Leserbrief zum Thema „Baulandoffensive“ der Stadtverwaltung
von
Dr. Antonius Kleickmann (4. 3. 2015)

Unter der Überschrift „Mit neuen Ideen für die Emsinsel gegen die Blockadehaltung“  wirbt die Verwaltung für eine Wohnbebauung der Emsinsel. Gleichzeitig berichtet die Presse über die Multivisionsschau des Naturfotografen Markus Mauthe im Sophiensaal. Er dokumentierte die Schönheiten der Erde, machte die Zuhörer aber auch auf deren Gefährdungen aufmerksam. Seine Zusammenfassung: Seit geraumer Zeit übersteigt der Verbrauch natürlicher Recourcen bei weitem deren Erneuerung durch die Natur. Trotzdem ist es nach seiner Einschätzung für die Rettung der Naturschönheiten, die auch gleichzeitig unsere Lebensgrundlagen sind, noch nicht zu spät, nur jetzt müssen wir handeln.

Seit der Informationsveranstaltung des AK Emsinsel vom 27.01.2015 im Emshof wissen wir, dass die Stadt als Anliegerin der Ems nach der Wasser-Rahmenrichtlinie verpflichtet ist, die Bio-Qualität der Ems, die nach einer Erhebung von 2005 in einem schlechten Zustand ist, zu verbessern. Wenn die vorgegebenen Fristen ergebnislos verstreichen, drohen Konventionalstrafen. Das Bemühen der Stadt diese Verpflichtung aufzunehmen ist zunächst einmal anzuerkennen. Allerdings scheinen diese Maßnahmen, soweit sie sich auf den nahen Stadtbereich beziehen unausgegoren zu sein, die Umleitung des Flusses über den Emssee ist aus verschiedenen Gründen problematisch; das der Stadt zugewandte Fließgewässer würde nach diesen Plänen unter Aufgabe der Wehranlage zu einem  von Spundwänden und Beton eingeschlossenen, stehenden, austauscharmen und daher biologisch  problematischen Tümpel degradiert. Und das direkt vor dem Emstor?

Und die Wohnbebauung? Dass ein Wohnungsbedarf besteht, ist sicher nachvollziehbar, hier scheinen mir die Überlegungen  für den Milter Kreisel etc. zielführend. Aber nicht auf der Emsinsel! Eine Insel ist ureigener Bestandteil eines Flusses, hier eine erneute Bebauung zuzulassen hieße die Natur-Sünden der Vorväter zu wiederholen und eine einmalige Chance langfristig zu verbauen.

Statt dessen gilt es mit vollem Elan eine Gestaltungssatzung für  die Emsinsel zu erlassen, die  eine erneute  Bebauung ausschließt. Gleichzeitig gilt es, die vorhandenen Gebäude mit den vorhandenen Fachleuten auf  ihren Erhaltungswert zu überprüfen und bei Bedarf zu sichern. Und schließlich heißt es, für das gesamte Emspark-Gebiet ein neues, nachhaltiges Konzept zu erstellen, das bei der damaligen Bewerbung zur LGS schon ansatzweise vorhanden war.

Es besteht die einmalige Chance, die Natur einer lebenden Emsaue direkt vor dem Emstor erlebbar zu machen, ein Eldorado für Artenvielfalt, Erlebniswelt für Kinder und Jugendliche, Grüne Lunge für die Stadt, Erholungsort für seine Bewohner. Bei Gleichzeitiger Nutzung der Wasserenergie könnte Warendorf als historische, nachhaltige Stadt an einem lebendigen Fluss  Anziehungspunkt für Menschen von Nah und Fern werden. Wer soll das bezahlen? Das Geld dazu liegt in vielen Töpfen Nordrhein-Westfalens, Deutschlands und der EU dazu bereit, nutzen wir die Chance es hierherzuholen zum Wohle unserer Stadt und nachfolgender Generationen. Wir müssen nur handeln – jetzt!

 

 

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