde, haben wir uns gewundert, dass weder die sehr eindeutige Bürgermeinung, noch unsere Stellungnahme bei den großen Parteien Erwähnung fand. Die politische Mehrheit ließ sich schnell von der Notwendigkeit eines neuen Untergrundes mit 60 cm Tiefe überzeugen und stimmte einer Totalsanierung für 1,2 Mio. € zu. Die FDP und die Grünen kämpften für eine kleine Lösung, unterlagen aber bei der Abstimmung. So wurde der Zuschussantrag für eine Neugestaltung des gesamten Marktplatzes und der beiden Straßen „Im Ort“ und „Marktsträßchen“ auf den Weg gebracht. Und wenn ich das richtig sehe, sind damit die Weichen gestellt für die Sanierung der Innerstadt über das ISEK.
Uns war aber immer noch nicht klar, warum die Bürgermeinungen so gänzlich unter den Tisch fallen konnten. Wir fanden heraus, dass es sich bei der Veranstaltung der Stadt im Sophiensaal ja nur um eine Bürgerinfo gehandelt hat, nicht um eine Bürgerbeteiligung. Bei einer Bürgerinfo spielen die Bürgermeinungen keine Rolle - also, all die Bürger, die sich da in der Diskussion engagiert haben, haben nur für die Mülltonne gesprochen!!! Und unsere Stellungnahme ist da sicher auch gelandet. Wir alle waren ja nicht um unsere Meinung gefragt worden.
Hier am „Runden Tisch“ möchten wir nun gern Ihre Meinung zur Marktplatzsanierung hören.
Eckpunkte der Diskussion:
Nun diskutierten die Teilnehmer des „Runden Tisches“, der ob der Vielzahl der Besucher eher eine sehr gefüllte Gaststätte war, engagiert über die Umgestaltung des Marktplatzes. Konsens war, dass die Barrierefreiheit verbessert werden muss. Vielen Anwesenden war aber die altstadtgerechte Gestaltung von hoher Bedeutung. Wir dürfen nicht jedem Trend nachlaufen, sondern müssen unserem Konzept treu bleiben, nur so haben wir langfristig Erfolg. Während für die meisten der anwesenden Politiker die Neupflasterung des gesamten Marktplatzes für 1,2 Mio. € eine zukunftsweisende Maßnahme bedeutete, wollte sich die Mehrzahl der anwesenden Bürger mit einer Erneuerung des Mittelbereichs begnügen.
Die Umbaumaßnahmen müssen auch für die Gewerbetreibenden verträglich sein. Nicht das optimale Abgreifen von Fördermitteln darf im Zentrum des Interesses stehen, sondern die Verbesserung der Lebensqualität und der wirtschaftlichen Attraktivität. Für viele andere Projekte wird noch Geld gebraucht. Nur durch Straßensanierungen ist keine Attraktivierung der Innenstadt zu erreichen. Es muss wieder eine Aufbruch-Stimmung in der Stadt erzeugt werden.
Der von der Verwaltung für unabdingbar erachtete neue Untergrund des Marktplatzes von 60 cm Tiefe wurde auch von Fachleuten wie Volker Cornelsen negiert: „Der Untergrund muss nicht erneuert werden. Es gibt keine Schlaglöcher als Hinweis auf einen kaputten Untergrund. Es gibt nur kaputte Steine, die erneuert werden müssen.“ Viele Jahre lang ist der Schwerlastverkehr über dieses Pflaster gefahren, ohne Spurrillen zu hinterlassen. Eigentlich kann das jeder mit seinen eigenen Augen sehen, dafür braucht man kein teures Bodengutachten.
Egon Klaus wies darauf hin, dass in einer historischen Stadt nicht alles neu gemacht werden muss, dass aber sehr wohl repariert werden muss. Das ist beim Altstadtpflaster genauso wie bei den historischen Häusern. Er fordert ein Gesamtkonzept für das ISEK, um einen Überblick zu haben, wo Handlungsbedarf ist und wie viel Geld dafür zur Verfügung steht.
Von mehreren Teilnehmern wurde die Emsstraße und die Straße an der Marienkirche als vordringlich sanierungsbedürftig eingestuft.
Der Vorsitzende des UPV-Ausschusses erklärte, dass noch alle Möglichkeiten offen stehen. Der UPV-Beschluss für die große Sanierung des Marktplatzes sei nur für den Zuschussantrag gefasst worden. Man könne dann immer noch überlegen, in welchem Ausmaß ausgebaut werden soll. An der Entscheidung werden dann auch die Bürger beteiligt.
Zum Abschluss der Diskussion zog die Vorsitzende des Heimatvereins das Resümee: „Wir müssen uns entscheiden, ob wir den Charakter der Altstadt erhalten wollen - oder ob wir eine gut begehbare, aber nichtssagende Stadt bevorzugen. Optimal wäre sicher der goldene Mittelweg, der aber nur mit viel Einfühlungsvermögen, Sachkenntnis und Sorgfalt zu finden ist. Diese Entscheidung muss zusammen mit dem Bürger getroffen werde. Unser heutiges Gespräch war ein guter Anfang. “
Mechtild Wolff 26.1.2014
Wir möchten zu dem Thema: „Wie soll der Marktplatz gestaltet
werden?“ die Meinung der Bürger hören. Diese Umgestaltung ist für unsere
Stadt von hoher Wichtigkeit und muss mit Weitsicht und Behutsamkeit
vorgenommen werden. Braucht Warendorf einen komplett neu gepflasterten
Marktplatz für 1,2 Mio. Euro oder reicht die Neupflasterung des
mittleren Bereiches? Ist der Untergrund wirklich marode? Wie lange soll
die Bauzeit sein?
Wie kann im historischen Zentrum unserer Stadt Barrierefreiheit
und Schönheit verknüpft werden? Ist der Marktplatz in Quedlinburg das
richtige Vorbild für uns?
Diese und viele andere Fragen möchten wir am „Runden Tisch“ des
Heimatvereins besprechen. Natürlich können auch weitere Themen wie z.B.
„Warendorf, Stadt des Pferdes“ angesprochen werden. Alle Bürger sind
herzlich zu einem regen Gedankenaustausch eingeladen.
Es wäre schön, wenn auch viele Vorstands- und Beiratsmitglieder
sich in die Diskussion einbringen würden.
Es grüßt herzlich im Namen des Vorstandes des Heimatvereins
Mechtild Wolff, Vorsitzende