Das Pflaster sollten wir auf jeden Fall behalten. Es sollte nur besser verlegt werden und dauerelastisch verfugt werden, damit auch Gehbehinderte besser über den Marktplatz gehen können. Aber Steine von weither brauchen wir bestimmt nicht, wo wir doch selber gute haben. Es gibt sicher noch Straßen genug die ausgebessert werden müssen, für die ja dann sicher noch Geld übrig wäre!
Der Frust über die Abarbeitung des Marktplatzthemas wächst immer mehr und man kann den jeweiligen Schritten durch Verwaltung und Politik immer weniger folgen.
Die vorlegten Pflastervarianten am alten Rathaus geben kein Bezug zu den parallel dargestellten Infotafeln durch eine Fotomontage des Platzes bzw. einen Lageplan mit Pflaster. Die Steinformen und Größen passen nicht. Gepflastert wurden Porphyr mit Großsteinvarianten, im Bild sind drei verschiedene Steine dargestellt, die aber nicht zu den „echten“ Steinen passen. Welche Großsteine sollen denn wo verlegt werden? Kann man es nicht eindeutig vorlegen statt Diskussionen mit Rätzelcharakter zu starten?
Und am 11.9. 16:00 Uhr dann der erklärende Auftritt von Herrn Pesch an den Probeflächen. Fazit: Eigentlich sind alle Muster nicht zu gebrauchen. Entweder gibt es den „passenden“ Stein nicht in ausreichender der Menge oder er ist nicht frost- und belastungssicher oder sie kommen aus Fernost und sind womöglich mit Kinderarbeit belastet oder sehen genauso hässlich aus wie die bereits liegenden Betonsteine. Wozu der ganze Aufwand, wenn alles nur unklarer wird? Wo ist die klare Linie?
Warum wird im Mittelbereich, der kaum von schwerem Gerät belastet wird, nicht das alte Pflaster neu und sauber verlegt? Warum wird keine saubere Verlegung der alten Steine ebenfalls demonstriert, denn so schlecht sind sie nicht, dass sie entsorgt werden müssen.
Ein Hauptargument ist die behinderten gerechte Wegführung. Nur was nutzt es diesen Mitbürgern, die in den seltensten Fällen in Marktnähe wohnen, wenn der Platz „perfekt“ gemacht wird, sie aber nicht hinkommen. Die Wege zum Marktplatz sind das Problem. Die Strecken von den Seniorenheimen sind auf dem dortigen Pflaster kaum zu schaffen. Hier muss eine Verbesserung erreicht werden. Die letzte 20 m zum Kaffee oder Eis würde man auch auf schlechterem Pflaster schaffen.
Also nochmal alles auf null und das Ganze neu überdenken und endlich die Prioritäten richtig setzen.
Mit
einem Plakat, Wahlzetteln und „Wahlurne“ am Rathaus sind Warendorfs
Bürger eingeladen, ein geeignetes, altstadtgerechtes Pflastermaterial
für den Marktplatz auszusuchen. 6 außerdeutsche Pflaster
aus 5 Ländern, säuberlich mit Zement verfugt, stehen zur Wahl.
Aus dieser Pflaster-Vorauswahl dürfen nun Warendorfs Bürger ein
altstadtgerechtes Pflaster wählen.
Es stellt sich die Frage, warum indisches, vietnamesisches,
spanisches, portugiesisches oder belgisches Pflaster
für eine historische westfälische Altstadt passender, damit
altstadtgerechter sein sollten als das zur Zeit vorhandene, seit
Jahrhunderten bewährte Pflaster, die heimische Grauwacke. Die
Haltbarkeit des vorhandenen Pflasters steht mit Sicherheit nicht hinter
den anderen Pflastersteinen zurück. Und das derzeitige Pflaster kann
noch über Generationen den Marktplatz bedecken und gute Dienste tun. Das
Pflaster müsste aufgenommen und besser verlegt werden. Die Fugen sind
teils zu weit, die Oberfläche wegen Absenkungen teils uneben. Vielleicht
muss auch hier und da der Untergrund verbessert werden. Aber die
Qualität der Verlegung, die Fugenweite, die Höhenausrichtung der Steine
und der Untergrund sind Faktoren, die auch die Qualität der anderen
Pflaster bestimmen.
