Wie lange können wir diese Idylle noch genießen?
Ja, die Leserbriefschreiber haben bedauerlicherweise sehr Recht. Aus
guten Vorschlägen für eine gemeinwohlorientierte Folgenutzung der
Industriebrache auf der Emsinsel ist ein Investoren- und
Bürokratenmonster geworden, das Warendorf nachhaltig Schaden zufügen
wird. Von anfänglich guten Ideen ist nichts übrig geblieben. Unser
schöner Emspark wird für Jahre in eine Mondlandschaft verwandelt und der
Charme des alten Brinkhaus-Parks wird mutwillig zerstört. Dieser Park
mit seiner liebenswerten Gestaltung und dem alten Baumbestand ist über
mehr als ein Jahrhundert gewachsen und wurde durch eine Streuobstwiese
etc. in den letzten Jahrzehnten liebevoll ergänzt. Das ist jetzt alles
obsolet. Warum? Weil die Fische aus dem unterhalb des Wehres gelegenen
Emsbereich in den oberen Emsabschnitt schwimmen sollen? Würde es darum
gehen, könnte man mit relativ wenig Aufwand auf einem Teil der
Industriebrache einen Durchfluss schaffen und das Problem wäre gelöst.
Der heutige Emslauf würde auch bei Niedrigwasser weiter zum Emskolk
fließen und so könnte ein mückenverseuchtes Stehgewässer im Stadtgebiet
vermieden werden. Der bauliche Aufwand wäre begrenzt und die Qualität
des Naherholungsgebietes Emssee wäre verbessert worden. Stattdessen soll
wohl ein Investor von außerhalb bis weit in den Stadtpark hinein
hochwassersicher eine dichtbebaute „Neue Altstadt“ bauen können. In der
frühen Industrialisierung ist hier ein wasser- und abwasserintensiver
Textilbetrieb mitten in der grünen Emsaue entstanden, wo ihn heute
niemand bauen würde oder dürfte. Statt diesen historisch gewachsenen
Fehler zu beheben, setzt man nun noch eins drauf und will das Areal
zwecks Intensivierung der Bebauung eindeichen. Um diese absurde
Deichbauinsel herum plant man eine neue Ems, für die Emspark und Lohwall
teilweise geopfert werden, mit Kosten von 7,7 Millionen Steuereuros;
vermutlich wird der Geldbetrag noch höher. Wichtig scheint zu sein, dass
auf der Industriebrache Brinkhaus ein schön arrondiertes,
hochwassergeschütztes Gelände entstehen kann - ein Schelm, der Böses
dabei denkt.
Die Bedürfnisse der Warendorfer Bevölkerung sind dagegen
offensichtlich vernachlässigbar. Wie blauäugig war es doch, als wir
Bürger dachten, durch die Neugestaltung der Emsinsel eine Erweiterung
und Aufwertung des Emsparks zu bekommen. Hätte die Stadt das Gelände
gekauft, könnte der „Pfropf in der Emsaue“, der durch die Bebauung
entstanden ist, entfernt werden und die erhaltenswerte Altbausubstanz
eine Warendorf aufwertende Verwertung finden. Auch dafür gibt es
Fördertöpfe!
Die Planungshoheit liegt bei der Stadt und noch hoffe ich, dass
unsere Politiker eine weise Entscheidung treffen werden, die den
Freizeitwert für alle Bürger erhöht und damit unsere schöne Stadt
attraktiver macht.
Mechtild Wolff
Vorsitzende des Heimatvereins Warendorf e.V.