Wenn wir die vertieften ausgefegten Fugen des Marktpflasters mit den säuberlich zementverfugten Auswahlpflastern vergleichen, vergleichen wir Äpfel mit Birnen. Will man hier weitere Flächen versiegeln ? Will man wirklich den Markt völlig mit Zement verfugen ? Hat man dabei auch an die zu erwartenden zunehmenden Starkregen gedacht ? 4 der 6 uns angebotenen Pflaster stellen schon auf dieser kleinen Pflasterstelle eine sterile kalte graue Fläche dar. Würden diese Pflaster verlegt, könnte man gleich Zementsteine verlegen, der Markt wäre tot.
Im Vergleich zu den angebotenen neuen Pflasterflächen fällt auf, wie schön das alte Pflaster farblich changiert, und wie lebendig es dadurch ist. Schlurfen Sie mal mit den Füßen über die Plasterauswahlflächen und über die vorhandene Grauwacke. Sie werden feststellen, dass Sie auf der Grauwacke besser gehen, dass dieses Pflaster, gut verlegt, den anderen Pflastern auch hierin überlegen ist.
In Freckenhorst ist es gelungen auf dem Markt unauffällige, gut angepasste, Naturstein-Laufbänder für Behinderte in das Pflaster zu integrieren. Dies müsste auch in Warendorf möglich sein. Verunzierende über 5 m breite Zementsteinstreifen sind nicht erforderlich, ausreichend wäre eine Breite, dass 2 Rollstühle einander passieren könnten. Von den Angehörigen mehrerer Behinderter hörte ich jedoch, der Markt sei kein Problem, wer es bis zum Markt geschafft habe, der könne auch den Markt passieren.
Zum Beispiel sind die Fugen im Pflaster der Emsstraße teils 5 cm breit und tief, sodass Krankenfahrstühle und Fahrräder darin stecken bleiben. In Münster, Tübingen und anderen Städten werden die Fugen nicht so weit ausfegt so dass die Pflasterflächen keine Gefahr darstellen und begehbar bleiben. Vielleicht müsste man generell das Pflaster in Warendorf anders pflegen, defekte Steine auswechseln, Absenkungen ausbessern und Fugen neu verfüllen. Auch jedes neue Alternativpflaster wird ungepflegt bald so aussehen, wie das Derzeitige.
Übrigens, wäre es den Verantwortlichen ein echtes Anliegen gewesen, die Bürger bei der Entscheidung hinsichtlich des Marktpflasters zu beteiligen, so hätte man neben die anderen zur Wahl stehenden Pflaster auch eine sauber verfugte Pflasterfläche mit der Grauwacke zur Auswahl stellen müssen. Aber hier hat man schon längst eine Entscheidung getroffen.
So fühlt man Absicht, und man ist verstimmt.
Welch
bittere Enttäuschung! Die Aussagen des Baudirektors Pesch entsprechen
nicht der Wahrheit. Von vielen Bürgern war gewünscht worden, die
vorhandene Grauwacke im Mittelbereich des Marktplatzes zu erhalten und
die Begehbarkeit durch besseres Verlegen zu optimieren. Mit Erstaunen
mussten die vielen Interessenten bei der Besichtigung der
Mustersteinflächen hören, dass diese Möglichkeit ausscheidet, weil nicht
genügend Grauwacke vorhanden ist. Die vor einigen Jahren auf dem
Marktplatz entfernten Grauwackesteine sind nicht mehr da. Über den
Verbleib gab es keine Auskunft. Auf ausdrückliche Nachfrage sagte Herr
Pesch, Grauwacke sei auf dem Markt nicht zu bekommen. Die einzigen
verlässlichen Lieferanten für Großsteinpflaster kommen aus Indien,
Vietnam, Spanien und Portugal. Für einen historischen Marktplatz ist das
nicht akzeptabel, zumal das Erscheinungsbild dieser Steine eher an
Betonsteine erinnert als an Natursteine. Außerdem kosten diese Steine
bis zu 180 € pro Quadratmeter, obwohl sie den Qualitätsansprüchen nur
sehr eingeschränkt genügen. Zurück zur Grauwacke: Mit einem Klick im
Internet fand ein Bürger heraus, dass Grauwacke in beliebigen Mengen am
Markt zu kaufen ist, zum Preis von 72 € pro Quadratmeter.
Warum wird in Warendorf gerade mit viel Energie nach der
teuersten Lösung zur Marktplatzsanierung gesucht? Und das in einer
Stadt, die nicht das Geld hat, in der Marienschule eine zumutbare
Toilettenanlage zu bauen oder, wenn man im selben Ausgabetopf bleiben
will, die gefährlich tiefen Rillen in der Emsstraße nicht kurzfristig
verfüllen kann.
Mechtild Wolff